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US-Mitarbeiter nutzen CAD-Pläne aus Laupheim

Verpackungsspezialist profitiert von zentraler Datenhaltung
US-Mitarbeiter nutzen CAD-Pläne aus Laupheim

Alle Daten des Verpackungs-Herstellers Uhlmann sind jetzt in einem integrierten System zusammengefasst. Mitarbeiter, die an der Produktentwicklung beteiligt sind, können per Browser weltweit auf die aktuellen Dokumente zugreifen.

Gottfried Welz ist Fachjournalist in Ostfildern, Uwe Böttger ist Redaktionsmitglied

Kein Unternehmen der Pharmaindus- trie kommt ohne sie aus. Bei der Einnahme von Kapseln oder Tabletten geht der Kranke ganz selbstverständlich damit um. Gemeint sind so genannte Blisters – besser bekannt als Durchdrückverpackungen. Ein Druck von oben auf den Kunststoff des verschweißten Blisters genügt, um die aluartige Folie zu durchbrechen. Danach hält der Verbraucher die Pille in der Hand. Einfacher geht es nicht.
Alles andere als einfach sind die bis zu 35 m langen, computergesteuerten Verpackungslinien, mit denen maximal 12000 Tabletten in der Minute als handliche Blister-Streifen verpackt werden.
Die Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG aus Laupheim beherrscht mit ihren Verpackungssystemen das Blister-Metier und hat es über die Jahre in diesem Bereich zum Weltmarktführer gebracht. Rund 1000 Firmen aus dem Pharmabereich gehören heute zum Kundenstamm des schwäbischen Mittelständlers.
Die Informationstechnik (IT) hat nach Ansicht von Marc König maßgeblichen Anteil am Erfolg des Unternehmens. „IT ist bei uns hoch aufgehängt und besitzt strategischen Charakter. In der Konsequenz zählt sie ganz klar zu den wichtigen Produktionsfaktoren“, stellt der Leiter Informationstechnologie fest.
Bereits seit Jahren befindet sich Uhlmann in einem kontinuierlichen Ver-besserungsprozess und optimiert die internen Business-Abläufe firmenweit. SAP R/2 mit rund 650 Usern spielt dabei eine zentrale Rolle. Das System ist bereits mit der E-Business-Plattform Mysap ausgestattet. Im Mai 2002 soll dann endgültig SAP R/3 eingeführt werden. In Planung sind weitere Mysap-Anwendungslösungen wie CRM (Customer Relationship Mangement) oder SCM (Supply Chain Management).
Aber auch die Hardware kommt bei Uhlmann nicht zu kurz. Mit Hilfe von rund 130 CAD-Workstations und außerdem 650 PC-Arbeitsplätzen bringen es die Laupheimer auf 64000 Qualitätsartikel pro Jahr.
Für den Wechsel von R/2 nach R/3 beziehungsweise Mysap.com hat sich Uhlmann gut präpariert. Im Rahmen einer Studie wurde der zu erwartende Vorteil der einzelnen SAP-Komponenten herausgearbeitet.
Bereits 1999 stellten die Laupheimer fest, dass mit dem Modul Mysap PLM (Product Lifecycle Management) der größte Nutzen verbunden war. „Insofern war es nachweislich klar, auf welches Anwendungsfeld wir uns besonders zu konzentrieren hatten“, berichtet König.
Der Wunsch nach effizienten und durchgehenden Informationsstrukturen im gesamten Konstruktions- und Fertigungsprozess bestand schon zuvor. Nur fehlte damals eine detaillierte Entscheidungsgrundlage. „Jeder Mitarbeiter, der an der Produktentwicklung beteiligt ist, sollte einen direkten Zugriff auf Daten und Dokumente haben – und zwar ohne redundante Datenhaltung“, umschreibt Projektleiter Werner Schick die Hauptzielsetzung.
In der Vergangenheit war es beispielsweise nicht möglich, aus einem CAD-System in der Konstruktion heraus direkt auf Materialstämme oder Stücklisten zuzugreifen. Auch bei den Monteuren in der Maschinenmontage lag einiges im Argen. Sie konnten an den PC keine Konstruktions- oder Explosionszeichnungen für ihre Arbeiten aufrufen. Überbrückt wurde dieses Manko durch Papierausdrucke, die an anderer Stelle angefertigt und dann an den jeweiligen Adressaten weitergeleitet wurden. Manuelle Tätigkeiten standen an der Tagesordnung.
Seit rund neun Monaten arbeitet Uhlmann mit Mysap PLM. Jetzt sind alle 3D-Konstruktionen im SAP-System integriert und es besteht die Möglichkeit, auf ein digitales Archivierungssystem zuzugreifen. Das SAP-Paket verwaltet rund 12000 3D-Zeichnungen – sprich alle Teile und Baugruppen einer Maschine und die Anlage selbst.
In Kürze kommen noch einmal etwa 250000 2D-Zeichnungen dazu. Zwar hätte Uhlmann gerne die 2D-Zeichnungen gleich in einem Schwung mit in Mysap PLM aufgenommen, doch bei der Bereitstellung der notwendigen ME10-SAP-Schnittstelle gab es Probleme. Diese Schwierigkeit im Projektverlauf sieht man heute positiv: Die im 3D-Umfeld gesammelten Erfahrungen trugen dazu bei, dass das SAP-Produkt im 2D-Bereich umso besser genutzt werden konnte.
Dreh- und Angelpunkt von Mysap PLM ist für Uhlmann das Dokumenten-Verwaltungssystem, kurz DVS. Dieses Modul stellt die CAD- und SAP-Daten aus einem System heraus in Echtzeit zur Verfügung. „Und zwar von Materialstammdaten über die Objektverknüpfung bis hin zu Fertigungspapieren nebst den zugehörigen Zeichnungen“, betont PLM-Spezialist Schick.
Konstrukteure oder technische Zeichner nehmen mit Hilfe des Systems Merkmalsgebungen von Bauteilen vor gemäß einer vordefinierten Klassifizierung. Deswegen arbeiten die Uhlmann-Entwickler nicht mehr ausschließlich mit ihren CAD-Systemen, sondern auch mit Mysap PLM. Die Software läuft an ihren Arbeitsstationen praktisch immer.
Die notwendige Klassifizierung der verschiedenen Produktdaten wurde während der Implementierung von PLM zusammen mit dem gewählten Einführungspartner SAP Consulting erarbeitet und festgelegt. Dazu gehört auch ein ausgefeiltes Berechtigungskonzept, das dafür sorgt, dass Personengruppen nur auf die Daten und Dokumente zugreifen können, die für sie bestimmt sind.
Nach den Beobachtungen von IT-Leiter König und Projekt-manager Schick gab es vor allem bei den Konstrukteuren und Entwicklern anfängliche Akzeptanzschwierigkeiten gegenüber dem neuen Produktdaten-Management-System. „Historisch bedingt fragen sich diese hochqualifizierten Spezialisten, warum sie als Techniker ein betriebswirtschaftliches Anwendungssystem verwenden sollen. Und warum sie zusätzlich dafür verantwortlich sein sollen, dass bestimmte Daten korrekt sind. Dies hat bei einem kleinen Teil der Mitarbeiter zu einer skeptischen Einstellung gegenüber Mysap PLM geführt“, erklären König und Schick den Sachverhalt.
Inzwischen habe sich diese Haltung aber schrittweise abgebaut. Sie sei kaum noch spürbar und werde bald der Vergangenheit angehören. Hinweise auf die übergeordneten Nutzeneffekte für das Unternehmen durch Mysap PLM würden die Einstellung der Belegschaft positiv verändern.
Trotz dieser anfänglichen Stolpersteine und der verspäteten Nutzung der 2D-CAD-Zeichnungen in Mysap PLM sind die Verantwortlichen bei Uhlmann mit dem Erreichten zufrieden.
„Es ist uns gelungen, die technische und kaufmännische Sicht auf ein Produkt zu verschmelzen und damit Prozessketten zu schließen. Die Integration von Engineering und Produktion verschafft uns Wettbewerbsvorteile, weil Kundenanforderungen schneller umgesetzt und Lieferzeiten reduziert werden können. Bei Auftragsänderungen können wir flexibler reagieren“, bilanziert IT-Leiter König.
Nach Ansicht von Projektleiter Schick „entlastet Mysap PLM von Routinetätigkeiten, vermeidet Fehler durch eine zentrale Datenhaltung und verhindert Mehrfachentwicklungen von vorn herein“. So stehen nun sofort aktuelle Versionen von Entwicklungsunterlagen zur Verfügung. Zudem lässt sich darstellen, ob eine CAD-Zeichnung gerade überarbeitet wird und welcher Mitarbeiter augenblicklich damit beschäftigt ist. „Beispielsweise können Mitarbeiter unserer USA-Tochter gezielt auf aktuelle CAD-Zeichnungen einer Verpackungsanlage zugreifen und diese in Kundengesprächen nutzen“, beschreibt der Manager die Vorteile.
IT gilt als wichtiger Produktionsfaktor: Der Anwender
1948 wurde die Uhlmann Pac-Systeme GmbH & Co. KG im schwäbischen Laupheim gegründet. Das Unternehmen ist heute eine international tätige Firmengruppe und den Angaben zufolge weltweit Marktführer in der Pharmaverpackung. Am Stammsitz arbeiten rund 800 Mitarbeiter. Uhlmann stellt mit einem vernetzten Fertigungssystem auf SAP-Basis, 130 CAD-Workstations, etwa 650 PC-Arbeitsplätzen und teilweise mannloser Fertigung im Jahr etwa 64000 Artikel im 3-Schicht-Betrieb her. Montiert werden dabei insgesamt 150 Blister-Verpackungsmaschinen, Kartonierer, Endverpacker und Palettierer – überwiegend als komplette Verpackungslinien. In der Konstruktion und Entwicklung kommen 2D- und 3D-Systeme von Hewlett-Packard zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ME10 und Solidworks. Der Mittelständler unterhält vier eigene Tochterunternehmen und arbeitet mit Vertretungen in 63 Ländern zusammen. Im Geschäftsjahr 2000/2001 wurde ein Umsatz von 110 Mio. Euro erwirtschaftet.
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