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Webseiten aufrufen über die Stromverkabelung

Internet aus der Steckdose steht noch ein langer Weg bevor
Webseiten aufrufen über die Stromverkabelung

Das Internet via Stromkabel in jedes Haus zu bringen: Die Wunschvorstellung der Energiekonzerne klingt gut. Doch die hoch gelobte Technik ist weder neu noch ausgereift.

Vom Stromnetz ins Internet: Das Versprechen der Powerline-Technologie klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Immerhin ist die Voraussetzung dafür geschaffen: An einer Steckdose hängt jeder PC. Kein Wunder, dass die Aktie der Essener RWE1 AG gleich um 10 % stieg, als der Energieversorger mit der Schweizer Elektronikfirma Ascom2 seine Fortschritte auf dem Gebiet der Powerline Communication (PLC) demonstrierte. Die Phantasie der Anleger beflügelte auch die Veba AG (heute Eon3), die den E-Commerce über die Steckdose verkündete. Beim Kampf um die „letzte Meile“ wollen die Versorger den Telekomunikationsunternehmen kräftig Konkurrenz machen.

Neu ist die Kommunikation über die Stromnetze nicht, und die Technik dazu ist schnell erklärt: Die Daten kommen zunächst vom Glasfasernetz des Internet und werden in das Kupfer-Stromkabel eingespeist. Über die Stromleitung gelangen die digitalen Informationen in den Ortsnetztransformator. Dieser versorgt die angeschlossenen Haushalte mit Strom und Daten. Diese Informationen filtert ein „Powerline-Modem“ an der Steckdose heraus. Ein Problem ist nur, dass der Strom mit einer Frequenz von 50 Hz durchs Netz fließt. Daten indes benötigen weitaus höhere Frequenzen. Heute geht das noch sehr langsam. Nur wenige Kilobit können übertragen werden. Dabei ist die Art der Datenübertragung auf dem Stromkabel der von der DSL-Technologie (Digital Subscriber Line) nicht unähnlich. Auch die Powerline-Modulation verteilt die Daten auf verschiedene Frequenzen und nutzt Lücken im Netz aus, wenn dieses gerade mal keinen Verbraucher, sprich Stromabnehmer, versorgen muss. Die Technologie hat jedoch einen Schönheitsfehler: Es gibt noch keine marktreifen Endgeräte. Der Anbieter Polytrax4 Information Technology AG mit Sitz in München verspricht den Verkauf eines Geräts spätestens zum Jahresende – allerdings nur an Systemintegratoren.
Welche Geschwindigkeiten sich mit dem Polytrax- oder einem anderen PLC-Modem erreichen lassen, ist noch offen. Als Durchschnittswert gilt 1 MBit/s, RWE spricht sogar von 2,2 MBit/s, während der Mannheimer Stromversorger MVV5 AG seinen Feldversuch mit 2 MB/s abwickelte, allerdings mit einer Entfernungseinschränkung von 2000 m. Diese Raten werden in der Praxis aber wohl nie erreicht werden, denn sie beziehen sich auf die Leitung einer Trafostation – und diese müssen sich bis zu 200 Anwender teilen. Zwar werden diese nie alle gleichzeitig auf die Leitungen zugreifen. Aber die Anbieter räumen selbst ein, dass schon bei 100 Nutzern eines 1-MBit/s-Anschlusses nur noch eine durchschnittliche ISDN-Geschwindigkeit erreicht wird. Zudem gibt es noch Probleme mit Störstrahlen im Netz.
Dennoch sind für dieses Jahr unter anderem in Köln, Mannheim, Berlin, Baden-Württemberg sowie Sachsen-Anhalt Angebote geplant. Mit konkreten Informationen zu Übertragungsraten und Preisen halten sich die potenziellen Anbieter allerdings noch sehr zurück.
Die MVV AG, die Powerline in Mannheim anbietet, wird voraussichtlich eine Grundgebühr von 60 DM erheben, die Hardware soll etwa 200 DM kosten. Andere Anbieter des Internet aus der Steckdose machen derzeit keine Angaben.
Bei aller Powerline-Skepsis: Für die EVU bleibt immer noch ein Nutzen, die mit Fernwartung, -überwachung oder dem zentralen Ablesen, beispielsweise von Stromzählern, über das Stromnetz Kosten sparen. Nicht zu vergessen der Energieoptimierungsansatz, wenn quasi nach Abfrage Strom produziert wird. wm
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