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„Schrauben Sie, wir übernehmen die Details“

Bosch bietet Rundum-Service für Industriewerkzeuge an
„Schrauben Sie, wir übernehmen die Details“

Bosch präsentiert ein Full-Service-Konzept für handgehaltene Industriewerkzeuge. Vor allem bei Schraubern können Anwender viel Aufwand sparen und bestimmte Gemeinkostenanteile um die Hälfte senken.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Thomas Preuß thomas.preuss@konradin.de

Herr Weßling, Herr Gänzler, seit einiger Zeit bieten Sie Industriekunden an, reparaturbedürftige Werkzeuge am Arbeitsplatz abzuholen und sie instand gesetzt wiederzubringen. Zur Motek erweiterten Sie das Konzept. Wie sieht der mögliche Service im Detail aus?
Weßling: Wir bringen neue Schrauber „in Fähigkeit“ und halten sie in Fähigkeit. Und wir suchen die Werkzeuge für die gesetzlichen Prüfungen zusammen, prüfen und verwalten sie. Der Service nennt sich ITSM, Integrated Tool and Service Management, und bezieht sich auf alle handgehaltenen Druckluft-, Hochfrequenz- oder Akku-Industriewerkzeuge. Dazu kommen die elektronisch gesteuerten Schrauber.
Wie gehen Sie bei diesem In-Fähigkeit-Bringen im Einzelnen vor?
Weßling: Wenn ein Kunde neue Schrauber kauft, bedeutet es für ihn einen großen Aufwand, bis die Maschinen einsatzfähig sind. Wir übernehmen das, analysieren die Schraubfälle, für die die Geräte gedacht sind, erfassen die Drehmomente, spielen sie auf Prüfstände auf und speichern sie in den Testgeräten ab. Wir testen die Maschinenfähigkeit und bringen die Werkzeuge in die Produktion. Nach einer kurzen Produktionszeit müssen wir die Nachziehmomente einstellen, damit der Prozess abgesichert ist.
Gänzler: Die Werte werden für die Zertifizierung dokumentiert. Wir kennzeichnen die Schrauber, so dass sie dem jeweiligen Montageplatz zugerechnet werden können. Die Mitarbeiter schauen selbst nach, welches Gerät welche Werte aufweist, wie sie sich im Zeitablauf verändert haben. Wenn die Werte nicht mehr stimmen, können sie sie nachstellen oder ein anderes Gerät einsetzen.
Die kontinuierliche Überwachung muss der Kunde also noch selbst vornehmen?
Weßling: Wir bieten auch das an. Manche Kunden wollen sich um nichts mehr kümmern. VW zum Beispiel hat gesagt: „Wir wollen Autos produzieren. Ihr sorgt dafür, dass die Schrauber am Band eingesetzt werden können.“
Die Dokumentation spielt hauptsächlich bei Automobilbauern und deren Zulieferern eine Rolle. Welche Branchen sprechen Sie noch an?
Gänzler: Prinzipiell jeden, der mit handgehaltenen Geräten arbeitet. Die Automobilindustrie spielt die Vorreiterrolle, die Luft- und Raumfahrtindustrie ist ähnlich weit. Auch der Maschinenbau greift schon auf einzelne Module zu. Diese Kunden wollen beispielsweise statistisch absichern, dass der Schrauber bestimmte Werte schafft.
Wie sieht es mit anderen Werkzeugen aus?
Gänzler: Die Dienstleistungen vor Ort betreffen fast ausschließlich Schrauber, weil die Schraubfälle dokumentiert werden müssen. Wenn ich mit einem Trennschleifer eine Metallstange kürze, ist das Endstück ab. Aber die Verschraubungen müssen auf Dauer fest sitzen, deshalb wird hier viel mehr Aufwand betrieben. Was den Reparaturservice angeht, gilt das Angebot für alle handgehaltenen Werkzeuge.
Was kostet das den Kunden?
Weßling: Einer unserer Kunden, der früher neun Mitarbeiter für Reparatur, Wartung und Einstellung benötigt hat, bekommt dies – bei einem größeren Umfang – nun zum Gegenwert von etwa vier Leuten.
Gänzler: Der Kunde spart Personal, er spart den Platz für die Werkbänke, an denen repariert wurde, und er braucht keine Ersatzteile mehr zu lagern. Zudem wird die Einkaufsabteilung von den Kleinteilen entlastet.
Abgerechnet wird nach Arbeitswerten. Gibt es Überlegungen, beispielsweise eine Anzahl gelungener Verschraubungen zu verkaufen?
Weßling: Ein ähnliches System testen wir gerade mit einem größeren Partner.
Gehen Sie davon aus, dass der Kunde in dem Fall nur Bosch-Geräte einsetzt?
Weßling: Nein. Wir verstehen uns als Dienstleister. Der Kunde soll nicht den Eindruck bekommen, dass wir ihn auf Bosch umstellen wollen. Wir möchten, dass für seine Anwendungsfälle die optimalen Werkzeuge eingesetzt werden. Wenn die Maschinen vom Wettbewerber sind, akzeptieren wir das. Und wir bringen die so in Fähigkeit und warten sie so, wie der Kunde es fordert.
Wenn Sie einem Kunden zusichern würden, dass eine Anwendung mit 25 Schraubfällen fünf Jahre lang rund um die Uhr läuft: Könnte es für Sie nicht teuer werden, auch Wettbewerbsgeräte zu erlauben?
Gänzler: Wir haben ja Erfahrungswerte aus dieser Arbeit. Die Ausfallhäufigkeiten der Werkzeuge sind uns bekannt.
Sie verfügen also über Daten für alle Wettbewerbsmodelle?
Gänzler: Das ist das Schöne an der Sache: Je länger wir daran arbeiten, umso umfangreicher wird unsere Datenbank. Und diese Informationen kumulieren sich seit Jahren auch für die Wettbewerbsmodelle. Wir wissen genau, wer welche Schwächen hat.
Wie reagiert eigentlich der Wettbewerb auf Ihr Angebot?
Gänzler: Die kleinen Wettbewerber sind zum Teil sehr froh. Sie können auf uns verweisen. Manche fragen schon an, ob wir den Service für sie übernehmen. Die größeren Anbieter verfolgen das argwöhnisch.
Weßling: Aber sie sehen, dass wir die Aufgaben sehr zeitnah erfüllen können. Mit den drei größten Wettbewerbern stehen wir im ständigen Kontakt, für einen haben wir schon Dienstleistungen übernommen.
Wie sieht es mit dem Verbrauchsmaterial aus, den Bits?
Weßling: Wir können kundenspezifisch Einsteckwerkzeug mit allen Sonderausführungen schraubfallbezogen liefern. In den Produktionshallen stehen dann Bars, an denen sich die Werker mit Bits oder Nüssen bedienen.
Gibt es bei Ihrem Service Vereinbarungen im Sinne einer Ersparnisquote?
Gänzler: Noch nicht, aber das wollen wir ändern. Die Leute müssen ihrer Geschäftsleitung präsentieren können, wie sehr die Kosten sinken. Dann können sie auch einen Bonus einfordern. Wartungs- und Reparaturarbeiten zählen heute bei vielen Firmen zu den „Soda-Kosten“, die sowieso da sind. Dass man diese Gemeinkosten senken kann, muss erst kommuniziert werden.
Weßling: Mit diesem System ließen sich die Kosten direkt zuordnen. Der Einzelne hätte seine Kosten eher im Blick, ihm würde auffallen, welche Geräte reparaturanfälliger sind – und da könnte er ansetzen.
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