Der Mittelstand hat das Managementinstrument Balanced Scorecard für sich entdeckt. Der VDMA entwickelt derzeit das ausgewogene Kennzahlensystem weiter und erstellt ein Branchenmodel.
Der traditionelle Mittelstand war der Balanced Scorecard (BSC) gegenüber lange skeptisch Man verfüge doch über Finanzkennzahlen, hieß es. Das Interesse wird aber größer, und zwar aus einem ganz einfachen Grund: Die BSC erlaubt es Firmen, unternehmensindividuell und fachbezogen Analysen zu erstellen und die daraus resultierenden Anpassungen vorzunehmen.
Im Vordergrund stehen die Unternehmensstrategie und deren Umsetzung. Dafür muss das Unternehmen der Strategie bewusst werden und diese klar formulieren – bereits daran mangelt es in vielen Mittelstandsunternehmen. Durch die BSC lassen sich dann Abweichungen zum Gesamtkonzept schneller erkennen und korrigieren, Krisen könnten so vermieden werden.
Die BSC – übersetzt ausgewogenes Kennzahlensystem – wird grundsätzlich unternehmensspezifisch entwickelt. Es stellt alle Zusammenhänge ganzheitlich dar. Als Kennzahlensystem ergänzt, aber ersetzt sie nicht das bisherige Berichtswesen, das sich auf finanzielle Informationen beschränkt. Eine BSC filtert aus den Berichten für Bereiche wie Fertigung, Einkauf, Vertrieb, Rechnungswesen, Qualitätswesen, Lager und Materialwirtschaft nur das jeweils Wichtige heraus und fügt es dann sinnvoll zusammen. In der vom VDMA weiterentwickelten Maschinenbau-Balanced Scorecard (MBSC) stammen die Kennzahlen aus den Bereichen
- Finanzen: time-to-cash, Rentabilitäten, ROCE, ROI, EVA, Liquidität.
- Kunden/Markt: time-to-market, Kundenzufriedenheit und -abwanderungsrate, Durchdringungsrate, Kunden-DB, Marktanteile.
- Interne Prozesse: Durchlaufzeiten, Restkapazitäten, Reaktionszeiten, Lagerumschlagshäufigkeit, Liefertreue, Auslastungsgrade, QM-Zahlen.
- Potenziale: Mitarbeiter/Innovationen/Technik, Mitarbeiterschulungen, Gesundheitsquote (Krankenstand), time-to-develop.
- Service/After Sales: Nachbetreuungsquote, Servicevertragsquote, Kundenschulungen, Ersatzteilintensitäten.
Eine BSC stellt immer eine Momentaufnahme aller Unternehmensbereiche dar. Wichtig: Die Parameter sind das Resultat von Brainstormings, Erfahrungsaustausch und Wünschen von Praktikern – allesamt in der Branche erarbeitet. Der Zwang zur Skalierung von als kaum quantifizierbar eingestuften Merkmalen bringt einen ordentlichen Schuss Transparenz ins Unternehmen.
Diese Transparenz über die Geschäftsprozesse fördert das Leistungsprinzip innerhalb eines Unternehmens sowohl auf Seiten der Mitarbeiter als auch der Geschäftsführung – jeder kann klar erkennen, ob er das Soll erfüllt hat. Viele Unternehmen setzen die Informationen der BSC zusätzlich als Kommunikations- und Motivationsinstrument ein.
Und: Wer sich selbst so transparent bewertet, kann auch von außen klarer bewertet werden. Mit der BSC liefern gerade Mittelstandsunternehmen einen Nachweis für ihre Managementfähigkeiten und haben bei Banken im Rating im Rahmen von Basel II bessere Chancen.
Jörg D. Scholtka Abteilung Betriebswirtschaft im VDMA
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