Dem fernöstlichen Wettbewerb im Bereich elektromechanischer Komponenten begegnet Rafi mit innovativen, auf den Kunden zugeschnittenen Bedien- und Anzeigelösungen.
Herbert J. Joka ist freier Fachjournalist in Aachen
Für ein schwäbisches Unternehmen wie die in Berg bei Ravensburg ansässige Rafi GmbH & Co. KG, spielt die strategische Ausrichtung der Forschung und Entwicklung im Management eine zentrale Rolle. Das Unternehmen mit dort nunmehr 950 Mitarbeitern durchlief Anfang der 90er Jahre turbulente Zeiten, die zu einer erfolgreichen Neuausrichtung führte.
Traditionell im Bereich der Fertigung elektromechanischer Komponenten angesiedelt, sah sich Rafi durch den steigenden Wettbewerbsdruck, vor allem aus südostasiatischen Staaten, gezwungen, neue zukunftsweisende Wege zu beschreiten. Der Grund: Qualität und Zuverlässigkeit der Produkte sowie der Service waren auf Dauer kein wirksamer Schutz mehr vor dem Wettbewerb niedriger Preise.
Also musste das gut sortierte Programm von Schaltern, Tastern, Tastaturen, Bedienelementen – also vielen Norm- und Serienteilen – durch neue substanzielle Ideen und Produkte erweitert werden. Im Rahmen des straff geführten Umschwungs, den das jetzige Management verordnete, wurde zunächst eine genau definierte Produkt- und Markenstrategie entwickelt. Dem gingen Hausaufgaben voran und Zeit für die Definition von Zielen. Nur so gelingt das systematische Vordringen in neue Märkte.
Eines der Kernprinzipien lautet deshalb, ausschließlich Produkte zu entwickeln, die den Kunden und das eigene Unternehmen nach vorne bringen. Binnen weniger Jahre konnte so der Sprung vollzogen werden, als Partner mit Kunden Systemlösungen zu entwickeln. Das Spektrum reicht heute bereits vom Bediensystem für landwirtschaftliche Fahrzeuge über medizinische Systeme mit hoher Bediensicherheit und hygieneorientiertem Design bis hin zu Subsystemen wie Leitständen, der Implementierung von Bus-Lösungen und cleveren Bedien- und Anzeigelösungen für Automobile. Aber auch die Verfolgung neuer methodischer Lösungsansätze gehört zum Repertoire des F+E-Managements. So steht derzeit die von Rafi entwickelte Leitklebetechnik vor dem Marktdurchbruch. Kennzeichnend daran ist, dass auf Basis von Schaltkreisen und elektronischen Bauelementen die Platine nicht mehr eine Ebene sein muss, vielmehr kann sie als Freiformfläche gestaltet werden.
Das heißt, dass Platinen nun verdrillt oder gebogen hergestellt werden können, ohne dass die schaltungstechnische Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Ein wesentlicher Freiheitsgrad mehr, der neben der klassischen konstruktiven Optimierung auch die Freiheiten für Industriedesigner spürbar vergrößert.
Die Rafi-Produktentwicklung der vergangenen Jahre weist auch auf einen Themenkomplex hin, der noch eine Vielzahl von technisch-wirtschaftlichen Potenzialen zu eröffnen vermag: den Mensch-Maschine-Interfaces (MMI). Die Durchdringung der IT-Systeme bringt es heute mit sich, dass faktisch überall unerschöpfliche Datenströme anfallen. Diese müssen bewältigt werden, zudem erfordern sie Reaktionen oder Aktionen des Menschen. Sei es die komplette Steuerung und Überwachung einer Werkzeugmaschine oder Produktionslinie, die sichere Bedienung einer Herz-Lungen-Maschine oder das feinfühlige Pilotieren eines Verkehrsflugzeuges. Überall werden optisch-akustische Signale sinnlich kommuniziert, die richtig interpretiert werden müssen und auf die sicher reagiert wird. Eine wesentliche Aufgabe der Mensch-Maschine-Interaktion muss sein, dass mühelos und mit geringst möglichem Risiko die Bedienung in Fleisch und Blut übergeht.
Diese mehrfache Ausrichtung verschiedener Produkt- und Produktionsarten erfordert die Vernetzung der Kompetenzen des Serienherstellers, Systementwicklers und Systempartners und schafft so die projektorientierte Kompetenzbündelung in einem Unternehmen.
Da die Technik auch nationalen oder lokalen Bedürfnissen von Kunden unterliegt, ist es heute bei der strategischen Ausrichtung eines Unternehmens unerlässlich, den möglichen internationalen Bedarf zu betrachten und fallweise entsprechend zu berücksichtigen.
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