Startseite » Allgemein »

Stahldaten wandern per Funk ins SAP-System

Handscanner von Intermec im Einsatz bei Thyssen-Krupp
Stahldaten wandern per Funk ins SAP-System

Die Thyssen-Krupp Stahl Service Center GmbH hat seit Anfang 2004 ihre logistischen Abläufe optimiert. Die Daten der verarbeiteten Stahlteile werden über Barcode mobil erfasst und an die SAP-Warenwirtschaft übertragen. Arbeitsaufwand und Fehlerhäufigkeit sind durch die neue Lösung spürbar zurückgegangen.

Hans-Jörg Schilder ist Fachjournalist in Wessobrunn

Die Coils bei der Thyssen-Krupp Stahl Service Center (TKS-SC) GmbH im Werk Leverkusen bestehen aus aufgewickelten Stahlbändern. Die tonnenschweren Teile kommen direkt vom Stahl- oder Walzwerk. In Leverkusen unterliegt jeder Arbeitsschritt, vom Coileingang bis zum Versand des Fertigmaterials, seit jeher einer strengen Qualitätssicherung. Der hohe Anspruch an die Produktqualität wird seit Anfang 2004 durch ein gemeinsames Projekt mit dem Neusser Systemhaus Independ GmbH unterstrichen. Alle wichtigen Informationen zu den Stahlteilen sind jetzt in Barcodes verschlüsselt. Per Handhelds werden die Daten eingelesen und über Funk an das Warenwirtschaftssystem von SAP weitergeleitet.
Involviert sind die SAP-Module MM und SD sowie ein selbstentwickeltes Produktionssteuerungssystem. Die Handhelds vom Typ 750 Pocket PC mit integriertem Scanner hat die Intermec GmbH beigesteuert. Auch die Access-Points und Antennen für die Daten-Übertragung stammen von dem Düsseldorfer Unternehmen. Insgesamt wurden auf dem Werksgelände 45 000 m² mit einem Funknetz ausgeleuchtet. Ralf Knäpper, Leiter Organisation und EDV bei TKS-SC, erinnert sich an den Start im Februar: „Es hat auf Anhieb funktioniert.“
In der Produktionshalle werden die auf Maß geschnittenen Metallbänder wieder in Rollen aufgewickelt und mit einem Barcode versehen. Dank des Etiketts lässt sich jeder einzelne Ring eindeutig identifizieren. Auf einer Wiegestation werden die Gewichtsdaten des Stahlmaterials ermittelt. Diese gelangen über den Funkscanner in die Applikation und werden direkt in SAP verifiziert und gebucht. Danach wird das Material mit einem weiteren Barcode ausgezeichnet, das unter anderem das gemessene Gewicht enthält. Das Label besteht aus einer reiß- und wetterfesten Spezialfolie, die auf den ersten Blick wie Papier aussieht. Teilweise ist die Waage direkt über Funk an das System angebunden.
Auch die gesamte Lagerplatzverwaltung und Kommissionierung des Fertigmaterials erfolgt über die Pocket-PC und Staplerterminals. Teilweise sind so genannte Long-Range-Scanner im Einsatz, mit denen auch aus einer Entfernung von 5 m direkt vom Stapler aus gescannt werden kann. Im Werk laufen rund 900 Buchungen pro Tag über die neue Datenfunklösung. In der Vergangenheit mussten alle Buchungen noch manuell durchgeführt werden.
Die Leverkusener entschieden sich für die Geräte von Intermec auf Empfehlung von Independ. Thomas Frank, Projektleiter bei TKS-SC, ist mit der Umsetzung zufrieden: „Die Access-Points versorgen die Staplerfahrer und Werker mit einem guten Funkempfang. Die Daten werden während der Fahrt ohne Unterbrechung an die nächste Funkzelle übergeben.“ Zudem werden die Informationen verschlüsselt. Ein unerlaubtes Abhören wird somit verhindert. Die Pocket PC überzeugten vor allem durch die bedienerfreundliche Gestaltung der Tastatur. Ein weiteres Argument war das übergroße Grafik-Display und die Robustheit der Geräte. „Die Handscanner überstehen einen Fall aus 1,5 Meter Höhe auf Beton“, glaubt Frank.
Für die Projektumsetzung war das Systemhaus Independ verantwortlich. Der Spezialist für Funktechniken lieferte die Funkmessung und kümmerte sich um die Inbetriebnahme und den Einsatz der Funkterminals und der WLAN-Antennen. Vertriebsleiter Martin Steinhoff beschreibt die größte Herausforderung bei dem Projekt: „Durch die Außenbereiche, die langen Fahrwege und die vorhandenen Metallprodukte war es schwierig, Funklöcher zu vermeiden.“ Er schlug dem Anwender die Access-Points WA21 von Intermec vor, die sich durch gute Roaming-Eigenschaften auszeichnen und zudem unempfindlich gegenüber Staub und Spritzwasser sind. Darüber hinaus lassen sich die Access-Points direkt an Glasfaserleitungen anschließen, die wegen der langen Distanzen auch im Einsatz sind. Die speziellen Access-Points sind eine Eigenentwicklung von Intermec und lassen sich in einem Temperaturbereich von –25 °C bis 75 °C betreiben.
Independ nahm Messungen in den Produktionshallen vor, um so den genauen Bedarf an Access-Points zu ermitteln und die optimale Ausleuchtung durch die Funktechnik zu gewährleisten. Da das Produkt von Intermec zwei Funkarten aufnehmen kann, konnte die Zahl der Access Points verringert werden, wodurch auch die Verkabelungskosten sanken.
Bei den Handhelds favorisierte das Systemhaus den Intermec 750 Color. Steinhoff: „Diese Geräte besitzen ein gutes Display, das sich auch im direkten Sonnenlicht ablesen lässt.“ Für die Modelle gibt es eine professionelle Staplerhalterung, um sie auf den Fördermitteln zu befestigen. Independ lieferte hierfür eine schlüsselfertige Lösung. Die Geräte laufen seit rund einem halben Jahr problemlos. Wenn es Schwierigkeiten gibt, wird das Gerät im Rahmen der Garantie ausgewechselt. Im Werk Leverkusen nutzt der Anwender 17 Pocket-PC sowie zusätzliche Erfassungsgeräte und Drucker.
„Unsere Erfahrungen mit dem neuen System sind durchweg positiv“, versichert Ralf Knäpper. Der schnelle Datentransfer zu SAP und die einfache Bedienung machten auf den EDV-Leiter einen guten Eindruck. Die Funklösung schafft zudem ein großes Rationalisierungspotential. Knäpper: „Wir rechnen mit einer Amortisationszeit von neun Monaten bis zu einem Jahr.“
Ralf Knäpper hat bereits konkrete Pläne für die Zukunft. In erster Linie sollen die Abläufe in der Produktion weiter verbessert werden. Dafür benötigen die Produktionsplaner genaue Erkenntnisse über die Lauf- und Standzeiten der Maschinen, um so Engpässe zu vermeiden und die Produktion besser auszulasten. Es ist auch angedacht, die Maschinen in das Netzwerk mit einzubinden – entweder über das Netzwerkkabel oder ebenfalls per Funk. Werden alle Rationalisierungs-Potenziale ausgeschöpft, dann sollen von den derzeit 35 Fertigungsschritten nur noch zehn übrig bleiben.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de