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Späne werden einfach aus der Halle gepumpt

Knoll-Systemtechnik sorgt für eine saubere Produktionsumgebung
Späne werden einfach aus der Halle gepumpt

In der neuen Produktionshalle bei Burgmaier Hightech in Laupheim sind die lokalen Spänecontainer abgeschafft. Mit Systemtechnik von Knoll Maschinenbau werden Späne und Kühlschmiermittel über ein Rohrleitungssystem zu einer zentralen Reinigungsanlage transportiert.

Wolfgang Klingauf ist Fachjournalist in Augsburg

Die Burgmaier Metalltechnik GmbH & Co. KG mit Stammsitz in Allmendingen ist seit der Gründung im Jahr 1931 die auf Entwicklung und Herstellung von Präzisionsdrehteilen in Großserien spezialisiert. Das hohe Qualitätsniveau genießt oberste Priorität – auch beim Tochterunternehmen Burgmaier Hightech in Laupheim, das in diesem Jahr gegründet wurde. „Wir zählen weltweit zu den ersten Adressen für einbaufertige Präzisionsdrehteile“, so Geschäftsführer Karl-Hugo Schick. „Unsere Produktion halten wir auf einem hohen technischen Niveau, und unsere Prozesse verbessern wir kontinuierlich.“
So ist auch das neue Laupheimer Werk mit 16 modernen Drehmaschinen ausgestattet. Um die Produktionsqualität möglichst hoch zu halten, stand für die Verantwortlichen von vorne herein fest, dass Spänecontainer und ähnliche Tanks nichts in der Halle verloren haben. „Wir brauchen eine saubere Produktionsumgebung“, beschreibt Werksleiter Uwe Schweizer Ziel und Maßnahme. „Daher haben wir einen separaten Raum geplant, in dem Späneentsorgung und Kühlschmierstoffreinigung zentral stattfinden.“ Diese Idee bewährt sich bei Burgmaier bereits seit fünf Jahren. Im Tochterunternehmen Precisdec SNC im lothringischen Faulquemont funktioniert die Späneentsorgung und Aufbereitung der Kühlschmierstoffe (KSS) automatisch. Der Produktionsbetrieb wird in keinster Weise belastet.
Bewährt hat sich nicht nur die Systemlösung im französischen Werk, sondern auch die Zusammenarbeit mit der Knoll Maschinenbau GmbH. Bereits seit 1999 profitiert Burgmaier vom Know-how von Knoll, dem Spezialisten für Späneförderer, Filter und Pumpen. Allerdings mussten die Bad Saulgauer damals noch einige Komponenten zukaufen. Seit rund einem Jahr hat Knoll nun eigene flexible Schüttgut-Transportsysteme im Programm, die das Unternehmen zum echten Systemanbieter machen. Diese Leistungsfähigkeit hat Burgmaier aufs Neue überzeugt, so dass auch der Auftrag für das Laupheimer Werk an Knoll ging.
An jeder der 16 Maschinen bei Burgmaier Hightech werden die anfallenden Späne mit einem Förderer ausgetragen. Alexander Dreher, Projektleiter bei Knoll für die Anlage in Laupheim, gibt einen Überblick: „In einer Pumpstation werden die Späne mit dem Trägermedium vermischt und mit einer spänetauglichen Pumpe über eine Rohrleitung in einen getrennten Raum transportiert.“ Alle Späne, bei Volllast immerhin ein Massenstrom von 300 kg/h, landen dort zunächst in einem Pralltopf, der die Pumpenenergie vernichtet. Die Spanfracht wird dann über einen Kratzbandförderer aus dem Vorabscheider zu einer Zentrifuge transportiert, in der die Späne getrocknet werden. Ein Verteilförderer schafft sie schließlich in zwei bereitstehende Lkw-Container.
Das Trägermedium wird währenddessen vom Vorabscheider zur eigentlichen Filteranlage gepumpt, wo es feinstgereinigt wird. Versorgungspumpen befördern das gereinigte Medium wieder zur Maschine und Pumpstation. An jeder Maschine befindet sich die herstellereigene Filteranlage für den internen Kühlschmiermittel-Kreislauf. Zur Reduzierung des Feinstpartikelanteils an den Maschinen wird von der Filterzentrale optimal gereinigtes Medium im Bypass in den Maschinenkreislauf eingespeist. „Mit diesem Volumenstrom wird der Medienverlust an den Maschinen ausgeglichen“, beschreibt Alexander Dreher den Vorgang. „Bei dieser Vorgehensweise ist ein manuelles Nachfüllen nicht mehr erforderlich.“
Bei einem derart großen Projekt liegt der Erfolg im Detail. Zum Beispiel musste jede Pumpstation von Knoll gesondert an die verschiedenen Maschinen angepasst werden. Der Grundbehälter der Station mit Pumpe und Schneidwerk oder Trennschnecke ist nach einem einheitlichen Baukastensystem aufgebaut. Je nach Art und Länge der anfallenden Späne kommt ein Schneidwerk oder eine Trennschnecke zum Einsatz.
Das Schneidwerk für lange Späne ist ein neues Produkt mit Vor- und Nachschnittmaschine, das im Hause Knoll speziell zur Spänezerkleinerung entwickelt wurde. Durch das ausgeklügelte Einzugs-, Schnitt- und Sichtersystem wird unabhängig von der Form der zugeführten Späne ein definiertes Schüttgut ausgeworfen, das gut zu fördern ist.
Eine weitere wichtige Funktion des Zerkleinerers, die zu einem mannlosen Spänetransport beiträgt, ist der vollautomatische Grobteilauswurf. Wenn ein Grobteil, beispielsweise ein Stangenmaterial, ein Bauteil oder ein abgebrochenes Werkzeug, in den Zerkleinerer fällt, erkennt die Maschine den höheren Widerstand und stoppt augenblicklich. Die Auswurfluke öffnet sich und wirft das Grobteil in einen separaten Behälter. Nach einem Reinigungszyklus schließt der Auswurf und die Maschine setzt den Zerkleinerungsprozess fort. Zwar wird bei diesem Verfahren die Spänezerkleinerung kurzzeitig unterbrochen, aber vollautomatisch wieder aufgenommen. Bei Burgmaier ist dieser Grobteilauswurf notwendig. Denn bei Stangendrehautomaten fallen immer wieder Anfangs- oder Endstücke unter die Späne. Würden diese nicht zuverlässig ausgeschleust, könnte größerer Schaden entstehen.
Auch bei den Pumpstationen ohne Zerkleinerer wurde ein entsprechender Störteileauswurf in Form einer Trennschnecke integriert. Große Teile und lange Späne werden in der Siebstrecke zurückgehalten und in einen separaten Behälter geführt. Die Trennschnecke wird an Maschinen eingesetzt, deren Späne zu 99 % pumpfähig sind.
In der Pumpstation werden die kurzen Späne schließlich fluidisiert, sprich mit dem Trägermedium vermischt, und über Rohrleitungen weggepumpt. Die Pumpstationen sind jeweils mit Einzelleitungen mit der Filteranlage verbunden. Dies ermöglicht die nachträgliche Installation einer sortenreinen Werkstofftrennung. So zieht sich im Versorgungskanal unter der Hallendecke ein ganzes Rohrbündel entlang Richtung Entsorgungsraum. Die Rohrführung ist in mehreren Ebenen angeordnet. Dadurch lassen sich die Maschinen nachträglich an beliebigen Stellen anschließen. Auf diese Weise können die Maschinen flexibel auf- und umgestellt werden.
Noch ist die Produktion nicht komplett. Doch mit jeder gelieferten Maschine stehen Knoll-Mitarbeiter bereit, um sie sofort an das zentrale Entsorgungs- und KSS-Reinigungssystem anzuschließen und die geforderten Parameter einzustellen. Werksleiter Uwe Schweizer zeigt sich zuversichtlich: „Die Zusammenarbeit mit Knoll läuft hervorragend. Bis Anfang nächsten Jahres werden wir alle Maschinen inklusive Entsorgungssystem installiert haben.“ Spätestens dann soll die Fertigung in Laupheim auf Normallast fahren.
Bei Volllast werden 300 kg Späne pro Stunde abgepumpt
Die Rohrführung ist in mehreren Ebenen angeordnet
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