So manches deutsche Unternehmen investiert gezielt südlich des Bodensees. Kissling Elektrotechnik aus Wildberg beispielsweise hat sich auf einem Investorenseminar von den Vorteilen des Kantons Thurgau überzeugen lassen.
„Die Unzufriedenheit mit der politischen Situation in Deutschland spüren wir sehr direkt“, sagt Andreas Balg, Leiter der Wirtschaftsförderung Thurgau. Der Kanton ist der Standort der kurzen Wege, erklärt er: seien dies geografische Distanzen im Kanton selbst oder international im Zentrum Europas. Oder die behördlichen Instanzen, wo Entscheidungen schneller getroffen werden als anderswo, wie Balg verspricht. Die Nähe von drei Flughäfen sei ebenfalls ein wichtiges Kriterium für viele Unternehmen.
In den vergangen Jahren haben nach Auskunft der Thurgauer Wirtschaftsförderer immer mehr deutsche Unternehmen einen Teil ihrer Produktion oder den gesamten Betrieb im Kanton angesiedelt. Zum Beispiel das Unternehmen Kissling Elektrotechnik GmbH & Co. KG aus Wildberg: Dort werden höchstpräzise Schaltgeräte für den Fahrzeug-, Maschinen- sowie Apparatebau und die Luftfahrt gefertigt. Kissling beschäftigt rund 260 Mitarbeiter, ist weltweit tätig und in Deutschland, Nordamerika sowie in weiteren europäischen und zahlreichen asiatischen Ländern vertreten.
Die ersten Kontakte zu den Inhabern von Kissling wurden schon vor mehreren Jahren auf den Ost-Schweizer Investorenseminaren geknüpft. Die erfreulichen Auftragsaussichten für 2003 waren für die Geschäftsführung der Anlass, den weiteren Ausbau des Unternehmens im grenznahen Thurgau zu realisieren.
Für den Standort Thurgau, so Firmeninhaber Hans G. Rabe, sprachen vor allem die Nähe zur Zentrale im schwäbischen Wildberg sowie die attraktiven Rahmenbedingungen: qualifizierte Mitarbeiter, gute Infrastruktur, moderate Kostensituation und die vorteilhafte steuerliche Situation. Derzeit beschäftigt das Unternehmen im Ort Weinfelden 10 Mitarbeiter, bis 2006 sollen es mindestens 20 sein. Für das Geschäftsjahr 2003/2004 ist ein Umsatz von rund 3 Mio sfr (rund 1,95 Mio. Euro) und für 2004/2005 von 4 Mio. sfr (etwa 2,6 Mio. Euro) geplant.
Das Rückgrat der Thurgauer Volkswirtschaft sind kleine und mittlere Unternehmen. Diese Struktur bildet die Grundlage für die Flexibilität der Wirtschaft, wie Andreas Balg betont. Stärkste Bereiche sind der Maschinen- und Apparatebau mit rund 7 % sowie Elektronik und Elektrotechnik mit 3 % der Beschäftigten. Weitere wichtige Industriezweige sind die traditionell starke Metallverarbeitung sowie die Chemische Industrie. Viele Arbeitsplätze in der Fertigungsindustrie haben sich in den vergangenen Jahren zum Dienstleistungsarbeitsplatz mit moderner Technologie gewandelt. tv
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