In vielen Betrieben ist die Flut an E-Mails zu einem erheblichen Stressfaktor geworden. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin hat ein Training für Mitarbeiter entwickelt.
Peter Becker ist Journalist in Berlin
US-Präsidentschaftskandidat Al Gore erfand im Jahr 2000 im Wahlkampf gegen George Bush ein Rapid Response Team. Es reagierte per E-Mail auf jeden Schachzug des Gegners, was dazu führte, dass an einem Tag beide Seiten die Redaktionen mit 56 Mails eindeckten – im Schnitt ging eine E-Mail alle zehn Minuten bei den Journalisten ein!
Die Flut an E-Mail-Kommunikation ist inzwischen in die Unternehmen geschwappt und dort zu einem Stressfaktor geworden. Per CC-Funktion und Knopfdruck wird jedes Informationsfitzelchen an die Kollegen und die Abteilungsleiter weitergeleitet. Häufig ist es Unwichtiges, was der Empfänger gar nicht zu wissen braucht, Halbgares, womit er nichts anfangen kann, oder Belangloses, so dass Experten in der elektronischen Post schon einen hohen Anteil an „Intra-Spam“, also unerwünschten Mitteilungen aus dem eigenen Betrieb, ausgemacht haben.
Nach einer Studie des britischen Institute of Management steht die Bearbeitung der elektronischen Post an zehnter Stelle der Stressfaktoren, denen sich vor allem leitende Angestellte ausgesetzt sehen. „Die Leute stehlen sich gegenseitig die Zeit“, zitierte der Newsletter der Computerzeitschrift c’t den Chef der britischen Beratungsfirma Knowledge Ability, die sich auf die Bewältigung der Informations-Inflation spezialisiert hat.
Bearbeitung der E-Post als Teil der Arbeit ernst nehmen
Schuld an der Flut sind letztlich unzureichende Regeln für die Kommunikation in einem modernen Unternehmen. Abhilfe schafft ein Seminar der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, das an der Uni Erlangen-Nürnberg von Roman Soucek entwickelt wurde (siehe Nachgefragt nächste Seite). Die Teilnehmer erlernen an einem Tag unter anderem die Grundlagen einer effektiven Informationsverarbeitung. Dazu gehört auch ein Einzelcoaching, um auf die individuellen Bedürfnisse und Gegebenheiten am Arbeitsplatz einzugehen.
Das Tagesseminar kostet 90 Euro pro Teilnehmer und wird als Präsenzseminar angeboten. Informationen und Anmeldung über www. wiso-psychologie.uni-erlangen.de/forschung/emailtraining.htm
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