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Vom Handwerker zum Weltmarktführer für Seil- und Hebetechnik

Carl Stahl GmbH verdoppelt seit 1980 alle fünf Jahre ihren Umsatz
Vom Handwerker zum Weltmarktführer für Seil- und Hebetechnik

Alle fünf Jahre verdoppelt die Carl Stahl GmbH ihren Umsatz. Und weil dies bereits seit 1980 so ist, ist das Süßener Unternehmen mittlerweile einer der Weltmarktführer für Seil- und Hebetechnik. Mit aktuell 640 Mitarbeitern in 40 Niederlassungen weltweit machte Geschäftsführer Willy Schwenger voriges Jahr rund 115 Mio. Euro Umsatz.

Leonhard Fromm ist Wirtschaftsredakteur in Göppingen

Schlicht ist der Empfangsraum der Süßener Firmenzentrale, in dem ein wuchtiger Bildband liegt: „Hundert innovative Unternehmen schaffen neue Perspektiven“. Zu den „Top 100“ von 1997 zählt dabei neben Porsche, Stihl und ZF Friedrichshafen auch die Carl Stahl GmbH, mit ihrem Chef Willy Schwenger an der Spitze. Doch in der breiten Öffentlichkeit blieb der rasante Aufstieg der einstigen Seilerei fast unbemerkt. Diese hatte Carl Stahl 1880 gegründet und bis in die 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts Bauern mit Seilen, Stricken und Tauen versorgt. 1926 unternimmt sein Sohn Carl mit Erfolg den Versuch, auch Fabrikanten für seine Produkte zu interessieren. Doch erst dem Tandem Seilermeister Carl Stahl und Schwiegersohn Willy Schwenger, der als Textilkaufmann 1965 in das Unternehmen eintritt, gelingt der industrielle Durchbruch. Und während vielen Mitbewerbern mit dem Niedergang und der Industrialisierung der Landwirtschaft die Zukunft verloren geht, brummt bei Carl Stahl der Laden immer mehr. 1980 weiht Schwenger die erste richtungsweisende Produktionshalle am Stammsitz ein. Doch auch er muss sich dem Markt immer neu anpassen. So löste der Hydraulik- den Seilbagger ab, was das wachsende Unternehmen auf immer neue Geschäftsfelder zwang.
Heute machen die klassischen Seil- und Hebewerkzeuge für die Bau- und Maschinenindustrie noch 50 % des Umsatzes aus. Die andere Hälfte erzielt Carl Stahl mit Spezial-Feinseilen in den Geschäftsfeldern Architektur, Design, Medizin und Schmuck. „Das sind die Märkte, um unseren Umsatz auch bis in fünf Jahren wieder zu verdoppeln“, schwärmt Schwenger, dessen Unternehmen seine größten Erfolge derzeit in Nord- und Südamerika erzielt. Doch auch für den heimischen Markt hat der Chef rentable Umsatzbringer: Mit neuartigen Bowdenzügen, die unter dem Namen Nokon vertrieben werden, ist Carl Stahl vor zwei Jahren in die Fahrradbranche eingestiegen. Kürzlich erhielt das Unternehmen einen Innovationspreis für ein Operationsbesteck, das in der Speiseröhre einsetzbar ist. In zweiter Auflage ist ein Schmuckkatalog erschienen, dessen Objekte exklusiv ab Werk und via Internet vertrieben werden. In wieder einem anderen Geschäftsbereich projektiert die Carl Stahl GmbH mit ihren Edelstahlseil-Netzkonstuktionen ganze Tiergehege-Anlagen in Zoos oder Hubschrauberlandeplätze auf Bürotürmen. Das Grundprodukt Seil ist dabei überall dasselbe und dessen spezifische Verarbeitung auf selbst entwickelten Maschinen die Kernkompetenz der Schwaben.
Detaillierte Jahreszielpläne, regelmäßige Mitarbeitergespräche, ein differenziertes Prämiensystem, intensive Kommunikation innerhalb der Holding und enger Kundenkontakt sind wichtige Stichworte, mit denen das Firmenwachstum außerdem erklärbar ist. Dezentrale Teams und flache Hierarchien halten das Unternehmen auf Kurs und bringen durch regen Austausch immer neue Produkte hervor. Teil der Strategie ist es, bei bestehenden Kunden immer mehr Bereiche zu durchdringen. Zwar werden in seltenen Fällen auch Mitbewerber übernommen, doch meist wachsen neue Firmentöchter organisch aus Projektgruppen heraus. Schwenger: „Spätestens nach vier Jahren schreibt bei uns jede Tochter schwarze Zahlen.“
Mit Tatendrang und Begeisterung die Firma vorantreiben
Dass all diese Konzepte greifen, hat wesentlich mit dem Vorbild des Seniorchefs zu tun. Sein Tatendrang bleibt auch nach 36 Jahren an der Firmenspitze ungebrochen und seine Begeisterung wirkt ansteckend, wenn er über die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von Stahlseilen spricht. Sorgen bereitet ihm, der noch immer 70 % aller Seile in Süßen produzieren lässt und derzeit dort eine weitere Halle baut, der Kostendruck in der Automobil- und Maschinenbauindustrie. Ein Grundstück in Ungarn hat Schwenger „sicherheitshalber“ bereits gekauft. Und auch an den Generationenwechsel hat der 66-Jährige gedacht. Schwiegersohn Andreas Urbez (36) ist bereits seit sechs Jahren im Unternehmen und verantwortet den Bereich Ausland; Sohn Wolfgang (32) kam im Oktober 2000 ins Stammhaus und kümmert sich seither um Entwicklung und Produktion. Ab Sommer 2003 will der Senior reduzieren und ein Jahr später nur noch beraten. Denn auch das Loslassen gehört zur Hebebranche.
Fakten zur Carl-Stahl-Gruppe:
40 Niederlassungen in Europa, Nord- und Südamerika, im Nahen Osten mit weltweit 640 Mitarbeitern, davon die meisten am Stammsitz in Süßen, wo auch das Meiste produziert wird
Umsatz 2001: 115 Millionen Euro (Umsatzentwicklung 1990/1995/2000: 27 Mio. Euro/54 Mio. Euro/109 Mio. Euro)
Historie: 1880 als Seilerei Stahl in Süßen gegründet, seither Expansion am Standort; zuletzt 2002 Fertigstellung der neuen Produktions- und Lagerhalle in Süßen, zahlreiche Innovationspreise
Produktprogramm: Seil- und Hebetechnik, Büro- und Betriebsausstattung, Technische Seile und Litzen, Seilsysteme aus Edelstahl für die Architektur, Schmuck und Accessoires, Bowdenzüge für Fahrräder, Mobiler Prüf- und Reparaturservice Zukunftsmärkte: Medizintechnik, Mikrochirurgie, Endoskopietechnik, Mikromechanik, Feinseile aus neuen Werkstoffen
seit 2002 eigener Online-Shop unter www.carlstahl.com und Unternehmensleitbild nach Ethik-Kodex. Carl Stahl ist einer der Weltmarktführer mit bundesweit 60 000 Kunden, der neben Produkten auch vermehrt auf Dienstleistungen setzt, zum Beispiel mit dem Fachbuch „Praxishelfer Heben“
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