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Vom Sonderabfall zum Rohstoff

Schädliche Abfälle aufbereiten mit Vakuumtrocknung
Vom Sonderabfall zum Rohstoff

Die Anlagen von Econ Industries bereiten Altlasten und Sonderabfälle aus der Industrie energiesparend und umweltschonend auf. Mit ihrer Technik sehen sich die Starnberger als globaler Marktführer, Aufträge kommen aus der ganzen Welt. Die Ingenieure planen, konstruieren und installieren die Anlagen im Team.

Jeden Tag fallen weltweit Tausende Tonnen ölhaltiger Abfälle an. „Die Nachfrage nach Anlagen zur Aufbereitung von Sonderabfällen wächst“, erklärt Reinhard Schmidt, Geschäftsführer Econ Industries GmbH aus dem bayerischen Starnberg. Seine acht Mitarbeiter haben alle Hände voll zu tun, die eingehenden Aufträge zu bearbeiten. Ökologisch und ökonomisch liegt die Technik der Anlagen von econ, die Hochtemperatur-Vakuum-Trocknung, im Trend. „Wir brauchen dringend neue Ingenieure, vor allem aus der Verfahrens- und Elektrotechnik“, sagt Schmidt.

Die neueste Anlage hat das Unternehmen in England errichtet. Ölabfälle aus dem ganzen Land, Altlasten aus Raffinerien, Öllagern und Tankreinigungen, treten seit kurzem täglich ihre Reise nach Sheffield im Norden des Landes an. Dort hat das Team von Econ eine Aufbereitungsanlage errichtet. 2000 kg der schädlichen, ölhaltigen Abfälle kann diese in der Stunde verarbeiten und in unbedenkliches Material umwandeln. „Die Anlage ist einmalig auf der Welt und auf die Anforderungen des Kunden zugeschnitten“, erklärt Sebastian Kemmer, Ingenieur für Verfahrens- und Umwelttechnik bei Econ. „Sie verarbeitet ölhaltige Schlämme nach dem Prinzip der Hochtemperatur-Vakuum-Trocknung auf.“ Die Verbrennung der schädlichen Materialien und die direkte Deponierung werden dadurch vermieden. „Zudem verbraucht die neue Technik im Vergleich zur alten Anlage nur ein Viertel der Energie“, so Kemmer.
Das Kernstück der Anlage ist ein 30 t schwerer und 10 m³ fassender Trockner, in den die Ölabfälle befördert werden. Unter Vakuum wird der Mantel des Trockners auf maximal 400 °C erhitzt, während ein großes Schaufelwerk im Inneren den Schlamm gleichmäßig verteilt. Wenn der Siedepunkt erreicht ist, verdampft das Öl allmählich. Die Filtertechnik verhindert, dass schädliche Stoffe entweichen. Das gehaltene Vakuum sorgt für sichere Bedingungen. Zudem verdampft das Öl unter diesen Umständen bereits bei 350 statt bei 450 °C. Anschließend werden die Dämpfe im Kondensator zu Brennstoff verflüssigt, der eine ähnliche Konsistenz hat wie normales Heizöl. „Unser Ziel ist, die schädlichen von den unbedenklichen Stoffen zu trennen, um die Abfallmenge zu reduzieren“, erklärt Kemmer. Selbst Filterkuchen aus Raffinerien, die feste Bestandteile von 40 % aufweisen, kann die Anlage aufbereiten. Laboranalysen haben gezeigt, dass die übrig gebliebenen Feststoffe nach der Behandlung deponiefähig sind oder wiederverwertet werden können.
Ein Jahr lang haben die Ingenieure die Anlage geplant, sie nach den Anforderungen des Kunden entwickelt, im Labor an Modellen getestet und anschließend die Konstruktion begleitet. Das Konzept ist vom deutschen TÜV überprüft worden, die gesamte Anlage entspricht den europäischen Richtlinien zum Explosionsschutz (Atex). „Die größte Herausforderung war die bauliche Beschränkung“, so Kemmer. Die Anlage musste Kemmer so planen, dass sie in eine bereits bestehende, 14 m hohe Halle passt. Allein der Trockner hat eine Höhe von 2,5 m. Für dessen Installation wurde ein Loch in die Seite der Halle geschnitten, etwa 3 m der Maschine liegen im Freien.
Obwohl das Konzept für den englischen Standort einmalig war, haben Kemmer und seine Kollegen im Vorfeld ähnliche Anlagen entwickelt, die mit Vakuumtrocknung auch Öl- oder Quecksilberabfälle aufbereiten. Die Anlagen des Unternehmens, darunter auch solche zur Sterilisation medizinischer Abfälle, wurden nach Italien, Kuwait und Tschechien geliefert. Verträge für weitere vier Anlagen sind bereits unterzeichnet. „Sonderabfälle kennen keine Konjunkturkrise“, so Geschäftsführer Schmidt.
Auch heute noch werden laut Schmidt Sonderabfälle oft nicht aufbereitet und wiederverwertet, sondern in Flüsse, Teiche und Seen geleitet oder schlichtweg in die Landschaft gekippt. Dass die Gesetzgebung dies verbietet, habe über Jahrzehnte niemanden interessiert. Besonders in Ländern, die auf ihre natürliche Grundwasserversorgung angewiesen sind, oder in Regionen mit häufigen Niederschlägen gehe dieser sorglose Umgang mit Sonderabfällen zu Lasten der Menschen, deren Nahrungsgrundlage auf diese Weise vergiftet wird.
Erst allmählich werden die Behörden konsequenter in der Beobachtung und Bestrafung. Bei Econ macht sich dieses Umdenken deutlich bemerkbar. Die Zahl der Anfragen steigt permanent an. Immer mehr Kunden entscheiden sich für Aufbereitungs- und gegen Verbrennungsanlagen. Ausschlaggebend seien vor allem die wesentlich höheren Betriebskosten der Verbrennungsanlagen, denn sie übersteigen jene der Recyclinganlagen um das fünf- bis zehnfache. Außerdem seien Verbrennungsanlagen in vielen Ländern aus politischen Gründen grundsätzlich nicht genehmigt, speziell solche für Sonderabfälle. „Man kann nur erahnen, wie groß die Probleme speziell mit ölhaltigen Abfällen in vielen Ländern tatsächlich sind“, so Schmidt. Unfälle wie der am Golf von Mexiko zeigen aber, dass die Probleme, die das Öl mit sich bringt, schnell auch die westliche Welt betreffen können.
Sofia Buergo Fachjournalistin in München

Ingenieure dringend gesucht

Der Aufbereiter

Die 2003 gegründete Econ Industries GmbH u. Co. KG mit Sitz in Starnberg hat sich auf die Entwicklung von Anlagen für die Aufbereitung von Sonderabfällen spezialisiert. Auch kontaminierte Böden lassen sich mit der Technik aufbereiten. Die Abfälle werden zunächst stofflich und danach energetisch wiederverwertet. Eine Verbrennung oder Deponierung wird so weitgehend vermieden. Das Unternehmen hat bereits Anlagen in die Golfregion und einige EU-Länder geliefert und bearbeitet momentan neue Aufträge aus Schweden, Frankreich und Australien. Die Schwerpunkte liegen in der Aufbereitung von ölhaltigen Schlämmen und medizinischem Abfall. econ industries beschäftigt derzeit acht Mitarbeiter und will weiter wachsen. Gesucht werden vor allem Ingenieure aus der Elektro- und Verfahrenstechnik.
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