Startseite » Allgemein »

„Wer bei uns einsteigt, bekommt sofort aktuelle Anfragen auf den Tisch!“

Peter Heisig erklärt, wie sein Unternehmen freie Kapazitäten in der Fertigung vermittelt
„Wer bei uns einsteigt, bekommt sofort aktuelle Anfragen auf den Tisch!“

Seit 1968 vermittelt die Frankfurter Heisig GmbH freie Kapazitäten, vorrangig in der metallverarbeitenden Industrie. Geschäftsführer Peter Heisig erläutert, warum das Geschäft nach wie vor boomt.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Jens-Peter Knauer am Stammsitz der Heisig GmbH in Frankfurt/M. – jens-peter.knauer@konradin.de

Herr Heisig, die ganze Welt klagt über die erlahmte Konjunktur. Spüren Sie auch etwas davon?
Jetzt nicht mehr. Sicher, im vergangenen halben Jahr sind weniger Aufträge realisiert worden. Die Unternehmen haben erst einmal ihre Lager abgebaut – aber die sind jetzt so langsam leer, und man muss ja wieder aus dem Vollen schöpfen können. Momentan bekommen wir im Schnitt etwa 40 bis 60 Anfragen pro Woche.
Und die können Sie alle vermitteln?
Ich schätze mal, dass nur fünf Prozent der Anfragen nicht vermittelt werden können. Aber sonst decken wir alles wunderbar ab, weil wir so ein breites Spektrum an Lieferanten haben. Mit etwa 250 Fertigern haben wir feste Verträge und darüber hinaus noch einen Pool von etwa 30 000 Unternehmen, aus dem wir uns jederzeit bedienen können – auch im Ausland.
Muss sich ein Einkäufer vertraglich an Sie binden, wenn er auf dieses Potenzial zugreifen will?
Nein. Der Einkäufer schließt mit uns eine Vereinbarung ab, die unter anderem besagt, dass wir kostenfrei für ihn arbeiten und auf seine Bedingungen eingehen, was Sperrvermerke, Datenschutz und dergleichen betrifft. Im Gegenzug wünschen wir uns, dass uns der Einkäufer informiert, falls es mit den Lieferanten mal nicht so klappt wie gewünscht. Manchmal reagieren auch Einkäufer nicht einmal auf ein Angebot, und der Anbieter weiß nicht, woran er ist. Solche Kommunikationsprobleme wollen wir natürlich auch unterbinden.
Sie sprechen von einem breiten Spektrum. Welche Bereiche der Fertigung decken die von Ihnen betreuten Unternehmen ab?
Unsere Kunden, damit meine ich die Lieferanten, sind fast ausnahmslos in der Metallverarbeitung zu Hause. Von der kleinen Ein-Mann-Dreherei bis zum Großkonzern. Darüber hinaus haben wir auch Betriebe aus der Kunststoffverarbeitung oder der Elektrotechnik an der Hand.
Wenn jetzt eine Anfrage vom Einkäufer kommt, wie sieht das typischerweise aus?
Die Einkäufer schicken in der Regel gleich die vollständigen Zeichnungen der zu fertigenden Teile plus Begleitinformationen. Das wird bei uns dann sofort gesichtet. Wir machen jeden Morgen eine Postbesprechung, zu der wir alle unsere Techniker und Akquisiteure zusammenziehen, und gehen jede einzelne Anfrage durch.
Was passiert dann?
Unsere Techniker bereiten die Anfrage bis ins letzte Detail vor. Sie wissen genau, welche fertigungstechnischen Schritte für die Produktion erforderlich sind, und leiten dadurch die Anfrage nur an die Lieferanten weiter, die fertigungstechnisch auch in der Lage sind, das Teil zu produzieren. Dann klären wir, ob beispielsweise der Rohling vom Einkäufer beigestellt wird oder ob der Anbieter sich selbst darum kümmern muss. Manchmal ist ein Auftrag auch von der Stückzahl her nicht so wahnsinnig interessant, da fragen wir nach, ob mit Folgeaufträgen zu rechnen ist, wenn die Qualität stimmt. Kurzum, wir bereiten die Anfrage so weit vor, dass der Anbieter ohne weitere Rückfragen sofort kalkulieren kann.
Nach welchen Kriterien wählen Sie die Lieferanten aus, die die Anfrage bekommen?
Wie gesagt, das geht nach den Fachkompetenzen. Wenn einer fertigungstechnisch in der Lage ist, die Bauteile zu produzieren, bekommt er die Anfrage vorgestellt. Stellen wir fest, dass er das Teil nur zu – sagen wir mal – 90 % fertigen kann, dass es etwa am Finish hakt, dann rufen wir ihn an und fragen, ob er beispielsweise die Oberflächenbehandlung weggeben kann. Wenn ja, dann bekommt er die Anfrage.
Wieviele Tage vergehen in der Regel zwischen Anfrage und Auftragserteilung?
Das ist sehr unterschiedlich. Da sind Schnellschüsse dabei, wenn zum Beispiel einem Einkäufer eine Maschine ausfällt und er ganz schnell Ersatz braucht. So etwas können wir innerhalb weniger Stunden regeln. Wenn es sich aber um einen Rahmenvertrag handelt, etwa mit 5000 Einheiten im Jahr, dann können bis zur Auftragserteilung schon mal sechs Monate vergehen.
Was passiert in dieser Zeit?
Bei Verträgen in dieser Größenordnung wird oft bemustert. Das ist auch in unserem Interesse. Der Auftraggeber lässt eine Nullserie produzieren, die der Fertiger nach Aufwand bezahlt bekommt. Das hat den Vorteil, dass der Einkäufer das Teil in seinem Betrieb testen lassen kann hinsichtlich Qualität, Toleranzen und so weiter. Und der Fertiger kann feststellen, ob er mit seiner Kalkulation hinkommt. Und wenn beides stimmt, ist das meist der Beginn einer wunderbaren Geschäftsbeziehung.
Wie stellen Sie bei diesem Verfahren sicher, dass kein Lieferant bevorzugt wird?
Da verhalten wir uns völlig neutral. Manchen Fertigern liegen beispielsweise kombinierte Dreh-/Frästeile nicht so sehr, die bekommen dann eine entsprechende Anfrage gar nicht erst vorgestellt, auch wenn sie theoretisch in der Lage wären, das Teil zu produzieren. Aber das ergibt sich aus der Erfahrung heraus, und davon haben wir eine ganze Menge.
Es kann also passieren, dass ein Lieferant, der mit Ihnen einen Vertrag hat, eine ganze Weile auf dem Trockenen sitzt?
Um Gottes Willen, nein! Ein Lieferant, der an unserer Dienstleistung interessiert ist und den Vertrag unterschreibt, hat noch am selben Tag die ersten aktuellen und passenden Anfragen auf dem Tisch, das garantiere ich.
Das heißt aber noch nicht, dass er auch den Auftrag erhält.
Natürlich nicht. Wir greifen ja nicht in den Markt ein. Aber wir garantieren dem Lieferanten, dass er Anfragen bekommt, und zwar nicht wenige. Wenn er dann bei der Auftragserteilung nicht dabei ist, und das öfter, dann muss er sich natürlich fragen, ob mit seiner Preisbildung irgendetwas nicht stimmt. Oder mit der Qualität. Aber woran immer es auch haken mag: Wir lassen unsere Kunden nicht im Regen stehen. Unsere komplette Dienstleistung ist auf den Lieferanten ausgerichtet, und wir tun alles dafür, dass er seine Kapazitäten auslasten und im Markt bestehen kann. Und davon profitiert letztlich auch der Einkäufer.
Was kostet denn diese Dienstleistung?
Etwa 12 000 Euro im Jahr. Wir schließen Verträge mit Laufzeiten von sechs, zwölf und 24 Monaten ab. Wenn der Lieferant in dieser Zeit ausgelastet ist oder Betriebsferien macht und uns mitteilt, dass er zum Beispiel in den nächsten sechs Wochen keine Anfragen erhalten will, hängen wir diese sechs Wochen an das Ende der Laufzeit dran. Wer zwölf Monate bucht, bekommt auch zwölf Monate.
Zurück zur Vermittlung: Wenn der Auftrag erteilt ist und die Produktion läuft, ist die Sache für Sie erledigt, richtig?
Keineswegs! Wir fragen beim Einkäufer nach, ob die produzierten Teile eingebaut wurden, wie sie sich bewähren und ob es auch sonst keine Probleme gab. Und wir erkundigen uns natürlich auch beim Lieferanten, ob der Auftraggeber pünktlich gezahlt hat. Das ist ein wichtiger Punkt. Wir haben schon Auftraggeber ‘rausgeworfen, die eine schlechte Zahlungsmoral hatten. Wir sehen uns als Bindeglied, sozusagen als neutrale Schaltstelle. Wir wollen zwei zufriedene Partner.
Aber wenn Sie Pech haben, sind Sie beide eine Zeitlang los…
Kann passieren. Da aber der Erfolg zählt, kommen beide wieder, sobald erneuter Bedarf besteht.
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de