Smart Factory | Was bedeutet Smart Factory? Ist Datentransparenz und -verfügbarkeit ausreichend oder werden intelligente Objekte gefordert? Wie Unternehmen darüber denken und welche Neuentwicklungen es gibt, das haben wir auf der Hannover Messe in Erfahrung gebracht.
Quoc Hao Ngo, M.Sc. Lehrstuhl für Fertigungsmesstechnik und Qualitäts-management, WZL der RWTH Aachen
Digitalisierung, Smart Factory, Vernetzung, intelligente Objekte – diese und andere Schlagwörter aus dem Industrie-4.0-Kontext sind auf der Hannover Messe bei vielen Ausstellern prominent vertreten. Doch was war die ursprüngliche Vision der Smart Factory und welcher Entwicklungsstand wurde bis heute erreicht?
Die Vision der Smart Factory sieht eine intelligente Fabrik vor, welche in allen Unternehmensbereichen durch die Nutzung cyber-physischer Systeme höchst flexibel, effizient und prozesssicher arbeitet. Sie besteht damit nicht wie traditionelle Fabriken aus einzelnen Objekten und isolierten Systemlösungen, sondern zeichnet sich durch intelligente Objekte und einen hohen Vernetzungsgrad aus. Intelligente Anlagen kommunizieren beispielsweise im Konzept der Smart Factory genauso selbstverständlich wie Menschen mit ihrer Umwelt. Intelligente Produkte kennen ihren Herstellungsprozess und können ihn durch die Kommunikation mit ihrer Umwelt adaptiv gestalten. Im Zusammenspiel von intelligenten Produkten, Maschinen und Transportmitteln wird die Smart Factory Realität.
Für einzelne Aspekte der Smart Factory wurden auf der Hannover Messe interessante Lösungen gezeigt. Die Kuka AG stellte beispielsweise anhand der Zubereitung von Kaffee dar, wie ein Roboter mit dem Produkt kommuniziert und von ihm die nächsten Bearbeitungsschritte erfährt. Von der Incubed IT GmbH wurde eine Smart Shuttle-Lösung vorgestellt, welche in der Lage ist, dezentrale Abstimmungen zwischen den Fahrzeugen zu treffen. Von der Axoom GmbH wurde eine digitale Plattform präsentiert, auf welcher Produktionsdaten und Auswertungen ortsungebunden jederzeit im Zugriff stehen. Voraussetzung dafür ist, dass für die Datenlieferanten, zum Beispiel Maschinen, die Schnittstellen zur Plattform konfiguriert sind.
Anstelle der Entwicklung smarter Einzellösungen zeigte die SmartFactory KL auf der Messe ihre Industrie 4.0-Anlage. Diese Anlage entspricht einer modularen Produktionskette mit Modulen unterschiedlicher Hersteller. Am Beispiel der Herstellung von Visitenkartenhaltern wurde demonstriert, wie über standardisierte Schnittstellen ein einfacher Modultausch möglich ist. Der Bauplan des Produkts ist dafür auf einem RFID- Chip hinterlegt.
Inwieweit passen nun die erwähnten Beispiele zur Vision Smart Factory? Während auch außerhalb der genannten Beispiele Einzellösungen auf der Messe zu finden waren, ist der Aspekt einer ganzheitlichen Smart Factory noch ferne Zukunftsmusik. Die Potenziale einer Smart Factory – erhöhte Effizienz, wirtschaftliche Produktion kleinster Mengen, hohe Flexibilität, robuste Prozesse – lassen sich durch die vorliegenden Einzel-lösungen nur unzureichend heben. Doch wie soll ein Gesamtkonzept wie das der Smart Factory durch isolierte Forschung entstehen? Die Aussteller SmartFactory- KL und Axoom haben erkannt, dass die größte Hürde bei dem Aufbau einer Smart Factory die Vernetzung verschiedenster Systeme und die Gestaltung der Schnittstellen ist. Daher arbeiten beide Unternehmen im Verbund, um ihre Lösungen voranzubringen. Auch künftig wird für den Erfolg der Smart Factory entscheidend sein, dass die Vernetzung von Systemen über Schnittstellen ermöglicht und wesentlich vereinfacht wird. Bis die erste reale Smart Factory in allen Facetten umgesetzt ist, wird es noch einige Zeit dauern.
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