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Seidenmatter Glanz für sensible Werkstücke

Entgrattechnik: Schleifmaschine sorgt für sichere Bauteile
Seidenmatter Glanz für sensible Werkstücke

Handarbeit ade: Beim Behälter-, Apparate- und Anlagenbauer Waldner verleiht eine spezielle Schleifmaschine von Lissmac empfindlichen Stahl- und Edelstahlteilen gleichmäßig verrundete Kanten und qualitativ hochwertige Oberflächen.

Peter Springfeld ist freier Fachjournalist in Berlin

Anlagen für die Lebensmittel- und die Pharmazie-Industrie arbeiten nicht nur in einem besonders hygienisch-sauberen Umfeld, sie selbst strahlen die Sauberkeit schon von weitem aus. Der seidenmatte Glanz auf den aus Edelstahl gefertigten Anlagen und Behältern vermittelt indes nicht nur den optischen Eindruck hygienischer Sauberkeit: Die dahinter stehende Feinbearbeitung der Metalloberflächen erleichtert tatsächlich deren tägliche Reinigung.
Zu den Unternehmen, die entsprechende Behälter, Apparate und komplette Anlagen für hygienisch sensible Industriebereiche herstellen, gehört die Hermann Waldner GmbH & Co. KG aus Wangen im Allgäu. Seit mehreren Monaten arbeitet bei Waldner eine Schleifmaschine der Lissmac Maschinenbau und Diamantwerkzeuge GmbH, Bad Wurzach, die den geforderten seidenmatten Glanz auf die Metalloberflächen bringt. Darüber hinaus rundet sie alle Schnittkanten wunschgemäß so ab, dass davon keine Verletzungsgefahr mehr ausgeht.
Alle verfahrenstechnischen Apparate, aus denen komplette Anlagen für die Herstellung von Lebensmitteln, pharmazeutischen Erzeugnissen, Tierfutter und dergleichen mehr konfiguriert werden, unterliegen im Produktionsprozess strengen hygienischen und arbeitssicherheitstechnischen Vorgaben. Dazu gehören beispielsweise die gründliche Reinigung und Desinfektion in vorgeschriebenen Abständen sowie bei einem Produktwechsel.
Das Reinigen der Apparate und Behälter ist mit einem hohen Anteil an manueller Arbeit verbunden. Dabei fasst der Anlagenbetreiber immer wieder durch die vorgesehenen verschließbaren Reinigungsöffnungen oder begeht sogar Behälter durch Revisionsöffnungen. Daher müssen scharfe Kanten, besonders an Überwachungsstellen und Reinigungsöffnungen, zuverlässig ausgeschlossen werden. „Die Schnittkanten der Stahl- und Edelstahlbleche, die wir per Laserstrahlanlage schneiden, sind bisweilen messerscharf“, berichtet Siegfried Hummer, Meister im Zuschnitt bei Waldner. „Die Schleifmaschine SBM-S 1000 von Lissmac verrundet sie gleichmäßig und maßgerecht.“
Hummer beschreibt die Aufgabe, für die er seit geraumer Zeit eine Rationalisierungslösung suchte: „Bevor wir die Schleifmaschine hatten, haben wir alle Grate der lasergeschnittenen Bleche in mühevoller Handarbeit entfernt − was mit entsprechenden Arbeitsschutzproblemen verbunden war.“ Durch das manuelle Entgraten würden jedoch nicht die gleichmäßigen Rundungen erzielt wie mit der SBM-S 1000. Dass sich deren automatischer Vorschub ganz nach Wunsch stufenlos von 0 bis 10 m/min einstellen lässt, weiß Hummer zu schätzen: „Über die Variation der Vorschubgeschwindigkeit nehmen wir Einfluss auf die Rundung.“
Aus der anwenderorientierten Konstruktion der Maschine resultieren in der betrieblichen Praxis eine hohe Verfügbarkeit und eine einfache Bedienbarkeit. Neben der Wahl der richtigen Vorschubgeschwindigkeit, die etwas mit Fingerspitzengefühl und Berufserfahrung zu tun hat, braucht der Bediener nur noch die Blechdicke der zu bearbeitenden Werkstücke einzustellen. Dies erfolgt in einfacher Weise über die Handkurbel auf dem übersichtlichen Bedientableau.
Ausgelegt ist die Maschine für bis zu 20 mm dicke Platinen, ihre Durchlassbreite beträgt 1000 mm. Die Blechteile, deren Kanten nach dem Laserschneiden nach Vorgabe der Konstruktion abgerundet werden, sollten mindestens 140 mm lang sein. Das bislang größte bei Waldner bearbeitete Teil war 3000 mm lang, 800 mm breit und 10 mm dick.
„Das innovative Schleifprinzip der SBM-S 1000 beruht auf vier gegenläufigen Schleifriemen“, erläutert Lissmac-Entwicklungsleiter Martin Leising. „Je zwei bearbeiten das Blech zeitgleich von unten und von oben.“ Die Riemen tragen Schleiflamellen, die mit Schleifvlies und Schleifmitteln kombiniert sind. Die Lamellen entfernen kleinere Grate und verrunden die Schnittkanten an Innen- und Außenkonturen, während das Vlies für den seidenmatten Glanz sorgt, den sich viele Kunden wünschen. Da es sich beim Schleifen mit der SBM-S 1000 um eine Trockenbearbeitung handelt, bietet der Hersteller optional Staubabsaugungen und Absolutfilter an.
„Zu den Vorzügen der Maschine gehört die große Schleiffläche, die auf wenig Platz untergebracht ist“, betont Leising. Die vier gegenläufigen Schleifriemen bieten eine Fläche von 7,5 m². Im praktischen Einsatz sorgt diese Konstruktion für eine lange Standzeit der Schleiflamellen. Hinzu kommen eine hohe Produktivität und vor allem einer hohe Qualität der geschliffenen Flächen. Trotz der langen Standzeit der Lamellen ist die Maschine so gestaltet, dass sich die Schleifriemen per Schwenksystem einfach und schnell austauschen lassen. Es können aber auch einzelne Blöcke, die aus mehreren Lamellen bestehen, gewechselt werden.
Durch eine routinierte Handhabung sind zusätzliche Leistungsreserven zu erschließen: „Die Fachleute von Lissmac haben uns gezeigt, dass man mehrere kleinere Platinen parallel aufgeben kann, um auch bei kleinen Teilen ein Maximum an möglicher Durchgangsbreite zu nutzen“, erklärt Siegfried Hummer. Hilfreich sei auch der Hinweis gewesen, kleinere Teile schräg auf das Zuführband der Maschine zu legen, wenn ein Großteil der zu bearbeitenden Schnittkanten parallel zum Lauf der Schleifriemen angeordnet ist.
Als typischer Sondermaschinenbauer fertigt Waldner in der Regel Einzelteile oder Kleinserien. „Insgesamt haben wir es mit weit über 1000 verschiedenen Teilen zu tun“, berichtet Hummer und benennt die möglichen Einsparpotenziale: „Der jeweils erzielbare Rationalisierungseffekt wird von der Kontur des zu schleifenden Werkstücks bestimmt. Somit liegen die Einsparpotenziale innerhalb des großen Bereichs von 10 bis 90 Prozent im Vergleich zum manuellen Entgraten.“ Die Rationalisierungseffekte wachsen mit der Länge der zu bearbeitenden Schnittkanten. Sie sind demzufolge umso größer, je mehr große Durchbrüche aus den Blechen herausgeschnitten werden.
Die Durchbrüche sollten indes nicht kleiner als 20 mm sein, damit die Schleiflamellen überhaupt in die Aussparung hinein kommen. „Natürlich kann man im Vorfeld der Feinentgratung zusätzliche maschinelle Hilfe nutzen“, merkt Martin Leising an. „Lissmac hat auch leistungsstarke Stahl-Bürstmaschinen im Programm, die starke Schnittgrate und Oxidschichten entfernen. Diese kann man vor eine Schleifmaschine setzen und bei Bedarf auch damit kombinieren.“
Da die Schleifmaschine sehr feinfühlig arbeitet, bleiben die Schutzfolien, die die Oberflächen bereits behandelter Edelstahlbleche schützen, beim Durchgang durch die Maschine vollständig erhalten. „Die Bearbeitung ist so fein, dass wir unseren Abnahmetisch, auf den die Maschine die fertig geschliffenen Bleche fördert, mit einem materialschonenden Fördersystem ausstatten werden“, hebt Siegfried Hummer hervor und bilanziert: „Für uns ist trotz der hervorragenden Rationalisierungsleistung der Qualitätsgewinn, der bei unseren Kunden bestens angekommen ist, primär.“
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