Wenn sich der Inder da mal nicht irrt: Wer einen blauen Edelstein im Kerzenlicht betrachtet, so beteuern die Erfinder der Chakren, kann mit einem ruhigen Schlaf ohne Albträume rechnen. Was asiatische Naturphilosophen seit Jahrtausenden predigen, widerlegen wir Westler technikunterstützt in kürzester Zeit. Forscher der Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und des Fraunhofer IAO in Stuttgart haben untersucht, wie LED-Bildschirme Schlafrhythmus und Konzentration beeinflussen. Immer mehr Menschen arbeiten vor mit LED-Hintergrundbeleuchtung ausgestatteten Monitoren. Diese Beleuchtung gibt bei 464 Nanometern Wellenlänge vermehrt blaues Licht ab. Darauf reagieren unsere Augen sehr empfindlich. Laut Studie beeinflusst Licht in diesem Wellenlängenbereich den Spiegel des Schlafhormons Melatonin und die kognitive Leistungsfähigkeit am Abend besonders stark. Vor den LED-Monitoren waren die Testpersonen weniger schläfrig, so die Forscher. Sie seien subjektiv und objektiv wacher gewesen und hätten in einem Wortpaarlerntest die besseren Resultate erzielt. Statt langwieriger Studien hätten die Forscher besser meinen Brötchengeber befragt. Wohl habe ich gestaunt, dass mir nach dem Abgang meines 15-Zoll-Monitors im Home Office sogleich ein Ersatzgerät bewilligt wurde. Aber musst es gleich ein 57-Zöller sein? Da ich mit Vorliebe Glossen und Reportagen gegen Mitternacht schreibe, weil es so schön ruhig ist, fand ich nichts dabei, diese mittels eines 145 cm breiten Bildschirms zu verfassen. Dass ich danach nie einschlafen kann, hielt ich eher meiner packenden Schreibe zugute. Wenn’s jetzt so ist, dass ich schnödem Blaulicht diesen anregenden Effekt verdanke, war’s das wohl mit den Glossen. Um meine innere Uhr wieder richtig zu stellen, betrachte ich von nun an abends lieber blaue Edelsteine im Kerzenlicht. Ein Saphir in der Größe dessen, was ich mir leisten kann, wird wohl kaum schlafschädigende Wellen entfachen. So hat ein schmales Salär ausnahmsweise auch sein Gutes. dk
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