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Tot-Zonen im Silo keine Chance

Maßgeschneiderte Lager-Lösungen für Schüttgüter
Tot-Zonen im Silo keine Chance

Der Wettbewerb im Bereich Transport und Logistik ist härter geworden. Als Antwort setzt Logistikspezialist Greiwing auf seine Kompetenz bei Schüttgütern – und auf die Partnerschaft mit fähigen Anlagenherstellern beim Realisieren kundenspezifischer Lösungen.

Dipl.-Ing. Klaus Vollrath ist Fachjournalist in Rees

„Aus Kostengründen verlagern viele Produktionsbetriebe ihre Distributionslogistik als Dienstleistung nach außen“, weiß Rudolf Just, Projektmanager der Speditionsfirma Alfons Greiwing GmbH in Worms. Ein Beispiel ist der Bereich der Kunststoffherstellung, wo immer mehr Produzenten für ihre Granulate keine eigene Silokapazität mehr vorhalten wollen und stattdessen Lagerung und Distribution extern abwickeln.
Das erzeugte Rohmaterial gelangt aus den Produktionsanlagen in Transportbehälter, die von Speditionen abgeholt und in Silos entleert werden. Die vom Vertrieb des Kunststoffherstellers kommenden Versandaufträge landen per Datenvernetzung direkt in der EDV des Spediteurs. Dort werden Abfüllung und Verteilung entsprechend der vereinbarten Spezifikation erledigt: Ein Silozug nach hier, ein Octabin und fünf Big Bags nach dort und dreißig Säcke in die Nachbarstadt. Für die Auftraggeber hat dies den Vorteil, dass sie sich von Kosten und Risiken für oft nur unzureichend ausgelastete Lager- und Logistikeinrichtungen samt zugehörigem Personal freistellen. Stattdessen können sie sich am freien Markt die jeweils günstigste Lösung aussuchen.
In diesem Marktsegment agiert Greiwing, ein familiengeführtes mittelständisches Unternehmen mit 300 Mitarbeitern und sechs Niederlassungen in Deutschland, als Spezialist für hochwertige Schüttgüter wie Chemiegrundstoffe, Kunststoffgranulate oder Lebensmittel. Längst nicht alle Einsatzfälle sind mit Standardangeboten „von der Stange“ abzudecken: „Wer in diesem hart umkämpften Markt am Ball bleiben will, muss flexibel sein – vor allem dann, wenn anspruchvolle Lösungen für Schüttguter mit besonderen Eigenschaften gefragt sind“, betont Rudolf Just.
Schüttgut ist nicht gleich Schüttgut: „Es gibt Materialien, die bekommen Sie in ein Standardsilo zwar oben hinein, aber unten nicht mehr heraus“, verrät Josef Eichholz, Geschäftsführender Gesellschafter der Eichholz Silo- und Anlagenbau GmbH in Schapen. Bei vielen Produkten nimmt die Rieselfähigkeit durch Druck und Verdichtung im Silo teils drastisch ab. Die Gründe hierfür sind ebenso mannigfaltig wie die Materialien selbst. Manche Produkte neigen zum Verklumpen, andere verhaken oder verkleben, und wieder andere bilden im Auslaufkonus sogenannte Brücken.
Aufgrund langjähriger Erfahrung sowie enger Kooperation mit Forschungseinrichtungen verfügt Eichholz auf diesem Gebiet über umfassende Kompetenz. Auf der Grundlage wissenschaftlicher Untersuchungen des Schüttgutverhaltens werden Einrichtungen und Parameter für eine geeignete Silo-Ausführung ermittelt. Das Resultat sind maßgeschneiderte Silo-Lösungen für die optimierte Abwicklung der kundenspezifischen Logistikanforderungen. So auch bei dem von Greiwing im Frühjahr 2005 angefragten Projekt, bei dem es unter anderem um Silos für Kunstharzgranulate samt passender Austrags- und Abfülltechnik ging.
„Das entscheidende Auslegekriterium bei Silos für kritische Schüttgüter ist, dass der sogenannte Massenfluss beim Entleeren sichergestellt ist“, sagt Josef Eichholz. Dies bedeutet, dass die Abwärtsbewegung des Lagerguts im Silo in jedem Fall über den gesamten Querschnitt erfolgen muss. Bildet sich dagegen nur ein sogenannter Kernfluss aus, entstehen tote Zonen, die nicht an der Schüttgutbewegung teilnehmen. In solchen Tot-Zonen kann sich das Schüttgut im Laufe der Zeit so verfestigen, dass es schließlich durch Schwerkraft allein gar nicht mehr aus dem Silo ausfließt.
Die Untersuchung des zu lagernden Kunstharzgranulats ergab, dass es als kohäsives Schüttgut einzustufen ist. Entsprechend aufwendig musste das Silo gestaltet und ausgerüstet werden. Wichtigste Maßnahmen waren eine dem Fließ- und Wandreibungsverhalten des Lagerguts angepasste Wandneigung des Ausflusskonus sowie ein darunter angeflanschter Schwingtrichter mit Unwuchtmotoren, der das Pulver durch horizontale Rüttelbewegungen auflockert.
Eine Teilabdeckung über dem Rütteltrichter sowie eine elektronische Füllstandsüberwachung stellen sicher, dass dieser nicht vollläuft, weil dies seine Funktion beeinträchtigen würde. Darüber hinaus ist der Schwingtrichter mit zusätzlichen Trapezdüsen ausgerüstet, um eine hohe Verladeleistung zu ermöglichen. Als zusätzliche Option verfügen Schwingtrichter und Konus über eine Reihe von Pressluftanschlüssen, um im Fall des Falles durch Einblasen von Pressluft für eine Fluidisierung zu sorgen.
„Ein weiterer wichtiger Punkt war die Ergänzung eines der Silos um eine zusätzliche Befüllstation für Big Bags unterschiedlicher Größe“, ergänzt Rudolf Just. Dazu wurde einer der Auslauftrichter mit einer seitlich angesetzten Schnecke ausgerüstet, die zur Abfüllanlage in der benachbarten Halle führt. Ein Scherenhubtisch ermöglicht die Anpassung an Big Bags unterschiedlicher Größe. Die Anlagensteuerung regelt den Zulauf über die Schnecke selbsttätig mit Hilfe eines frequenzgeregelten Motors. Dabei stellt eine eichfähige Wiegeeinrichtung die präzise Mengenkontrolle sicher.
Zu den Besonderheiten der Gesamtlösung gehört eine integrierte Entstaubung von Silos und Big-Bag-Verladeanlage. Die staubbeladene Schwallluft aus den Auslaufbereichen wird mit Hilfe eines Ventilators direkt an den Verladestellen abgesaugt und einem separat aufgestellten Filter zugeführt.
„Die Fähigkeit, Kundenwünsche mit solchen maßgeschneiderten Lösungen erfüllen zu können, wird in unserem Markt immer wichtiger“, bilanziert Just. „Daher sind auf Lieferantenseite experimentierfreudige Partner wie Eichholz gefragt, die bereit sind, beim Umsetzen von Kundenforderungen in Anlagentechnik mitzudenken, mitzuhelfen und bei Bedarf auch selbst Versuche durchzuführen.“
Eine weitere Stärke von Eichholz sei auch die Flexibilität bezüglich Lieferzeiten – ein Punkt, der heute immer wichtiger werde. Es sei nicht ungewöhnlich, dass ein neues Werk schon wenige Monate nach dem ersten Spatenstich in Produktion gehe. Entsprechend eng gestalte sich dann natürlich auch die Terminplanung für die Umsetzung der zugehörigen Logistik. „Auch in solchen Fällen sind Partner gefragt, die notfalls auch mal über ihren Schatten springen, damit die Termine eingehalten werden können“, merkt Just an.
Entstaubung von Silos und Big-Bag- Verladung integriert
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