Startseite » Allgemein »

System macht Buchungen und Kontrolle im Lager überflüssig

Lagertechnik: Waagen kennen tatsächlichen Bestand
System macht Buchungen und Kontrolle im Lager überflüssig

Das Lagersystem E-nventory kann Produktionslager verschlanken: Es wiegt die Behälter in den Regalen, errechnet die enthaltenen Teile und bietet ständig aktuelle, exakte Werte. Angstbestände werden so überflüssig.

Thomas Preuß ist Journalist in Stuttgart

„Die mangelnde Transparenz der Lagerbestände“, wettert Hans-Georg Hall, „bindet in vielen Unternehmen unnötig viel Liquidität.“ Der Geschäftsführer der IMS GmbH in Bruchsal versteht zwar die Angst, die ein ungeplanter Abriss der Produktion mit sich bringen könnte und weiß, dass deshalb unzählige Betriebe ihre Lager unnötig aufstocken. Das bindet aber nicht nur Kapital; es kostet auch Lagerfläche, die oft dringend für andere Zwecke benötigt würde. Mit dem neuartigen Lagersystem E-nventory, ist sich Hall sicher, lasse sich die Angst aus den Köpfen der Unternehmer vertreiben. „Damit hat das Hamstern ein Ende!“
Das System arbeitet mit selbstwiegenden Lagerplätzen: Unter jedem Behälter, dessen Lagerort im Regal an E-nventory angeschlossen ist, befindet sich eine Waage des Schweizer Herstellers Digi Sens AG aus Murten. Die Wägezellen erfassen jede Einlagerung oder Entnahme von Teilen aus dem Behälter und melden sie an das System. Wiegen statt Zählen heißt die Devise: Aus dem Gesamtgewicht des Behälters und dem Stückgewicht ermittelt die Software die Anzahl der enthaltenen Teile.
Damit wird der menschliche Faktor als Fehlerquelle ausgeschlossen. „Wer glaubt, seine Bestände exakt zu kennen, nur weil sein Lager über eine elektronische Datenverarbeitung verwaltet wird, der irrt häufig“, sagt Hans-Georg Hall. Denn wenn ein Mitarbeiter einmal eine Entnahme nicht verbucht, hilft die beste Software nicht. Auch nicht, wenn etwa nach der Entnahme der minimale Bestand, der eine Bestellung auslösen sollte, nicht sofort notiert wird. „Genau deshalb“, erklärt Hall, „werden vielerorts Bestände gehortet.“
Mit E-nventory nun hat der Anwender zu jedem Zeitpunkt einen genauen Überblick über seine Bestände. „Inventur auf Mausklick“, nennt der IMS-Chef das Prinzip. Da das System einen Meldebestand umgehend anzeigt, sinkt in vielen Fällen die Wiederbeschaffungszeit. Niemand muss durch das Lager streunen, um etwa leere Kanbankästen einzusammeln und die Bestellung anzustoßen. „Langfristig“, meint Hall, „sinken der während der Wiederbeschaffungszeit nötige Vorrat sowie die Sicherheitsbestände.“ Das frei werdende Kapital übersteige in vielen Fällen die Investition für Regal und Waagen.
Der Experte stellt ein „konservativ gerechnetes“ Beispiel vor: Wenn es bislang in einem Betrieb X im Schnitt vier Tage dauerte, bis entdeckt und gemeldet wurde, dass ein Produkt nachbestellt werden musste, und wenn sich dieses Bestellfenster um nur zwei Tage reduziert, werden bei 500 täglich verarbeiteten Teilen, die vorgehalten werden müssen und jeweils 85 Euro kosten, 85 000 Euro an gebundenem Kapital frei: 500 Teile mal zwei Tage mal 85 Euro. „Für eine derartige Anzahl vergleichbarer Produkte würde die Investition in unsere Lösung nur etwa ein Drittel der Summe kosten“, überschlägt Hall. Er macht allerdings keinen Hehl daraus, dass sich das System nur bei wertvolleren Teilen lohnt, sich also nicht für Kleinteile eignet.
Ein Clou an dieser neuen Art zu lagern ist, dass nicht jede Entnahme einzeln verbucht werden muss. Mit Hilfe des Produktionsplanungssystems wird am Ende der Produktionskette anhand der Teilelisten für fertige Produkte festgestellt, wie viele Teile fehlen – und ob das mit der entnommenen Anzahl übereinstimmt. Vor allem Unternehmen, die Produkte mit großem Variantenreichtum ab Losgröße eins fertigen, können von E-nventory profitieren.
Auch Lieferanten, die bei ihren Kunden so genannte Konsignationslager betreiben, bei denen die Kunden erst bezahlen, wenn sie Teile entnommen haben, kommen als Abnehmer in Frage. „Oft besteht beim Betreiber Unsicherheit über den Zeitpunkt, zu dem der Kunde die Teile entnimmt“, berichtet Hall. Wüsste der Lieferant besser Bescheid, könnte er seine eigene Produktion besser einstellen und etwa Rüstzeiten senken. Dazu schickt das vernetzte Regal beispielsweise zwei Mal am Tag ein E-Mail mit den Bestandsdaten an den Betreiber. Dieser könnte die Lagerbestände auch über eine Internet-Adresse abfragen. Anhand statistischer Auswertungen erkennt der Lieferant Trends frühzeitig und kann sich darauf einstellen.
Die Software könne an alle ERP-Systeme angebunden werden, versichert der IMS-Geschäftsführer. Die Lagerdaten können in das bestehende Lagerverwaltungssystem integriert oder parallel dazu verwendet werden. In der Regel aktualisiert sich das System alle paar Sekunden selbst, und wenn die Lagerplätze leer sind, nullen sich die Waagen automatisch. Auf dem Bildschirm des Mitarbeiters, der beispielsweise für den Einkauf zuständig ist, wird die Anzeige gelb hinterlegt, wenn der Meldebestand erreicht ist, und rot, wenn der Sicherheitsbestand unterschritten wird. Derzeit stehen Einzelwaagen mit 8 kg und 20 kg sowie Fachböden mit einer maximalen Belastung von 100 kg zur Verfügung. Da Böden und Waagen aufeinander abgestimmt werden müssen, liefert IMS nur komplett ausgestattete Fachböden. Das System funktioniert übrigens nicht bei verschraubten Regalen, da sich Verspannungen bilden könnten. Erhältlich sind ferner Palettenwaagen mit 500 kg für die halbe und 1000 kg für die ganze Europalette. Selbst für Langgut könne Digi Sens ein System entwickeln, sagt Hall. IMS, die Generalimporteursvertretung für E-nventory, sucht im Übrigen noch Servicepartner, die den Vertrieb in Deutschland übernehmen.
System lohnt sich für variantenreiche Fertigung ab Losgröße eins
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 5
Ausgabe
5.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de