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So einfach wie beim Straßenschuh

Orthopädische Zurichtung von Sicherheitsschuhen
So einfach wie beim Straßenschuh

Für Mitarbeiter, die Sicherheitsschuhe mit orthopädischen Veränderungen brauchen, gab es lange Zeit kein befriedigendes Fußschutzkonzept. Erst vor drei Jahren wurden klare Richtlinien für die orthopädische Zurichtung von Schutz- und Arbeitsschuhen eingeführt.

Sicherheitsschuhe sind ein kontinuierlich angefragtes Produkt. Laut Hauptverband der Deutschen Schuhindustrie wurden 2008 mehr als 9,3 Mio. Paar Sicherheitsschuhe verkauft. Ob für den Einsatz im Lager, an Montagearbeitsplätzen oder in der chemischen Industrie – für fast jeden Arbeitsbereich sind heute die passenden Sicherheitsschuhe verfügbar. Auch der technischen Ausstattung ist kaum eine Grenze gesetzt: Von Zehenkappen und Durchtrittschutz über hitzeresistente Sohlen bis hin zu ESD-Ausstattung oder besonderem Umknickschutz sind Schuhmodelle verfügbar.

Für Menschen, die einen Sicherheitsschuh mit individueller orthopädischer Veränderung benötigen, existierte jedoch lange kein befriedigendes Lösungskonzept. Einen orthopädischen Fußschutz für die Arbeit gab es vor 2007 streng genommen nicht. Der Grund: Sicherheitsschuhe gelten in Deutschland als technisches Produkt, für das eine Baumusterprüfung erforderlich ist. Werden diese Schuhe orthopädisch verändert, verlieren sie durch die Umarbeitung ihre CE-Kennzeichnung und damit ihre Zertifizierung nach der verbindlichen Sicherheitsnorm DIN EN ISO 20345. Der Schuh ist kein vorschriftsgemäßer Sicherheitsschuh mehr.
In den Berufsgenossenschaftlichen Regeln für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (BGR) wurde die orthopädische Zurichtung von Sicherheitsschuhen in der Vergangenheit aber nicht berücksichtigt. Anwender, die ihr Sicherheitsschuhwerk umarbeiten ließen, begaben sich in eine haftungsrechtliche Grauzone. 2007 wurde diese Grauzone im Rahmen einer Ergänzung der BGR 191 jedoch aufgelöst. Diese schreibt nun eindeutig vor, dass Sicherheitsschuhe nach jeder orthopädischen Anpassung weiterhin den Anforderungen der EN ISO 20345 entsprechen müssen. Auch für den individuell veränderten Schuh muss also eine EG-Baumusterprüfung vorliegen, damit dieser für den Arbeitseinsatz zugelassen ist. Für die Hersteller ist dies eine besondere Herausforderung, denn die Umarbeitung und erneute Zertifizierung darf weder für den Anwender noch für den Händler und Einkäufer mit einem hohen Kostenaufwand verbunden sein.
Die Änderung der BGR 191 hat zu unterschiedlichen Reaktionen bei den Herstellern geführt. Denn damit ein orthopädisch veränderter Sicherheitsschuh auch entsprechend zertifiziert werden kann, muss die Umarbeitung mit geeigneten Materialien durchgeführt werden. Nach dem Einsatz orthopädischer Einlagen muss beispielsweise noch die Mindesthöhe im Zehenbereich vorhanden sein, damit die Zehenkappe einen vorschriftsgemäßen Schutz bietet. Bei ESD-fähigen Schuhen hingegen dürfen nur Einlagen, Sohlenmaterialien und Kleber verwendet werden, die die Ableitfähigkeit nicht beeinflussen.
Um diese Materialkonformität zu gewährleisten, bieten einige Sicherheitsschuhhersteller Baukasten-Systeme an. Diese enthalten die einzelnen, bereits nach DIN EN ISO 20345 zertifizierten Bauteile des Sicherheitsschuhs inklusive einer Fertigungsanweisung. Mit dem Baukasten kann der Kunde zu seinem Sanitätshaus oder orthopädischen Schuhmacher gehen und sich dort einen entsprechenden Sicherheitsschuh anfertigen lassen. Für den Schuhtechniker ist dies jedoch kein geringer Aufwand, da er relativ einfache Änderungen wie Absatzerhöhungen nicht unkompliziert am fertigen Schuh durchführen kann, sondern den kompletten Schuh zusammenbauen muss.
Um die orthopädische Zurichtung von Sicherheitsschuhen ebenso unkompliziert zu halten, wie die Umarbeitung von gewöhnlichen Straßen- oder Freizeitschuhen, hat der Sicherheitsschuhspezialist Elten ein Konzept entwickelt, das jedem orthopädischen Schuhtechniker die Veränderung entsprechend zertifizierter Schuhmodelle gestattet, ohne die Baumusterprüfung zu beeinträchtigen. Denn der Hersteller hat viele seiner Sicherheitsschuhe bereits im Vorfeld in unterschiedlichen orthopädischen Zurichtungen gemäß den Vorgaben der BGR 191 prüfen und zertifizieren lassen.
Rund 20 entsprechend gekennzeichnete Sicherheitsschuhmodelle wurden jeweils mit einer Schuherhöhung von bis zu 30 mm am Absatz, einer Schuherhöhungen von bis zu 15 mm im Ballenbereich, Innen- und Außenranderhöhungen sowie mit eingearbeiteten Abrollhilfen und Absatzerhöhungen geprüft und haben eine CE-Kennzeichnung erhalten. In der Ausstattung mit orthopädischen Einlagen wurden sogar mehr als 30 Modelle gemäß BGR 191 zertifiziert. Aus einem breiten Fußschutz-Angebot für die Sicherheitsbereiche S1 bis S3 kann der technische Einkäufer wie gewohnt die jeweiligen Sicherheitsschuhe beziehen. Der Anwender selbst lässt diese dann bei seinem Schuhtechniker oder Sanitätshaus vor Ort umarbeiten und erhält einen individuellen Fußschutz, der weiterhin nach DIN EN ISO 20345 zugelassen ist.
Für den Anwender ist die Zurichtung seiner Sicherheitsschuhe durch seinen Schuhmacher ein Gewinn. Ältere Konzepte sahen die Umarbeitung durch den Hersteller vor. Die Schuhe mussten also eingeschickt werden. Heute schulen und zertifizieren einige Hersteller externe Schuhtechniker, die jedoch alleinig dazu berechtigt sind, die jeweiligen Schuhe orthopädisch zuzurichten.
Der neue Lösungsansatz von Elten versucht, diesen Aufwand zu minimieren, indem er jedem geprüften Orthopädieschuhtechniker normgerechte Veränderungen an bestimmten Schuhmodellen ermöglicht. Die Zurichtung der Schuhe wird auf diese Weise einfacher und schneller. Auch der Schuhträger fühlt sich wohler, weil die Umarbeitung von dem Fachmann durchgeführt wird, der ihn teils schon über viele Jahre betreut und der seine orthopädischen Anforderungen kennt. Der Schuhmacher kann die Sicherheitsschuhe anhand einer Fertigungsanweisung, die Elten online zur Verfügung stellt, so einfach umarbeiten wie gewöhnliche Straßenschuhe. Die entsprechenden Materialien können über die Schein Orthopädie Service KG bezogen werden, mit dem der niederrheinische Sicherheitsschuhhersteller zusammen arbeitet.
Für den technischen Einkäufer ist das Sortiment an orthopädischem Fußschutz von Elten breit gefächert und schnell verfügbar. Auch für Damen gibt es Sicherheitsschuhe im Sortiment, die sich mit orthopädischen Einlagen ausstatten lassen. Rund 90 % der häufigsten orthopädischen Maßnahmen deckt der Hersteller nach eigenen Angaben ab.
Michael Podschadel Fachjournalist in Goch

Einschicken nicht mehr nötig

Anweisung für den Schumacher

Zu den typischen orthopädischen Veränderungen an einem Sicherheitsschuh gehören Schuherhöhungen am Absatz und im Ballenbereich sowie Innen- und Außenranderhöhungen. Der Schuhmacher kann die Sicherheitsschuhe des Herstellers Elten anhand einer Fertigungsanweisung, die online zur Verfügung gestellt wird, so einfach umarbeiten wie gewöhnliche Freizeit- und Straßenschuhe. Zur Freude des Anwenders, der der muss seine Schuhe nicht mehr wie früher zum Hersteller einschicken.
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