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„Weniger Kosten, mehr Verantwortung“

EMV-Experte Hartmut Dorner: neue Produktnorm fordert mehr Aufmerksamkeit
„Weniger Kosten, mehr Verantwortung“

„Weniger Kosten, mehr Verantwortung“
„Anwender müssen die neue Produktnorm kennen, wenn sie EMV-Probleme sicher vermeiden wollen.“
Weil die Produktnorm für Antriebe gelockert wurde, müssen Anwender in Sachen EMV in Zukunft besonders aufmerksam sein. Danfoss-Experte Hartmut Dorner erläutert, warum.

Herr Dorner, warum plädieren Sie für mehr Aufklärung in Sachen EMV?

Moderne Antriebe mit hohen Leistungspotenzialen, die dicht gepackt in der Maschinenhalle eingesetzt werden, hätten ohne Entstörung ein enormes Störpotenzial. Man muss sich also über ihre elektromagnetische Verträglichkeit Gedanken machen. Ab dem 20. Juli gilt nun das neue EMV-Gesetz mit einigen Neuerungen. Unter anderem geht es erstmals ausdrücklich davon aus, dass derjenige alle gesetzlichen Vorgaben erfüllt, der alle einschlägigen Normen beachtet. Das ist aber aufgrund einiger Besonderheiten gar nicht so einfach.
Was macht es denn so schwer?
Für die elektromagnetische Verträglichkeit von Antrieben gelten nach wie vor drei Normen: die allgemein gehaltene Grundnorm, die Produktnorm – die sich nur auf die Eigenschaften des Antriebs bezieht und dem Hersteller Vorgaben macht – sowie die Fachgrundnorm, die auf die Gesamtumgebung eingeht und vor allem den Anwender betrifft. Bisher waren die Vorgaben dieser drei Normen aufeinander abgestimmt. Jetzt aber sind die Vorgaben der Produktnorm gelockert worden: Der Antriebshersteller muss demnach weniger Aufwand für die elektromagnetische Verträglichkeit betreiben. Wenn sich also ein Anwender für ein Gerät entscheidet, das der neuen Produktnorm entspricht, muss er wissen, dass er eventuell später auftretende EMV-Probleme im Gesamtsystem selbst lösen muss. Denn laut Fachgrundnorm ist er allein für die Gesamtumgebung in Maschinen oder Anlagen zuständig.
Und die Hersteller haben nichts mehr mit der EMV ihres Antriebs zu tun?
Sie müssen die Produktnorm EN 61800-3 weiterhin berücksichtigen, um die EMV-Konformität zu erfüllen. Darüber hinaus verpflichtet das Gesetz die Hersteller, zum Beispiel zusätzliche Filter für ihre Geräte bereitzustellen, so dass der Anwender nachrüsten kann, wenn es im Gesamtumfeld EMV-Probleme gibt – was den Installationsaufwand steigert.
Welche Argumente sprachen denn für die Lockerung der Produktnorm?
Die bisherigen Vorgaben für die elektromagnetische Verträglichkeit waren recht streng, und die Statistik zeigte, dass nicht immer alle Maßnahmen erforderlich waren. In etwa 90 Prozent der Fälle hätten weniger Filter oder weniger Schutzmaßnahmen ausgereicht. Insofern ist die Veränderung nicht grundsätzlich unsinnig, und sie ermöglicht es, kleinere und günstigere Antriebssyteme anzubieten, wie es der Markt fordert. Es gibt aber keinen Vorteil ohne Nachteil: Der Anwender muss sich mit der neuen Produktnorm vertraut machen, wenn er Probleme sicher vermeiden will.
Die Statistik lässt nur für 10 Prozent der Fälle Probleme erwarten. Wo müssen Anwender besonders vorsichtig sein?
In der Haustechnik dürfen jetzt Geräte eingesetzt werden, die bisher nur für den Industriebereich zugelassen waren. Der Anwender muss über das damit verbundene Risiko über einen Warnhinweis informiert werden und hat im Fall einer Störung die Kosten selbst zu tragen. Dies könnte der Fall sein, wenn ein Antriebssystem nach Klasse C2 der neuen Produktnorm in der Haustechnik verwendet wird.
Welche Strategie verfolgt Danfoss in diesem Zusammenhang?
Unsere Ingenieure beraten die Anwender und machen sie auf den Faktor EMV aufmerksam. Bei unseren Produkten haben wir uns entschieden, die bisher gültigen umfangreichen Maßnahmen zum EMV-Schutz beizubehalten. Damit verringert sich das Risiko für spätere Probleme, allerdings haben die Geräte einen um einige Prozentpunkte höheren Preis, der sich schon durch die erste vermiedene Störung amortisiert hätte.
Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de
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