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Advanced Manufacturing: Singapur - Kleines Land, großer Ehrgeiz

Advanced Manufacturing
Singapur: Kleines Land, großer Ehrgeiz

Singapur: Kleines Land, großer Ehrgeiz
Singapur setzt auf gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen für eine starke Industrie im Land. Umfangreiche Investitionen finden zum Beispiel im Bereich des Additive Manufacturing statt. Bild: EDB
Die besondere Fähigkeit Singapurs, sich trotz limitierter Ressourcen weiterzuentwickeln und Innovationen voranzutreiben, ermöglicht es dem Stadtstaat, seine Wettbewerbsfähigkeit auch mittel- und langfristig zu erhalten. Davon profitieren nicht zuletzt auch deutsche Unternehmen. Einen Schwerpunkt bilden fortgeschrittene Produktionsverfahren. ❧

 

Vor der Südküste Singapurs liegt einer der weltweit führenden Standorte für produzierende Unternehmen der chemischen Industrie. Mehr als 100 globale Erdöl-, Petrochemie- und Spezialchemieunternehmen sind auf einer Fläche von zwölf Quadratkilometern angesiedelt. Der größte Teil der Fläche wurde in den 90er Jahren durch Landaufschüttungsmaßnahmen im Meer erschlossen. Sie erfolgten im Rahmen des ambitionierten Vorhabens der Regierung, diese „künstliche“ Insel, Jurong Island, zur ersten Adresse in Asien für multinationale Chemieunternehmen zu machen. Das war ein kühner Plan für ein Land, das selbst keinen einzigen Tropfen Öl produziert. Doch er ging auf: Heute ist Singapur global gesehen der fünftgrößte Exporteur von Raffinerie-Produkten und gehört gemessen am Außenhandelsvolumen zu den zehn größten Chemie-Drehscheiben weltweit.

Innovation als Teil der DNA

Das ist nur ein Beispiel dafür, dass es von jeher zur DNA Singapurs gehört, innovativ zu sein und neue Wege zu gehen, um die Nase vorn zu haben. Dieser Pioniergeist hat ein innovatives Ökosystem hervorgebracht, das sich unter anderem darin äußert, dass Singapur bei fortgeschrittenen Produktionsverfahren, englisch Advanced Manufacturing, Vorreiter ist – sei es im Bereich der künstlichen Intelligenz, der Robotik oder der intensiven Datenerhebung und -analyse.

In die Zukunft investieren

Singapur hat über die Jahre einen soliden und vielfältigen Produktionssektor aufgebaut und nimmt eine führende Position in etlichen Branchen ein, wie Luft- und Raumfahrt, Elektronik, Biomedizin und Feinwerktechnik. Tatsächlich ist Singapur nach Angaben der Weltbank der viertgrößte Exporteur von Hightech-Produkten – hinter China, Deutschland und den USA. Weil sich Herstellungsprozesse immer mehr in technologisch hochentwickelte Länder verlagern, ist Singapur aufgrund seiner Innovationsstärke, seiner qualifizierten Arbeitskräfte und seiner gut ausgebauten Plug-and-Play-Infrastruktur in der Lage, seine Position als globaler Hub für das produzierende Gewerbe noch auszubauen. Künftige Entwicklungen in diesem Bereich vorwegnehmend, hat Singapur bereits eine Reihe von Initiativen gestartet, um die Wirtschaft bestens auf die Zukunft vorzubereiten.

Hohe Präsenz wachstumstreibender Industrieunternehmen

Drei Aspekte spielen dabei eine maßgebliche Rolle: Erstens ist sich Singapur dessen bewusst, dass es der Expertise, des technischen Know-hows und der zukunftsweisenden Lösungen führender Industrieunternehmen bedarf, um fortschrittliche Fertigungstechnologien nachhaltig im Stadtstaat zu verankern und voranzutreiben. Deshalb ist es von großem Vorteil, dass Singapur es dank attraktiver Rahmenbedingungen geschafft hat, bereits viele dieser „Wachstumsmotoren“ dazu zu bewegen, sich hier anzusiedeln. Und diese Entwicklung wird weiter an Dynamik gewinnen. Viele der größten Industrieunternehmen der Welt sind heute schon in Singapur aktiv. Das Robotikunternehmen ABB beispielsweise ist hier genauso präsent wie Accenture, einer der weltweit größten Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister, der in Singapur kürzlich sein „Internet of Things Centre of Excellence“ gründete. Und Siemens startete jüngst das erste Digitalisierungszentrum im Stadtstaat.

Lebendige Start-up-Szene

Zweitens bietet die schnell wachsende Start-up-Szene in Singapur Fachkompetenz für größere Unternehmen, um gemeinsam innovative und auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnittene Lösungen zu entwickeln. Als der deutsche Halbleiter-Riese Infineon zum Beispiel an der Entwicklung von AGVs, sprich automatisch gesteuerten Fahrzeugen für den Material-Transport innerhalb der Produktionshalle, arbeitete, fand er in der lokalen Firma Hope Technik, die aus einem Start-up hervorgegangen war, den idealen Partner. Diese Partnerschaft wurde bei den Singapore International Chamber of Commerce Awards als die disruptivste Kooperation zwischen einem KMU, sprich einem kleinen bis mittelgroßen Betrieb, und einem multinationalen Unternehmen ausgezeichnet.

Forschung und Ausbildung als tragende Säulen

Eine dritte starke Säule bilden Singapurs Forschungseinrichtungen. Sie haben unter anderem zwei Modellfabriken eröffnet, die Unternehmen dabei helfen, die Einführung fortgeschrittener Fertigungstechnologien zu forcieren. Die Fabriken schaffen eine teamorientierte, arbeitsteilige Umgebung für die Forschung und Erprobung von Technologien, die hier zur Marktreife gebracht werden können. Ein früher Nutznießer war Feinmetall in Herrenberg bei Stuttgart, dessen digitale Fertigungsstätte in Singapur mit neuen innovativen Lösungen ausgestattet wurde, darunter auch solchen, die vorher im Singapore Institute of Manufacturing Technology, kurz SIMTech, erprobt wurden. Das führte dazu, dass Feinmetall die Produktivität nach eigenen Angaben um zehn bis 15 Prozent steigern konnte.

Darüber hinaus nimmt Singapore die Talentförderung sehr ernst und hat in diesem Zusammenhang in Abstimmung mit der Industrie eine Reihe von modularen Kursen entwickelt, die alle drei Leistungsstufen, sprich die Basis-, Mittel- und Fortgeschrittenenstufe, abdecken. Diese Kurse zielen darauf ab, den Arbeitnehmern zu helfen, Fähigkeiten zu erwerben, beispielsweise im Internet-of-Things-Management und in der Robotik-Koordination, um Arbeitsplätze in der fortgeschrittenen Fertigung zu finden.

Gemeinsam auf die Reise gehen

Fortgeschrittene Produktionsverfahren einzusetzen bedeutet allerdings nicht, dass dadurch einmalig die Produktivität gesteigert wird, und damit ist es dann getan. Es ist eher eine Evolution als eine Revolution. Singapur geht es darum, die Unternehmen mit den richtigen Werkzeugen und dem richtigen Mindset auszustatten, so dass ständige Innovation und Verfeinerung in den Prozessen und Produkten möglich sind, um immer einen Schritt voraus zu sein.

Vor diesem Hintergrund hat Singapur ein weltweit einzigartiges Diagnose-Tool entwickelt – den Singapore Smart Industry Readiness Index. Er versetzt Unternehmen in die Lage, den aktuellen Entwicklungsstand ihrer Produktionsanlagen und Fertigungsstätten exakt zu bewerten und liefert ihnen darüber hinaus eine Art Schritt-für-Schritt-Leitfaden, der sie dabei unterstützt, die digitale Transformation zu planen und effizient umzusetzen.

Der Index ist Ausdruck des Bestrebens Singapurs, eine Innovationskultur zu fördern, die es der Industrie leicht macht sich weiterzuentwickeln. Sie soll Bemühungen der Unternehmen beschleunigen, neue Geschäftsmodelle zu identifizieren, hervorzubringen und zu nutzen. Das wiederum wird dazu führen, dass sich der Standort Singapur künftig nicht nur dadurch auszeichnet, dass zukunftsweisende Technologien hier zur Anwendung kommen, sondern zunehmend auch dadurch, dass innovative Ideen und Lösungen von hier aus in die ganze Welt exportiert werden.

Hannover Messe in Singapur: Industrial Transformation Asia Pacific

Dazu passt, dass im Oktober dieses Jahres in Singapur erstmals die „Industrial Transformation Asia Pacific – an event of the Hannover Messe“, kurz ITAP, stattfinden wird. Als erste Asien-Pazifik-Version der Hannover Messe dient die ITAP als internationale Plattform, auf der führende Hersteller und Technologieanbieter Ideen und Best Practices austauschen, neue geschäftliche Verbindungen knüpfen und potenzielle Partner für Co-Innovationen identifiziert werden können.

EDB auf der Hannover Messe am 23. bis 27. April 2018

Wer in Deutschland mehr darüber erfahren will, wie Singapur auf dem Gebiet des Advanced Manufacturing voranschreitet, kann Ende April auf der Hannover Messe (Halle 27, Stand F09) zum Stand der Wirtschaftsentwicklungsbehörde Singapore Economic Development Board, kurz EDB, kommen. Dort stehen Experten verschiedener Branchen für Gespräche zur Verfügung. Weitere Informationen liefert auch die EDB-Website unter singaporebusiness.de.

Rüdiger Stettinski

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