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Selbst Wasserdampf lässt das Etikett kalt

Unverwüstliches Label aus Schwaben erobert neue Einsatzfelder
Selbst Wasserdampf lässt das Etikett kalt

Innovative Haftmaterialen der Herma GmbH eröffnen neue Möglichkeiten bei der Kennzeichnung unter extremen Bedingungen. So setzt die Chemion Logistik spezielle Labels des Stuttgarter Herstellers in der Heißabfüllung ein.

Ingolf Doler ist Fachjournalist in Dreieich

Ein wichtiger Bereich der Chemion Logistik GmbH in Leverkusen, einem chemienahen Logistik-Dienstleister, ist das Abfüllen flüssiger Chemikalien. Im Chemiepark Leverkusen gehören zu den Kunden nicht nur Bayer, sondern rund ein Dutzend namhafter Produktionsbetriebe. „Nicht alle Abnehmer verfügen über große Läger für Flüssigkeiten mit den entsprechenden Abfülleinrichtungen“, erläutert Karl-Heinz Theisen, Leiter der Flüssigkeitslogistik bei Chemion. „Sie können die Produkte nicht in Tankwagen oder Bahnkesselwagen annehmen. Für diese Kunden füllen wir die Chemikalien in Kleingebinde ab und lagern sie gegebenenfalls auch ein.“ Allein in diesem Bereich schlägt Chemion jährlich rund 88 000 blaulackierte 200-l-Metallfässer um – Tendenz steigend. Das setzt eine absolut zuverlässige Kennzeichnung jedes einzelnen Fasses voraus – auch unter extremen Bedingungen wie beispielsweise bei einer Heißabfüllung.
Bei einem großen Teil der Flüssigkeiten handelt es sich um aromatische Kohlenwasserstoffe mit einem relativ hohen Erstarrungspunkt von etwa 50 bis 85 °C. Um sicherzugehen, dass die Chemikalien im gesamten Rohrleitungsnetz auch bei so genannten Kältebrücken flüssig bleiben, werden sie auf 120 bis 140 °C erhitzt – einer Temperatur, bei der herkömmliches Etikettenmaterial nur eingeschränkt haftet und damit den hohen Sicherheitsstandards bei Chemion nicht gerecht wird. Die Leverkusener garantieren den Kunden eine Lagerfähigkeit der Gebinde von zwei Jahren. Mindestens so lange müssen auch die Labels sicher haften, selbst wenn die Fässer im Freien stehen.
Die Stuttgarter Herma GmbH nahm die Herausforderung an. Dazu setzte der Spezialist für Selbstklebetechnik eine neue Generation von Haftmaterial ein, einen so genannten UV-vernetzten Acrylathaftkleber. Als weltweit erstes Unternehmen seiner Branche konnte Herma das Produkt zur Praxisreife führen. Damit ist der Einsatz von Etiketten auch dort möglich, wo es bislang zu heiß oder zu feucht war, wo Untergründe als schwierig gelten oder aggressive Chemikalien auftreten. Das Label ist wasserfest, wärmeresistent und alterungsbeständig und neigt nicht zur Versprödung oder Verfärbung. Sogar Seewasser kann dem Etikett nichts anhaben. „Theoretisch könnten die Fässer drei Monate im Meer liegen, ohne dass sich das Etikett löst“, versichert Hans Czychy, Spezialist für Etikettenlösungen im Logistik-Bereich bei Herma. Zudem hält das Material extremen Klimaschwankungen stand.
Die Klebeeigenschaften hat Chemion in eigenen Tests intensiv geprüft. „Wir haben aufgeklebte Probeetiketten mit 150 °C heißem Dampf bestrahlt“, erzählt Thomas Michels, der Druck- und Etikettenfachmann bei Chemion. „Wir haben die Labels auf die Abdeckung Verbrennungsanlage platziert und sie damit Regen, Sonne und einer Temperatur von 185 °C ausgesetzt – die Etiketten haben sich nicht gelöst.“
Noch einen weiteren Anwendungsvorteil stellt Michels heraus: In der betrieblichen Praxis ist es nahezu unmöglich, alle Etiketten absolut falten- und knitterfrei aufzubringen. „Insbesondere in senkrechte Falten dringt Spritz- oder Regenwasser ein“, hat Michels in der Vergangenheit festgestellt. Dadurch können sich herkömmliche Etiketten schnell lösen. Bei den Labels von Herma wirkten sich diese Falten nicht negativ auf die Klebewirkung aus.
Als Etikettenmaterial hat Herma erstmals eine selbstklebende PE-Folie entwickelt, die sich auf A4-Bögen mit einem herkömmlichen Laserdrucker bedrucken lässt. Da die Stuttgarter das Haftmaterial selbst entwickeln und herstellen, konnten verschiedene Kombinationen unter realen Einsatzbedingungen geprüft und das Material variiert werden. Diese Tests führt Herma jeweils in Abstimmung mit führenden Druckerherstellern durch – zum Beispiel mit Hewlett Packard, deren Geräte jetzt bei Chemion im Einsatz sind. „Die dezentrale Lösung mit Etiketten auf A4-Bögen bedeutet für uns ein Plus an Flexibilität und Wirtschaftlichkeit“, sagt Michels. In der Vergangenheit übermittelte Chemion seine Etikettenwünsche an die Hausdruckerei, die dann Druckvorlagen erstellte und auf Druckmaschinen produzierte. „Das bedeutete für uns einen Vorlauf von ein bis zwei Tagen mit anschließendem Kontrollaufwand“, erinnert sich Michels. „Vor allem bei kleinen Auflagen waren die Stückkosten der Labels unverhältnismäßig hoch.“
Karl-Heinz Theisen als Leiter der Flüssigkeitslogistik bei Chemion sieht bereits ein weiteres Einsatzgebiet. „Die Kennzeichnung von Lastzügen und Bahncontainern bei der werksexternen Logistik kann noch optimiert werden“, betont er. Die rauen und feuchten Untergründe sind oft schwer zu bekleben und bereiten den Logistik-Fachleuten Kopfzerbrechen. „Das neue Material könnte auch in diesem Bereich zum Einsatz kommen.“ Das Rationalisierungspotenzial ist beachtlich. Bis zu sechs verschiedene Gefahrgut-Hinweisschilder zieren mittlerweile einen Tankwagen – und zwar auf jeder Seite.
Härtetest auf der Abdeckung der Verbrennungsanlage
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