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Schutz vor Pleiten und anderem Ungemach

Kreditversicherung: Vorgesorgt, wenn der Kunde nicht mehr zahlt
Schutz vor Pleiten und anderem Ungemach

Forderungsausfälle wirken sich oft dramatisch aus – nicht selten führen sie zur Insolvenz. Außenstände zu sichern, ist für Unternehmen jeder Größenordnung daher das Gebot der Stunde. Ein professionelles Debitoren-Management in Verbindung mit einer Warenkreditversicherung minimiert die Risiken.

Von unserem Redaktionsmitglied Dietmar Kieser dietmar.kieser@konradin.de

Viele Unternehmen in Deutschland bleiben aufgrund der weiter nachlassenden Zahlungsmoral auf ihren Forderungen sitzen. Um den Geschäftsbetrieb wenigstens vorübergehend aufrechtzuerhalten, ist oft der Gang an die Reserven unvermeidlich. Wer den Risikopuffer Eigenkapital nicht mehr hat, von der Hausbank keine großen Kredite erwarten kann oder von der Pleite eines Großabnehmers mit in den Strudel gerissen wird, wird schnell zum Fall fürs Insolvenzgericht.
In diesem Jahr dürften deutlich mehr als 4 0 000 Unternehmen hierzulande Pleite gehen, schätzt der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e. V. (BDIU) aus Hamburg. 37 700 Firmeninsolvenzen im Jahr 2002 haben zu rund 40 Mrd. Euro Forderungsausfällen geführt. Und es droht noch schlimmer zu werden. Im ersten Quartal dieses Jahres erreichte die Gesamthöhe der offenen Forderungen mit 11,7 Mrd. Euro einen neuen Höhepunkt. Die Ausfälle lagen nach Angaben der Insolvenzgerichte um 18,2 % höher als im Vorjahr. Weitere Pleiten sind wohl unvermeidlich, sollten die Betriebe ihr Forderungsmanagement nicht deutlich verbessern“, warnt Dieter Plambeck.
Der BDIU-Präsident rät mittelständischen Unternehmern, ausbleibende Zahlungen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Und wer trotz Zahlungsrückständen seinen Kunden weiter beliefert, weil er befürchtet, keine Folgeaufträge mehr zu bekommen, „provoziert damit noch mehr Rückstände oder gar Zahlungsausfälle“, prophezeit Plambeck.
Um einen Forderungsverlust von 100 000 Euro auszugleichen, muss ein Unternehmen – bei einer Umsatzrendite von 6 % vor Steuern – 1,6 Mio. Euro mehr umsetzen, haben Experten der Hypo-Vereinsbank, München, ermittelt. Rund 60 % selbst der größeren Lieferanten haben Forderungen nach erfolgter Lieferung nicht abgesichert – ein Versäumnis, das eine Firma schwer schädigen kann. Kritisch wird es bereits, wenn die Zahl der Forderungsverluste mehr als 1 % vom Umsatz beträgt. Hiervon waren im Vorjahr immerhin rund ein Viertel der von der Wirtschaftsauskunftei Creditreform e. V., Neuss, befragten Betriebe betroffen.
Die Außenstände in Sicherheit zu bringen, lautet gerade für kleinere und mittlere Betriebe das Gebot der Stunde. Vorsorgen lässt sich bereits, indem Unternehmen ihr Debitoren-Management konsequent betreiben. „Es macht einfach keinen Sinn, den Kunden immer nur freundlich an offenstehende Rechnungen zu erinnern, meint Anne Sahm von der Creditreform. Ist die Forderung einmal überfällig geworden, lassen sich eine unzureichende Überwachung, Vertragsgestaltung und Besicherung kaum mehr nachholen. Wird hingegen rechtzeitig in den Debitorenzyklus eingegriffen, können Forderungsausfälle vermieden und Zahlungseingänge beschleunigt werden. Ein professionelles Forderungsmanagement fixiert die Zahlungsmodalitäten vertraglich, stellt Rechnungen zeitnah aus und kontrolliert strikt die Zahlungseingänge. Inbegriffen sind auch ein korrektes Mahnwesen, Bonitätsprüfungen, eine Risikoselektion und das Ausloten eines externen Inkassos.
Schutz vor Totalausfällen bietet vor allem die Warenkreditversicherung (WKV). Mit einer solchen Police lassen sich Forderungen aus Warenlieferungen, Werk- und Dienstleistungen absichern – sowohl in Deutschland als auch in wichtigen Exportländern. Hierzulande teilen sich fünf Assekuranzunternehmen den Spezialmarkt, dessen Prämienvolumen Experten auf jährlich rund 1 Mrd. Euro taxieren: Neben dem Hamburger Marktführer Euler Hermes, der Allgemeine Coface in Mainz und der in Köln ansässigen Gerling NCM gehen hierzulande die Zürich Kreditversicherung, Frankfurt/M., und die R+V Versicherung aus Wiesbaden ins Obligo. Besonders die R+V konzentriert sich auf kleinere Unternehmen, nur in Einzelfällen finden sich Betriebe mit mehr als 20 Mio. Euro Umsatz im Bestand.
Allerdings ist keinem der Kreditversicherer daran gelegen, mit der WKV ein Rundum-Sorglos-Paket zu schnüren, das sämtliche Risiken abdeckt. „Wir können und wollen die Firmenchefs nicht aus ihrer unternehmerischen Verantwortung entlassen“, formuliert Martin Faber den Grundgedanken dieser Spezialversicherung. Dem Mitglied der Direktion bei Euler Hermes geht es vielmehr um „eine professionelle Bonitätseinschätzung mit der entsprechend gestützten Information, warum dieses geht und jenes nicht“. Die Versicherung, sprich die eigentliche Entschädigungsleistung, steht erst an zweiter Stelle, bestätigt Alexander Beuther von der R+V Versicherung. Deshalb koppeln auch die Wiesbadener die Risikoprüfung und Bonitätsentscheidung eng mit der Forderungsausfallversicherung „Natürlich zahlen wir, wenn ein Schaden eintritt, noch wichtiger ist es aber, dass wir im Vorfeld unseren Kunden als Berater zur Seite stehen und rechtzeitig über mögliche Risiken informieren“, erläutert Martin Faber die Funktion dieser Police. Im Kern geht es darum, Verluste von vornherein zu vermeiden.
Das geht nicht ohne die tatkräftige Mitarbeit des Versicherungsnehmers. Hat er gute Erfahrungen mit Kleinstdebitoren gesammelt, gehen die Versicherer schon mal ins Obligo, ohne sich diese Abnehmer anzuschauen. Außenstände ab etwa 10 000 Euro nehmen die Versicherer aber genau ins Visier. Ein enger Kontakt sei hier erforderlich, betont Faber, „um eine individuelle und passende Lösung herbeizuführen“. Weil es sich um eine sehr lebendige Materie handle, würden auch keine Tabellen existieren, denen man die Versicherungprämie entnehmen könne. Einzelnen Branchen weisen die Versicherer zwar Grundprämien zu – Maschinenbauer bezahlen beispielsweise weniger als Textilhersteller. Wie hoch die Prämie letztendlich aber ausfällt, bestimmen Faktoren wie die Höhe des Umsatzes, der Außenstände sowie die jeweilige Vorschadensituation.
Prämienrelevant für die Berechnung ist weniger der Gesamtumsatz eines Unternehmens. Beispiel: Stammen bei einem 40-Millionen-Umsatz 5 Mio. Euro aus Bareinnahmen und 25 Mio. aus Geschäften mit öffentlich-rechtlichen Trägern, lässt sich der risikobehaftete Restanteil von 10 Mio. Euro per Police absichern. „Wie hoch die Prämie letztendlich ist, hängt wiederum vom Einzelfall ab“, nennt Alexander Beuther die Usance. Der R+V-Spezialist bezieht dabei die Branchensituation ebenso ein wie Zahlungsziele oder Vorschäden. Ein Unternehmen, das Forderungen in Höhe von 1 Mio. Euro absichern lassen will, bezahlt bei veranschlagten 0,4 Prozentpunkten eine Nettoprämie von 4000 Euro. Wer bis zu 5 Mio. Euro umsetzt, kann seine Forderungen sowohl bei R+V als auch bei Euler Hermes mit einer standardisierten Police absichern. Maßgeblich für den Beitrag ist zumeist der Vorjahresumsatz.
Auch an anderer Stelle wird deutlich, wie wichtig den Versicherern der Versuch ist, den Weg zu finden zwischen Risikoübernahme einerseits und Service- und Informationssupport andererseits: Forderungsausfälle lassen sich nur mit einer Selbstbeteiligung absichern. Üblich sind rund 20 %, Spielraum nach unten ist nicht nur Verhandlungssache, sondern auch eine Preisfrage. Kommt es beispielsweise zu einem Forderungsausfall in Höhe von 50 000 Euro, überweist der Versicherer 40 000 Euro. Die Selbstbeteiligung bewirkt nach Aussage von Martin Faber, „dass das ureigenste Interesse des Kreditgebers erhalten bleibt, sich um seine Forderungen und Vermögenswerte zu kümmern“.
Eine Forderungsausfallversicherung ist relativ komplex. „Der Versicherungsnehmer sollte sich deshalb genau mit diesem Spezialprodukt befassen“, rät Alexander Beuther. Fahrlässig falsch handelt seiner Meinung nach, wer sich die Police nur ins Regal stellt und meint, dass er sie im Schadenfall nur noch auszupacken braucht. „Er muss nicht nur permanent seine Zahlungseingänge verfolgen, sondern auch das Zahlungsziel“, unterstreicht er die Wichtigkeit der aktiven Mitarbeit. Denn überzieht der Schuldner weiter als mit dem Kreditversicherer vereinbart, dann gefährdet der Versicherungsnehmer seinen Schutz.
Intensive Mitarbeit zahlt sich auch an anderer Stelle aus: Wer ein professionelles Debitorenmanagement pflegt und offene Posten absichert, kann – vor allem mit Blick auf Basel II – auch beim Kreditgespräch mit seiner Hausbank sicherlich Pluspunkte sammeln.
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