Wenn eine Berufsgruppe es sich verdient hat, nach 45-jähriger Einzahlung in die Rentenkasse mit 63 aufs Altenteil zu wechseln, dann die Dachdecker. Mit der Frage, ob man diese noch mit 67 auf den First treiben wolle, verteidigt Arbeitsministerin Andrea Nahles ihr Milliarden teures Rentenpaket über die Plackerei des ehrenwerten Berufsstandes. Dabei müsste ein nach oben Recken für Rücken, Schulter und Knie allemal bekömmlicher sein als nach unten zu buckeln. Vor diesem Dilemma stehen bald Heerscharen französischer Bahnsteigschleifer. Weil sich Bürokraten vermessen und Züge bestellt haben, die 20 cm zu breit sind für die Einfahrt in ältere Bahnhöfe, müssen deren Kanten nun rasiert werden. Barbiere bewerben sich derzeit in Scharen auf diese Stellen. Gewohnt, mit Schaum und Klinge zu agieren, würden Frankreichs Coiffeure aber noch in 100 Jahren die steinernen Bahnsteige in Form bringen. Der Rentenkasse im Nachbarland wäre dieser lange Zeitraum eher förderlich als den französischen Bartträgern. Diese forderten jetzt, der an den Bahnhöfen beschäftigte Berufsstand möge sich seiner Herkunft besinnen und wieder in die Rolle des Baders schlüpfen. Diesem oblagen einst auch Zahnextraktionen, Aderlasse und Klistiere – demnächst exklusiv zuständig für die Verantwortlichen der französischen Bahn SNCF und des Schienenbetreibers RFF. dk
Teilen: