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Wind. Kraft. Krise.

Energiewende
Wind. Kraft. Krise.

Wind. Kraft. Krise.
Die hohen Ziele beim Ausbau der Windenergie sind zurzeit nicht erreichbar. Bild: Björn Wylezich/Fotolia
30.000 Windkrafträder stehen hierzulande für knapp 60.000 MW Strom. Das entspricht ungefähr 20 % der deutschen Stromproduktion; in zehn Jahren soll der Anteil der sanften Energien 65 % betragen. Der weitere Ausbau aber stockt.

Im ersten Halbjahr 2019 wurden in Deutschland nur 86 neue Windräder errichtet – gleichzeitig aber 51 ausgemustert. Damit ergibt sich unter dem Strich der niedrigste Zuwachs in den letzten 20 Jahren. Die Branche schwächelt, die Zahl der Insolvenzen gerade kleinerer Unternehmen steigt. Momentan beschäftigt die Windkraftbranche 160.000 Menschen, doch allein 2017 verloren 26.000 Mitarbeiter ihre Arbeit. Der Status Quo steht in eklatantem Widerspruch zu den Plänen der Bundesregierung: Bis 2050 sollte sich die Gesamtleistung der Rotoren vervierfachen. Die Bundesnetzagentur erkennt eine Krise von „besorgniserregender Dimension“. Einer der Gründe dafür ist der Mangel an geeigneten Flächen. Ein weiterer Teil der Probleme ist aber politisch hausgemacht. So fuhr die Förderpolitik nach 2017 einen Schlingerkurs, der zuerst kleinere Bürgerwindparks, später dann wieder Großinvestoren bevorzugen sollte. Behindert wurden unter dem Strich beide.

Im Windschatten der deutschen Bürokratie

Ein weiteres Hemmnis für den Ausbau ist die deutsche Bürokratie. Die Branche klagt einmütig über einen Genehmigungsstau; Prüf- und Klageverfahren ziehen sich nicht selten über Jahre hin. Darüber hinaus erteilen die Gemeinden potenziellen Investoren im Vorfeld oft zahlreiche Auflagen, um späteren Klagen von Bürgerinitiativen vorzubeugen. Nicht immer erfolgreich: Die Fachagentur Wind an Land hat errechnet, dass in Deutschland derzeit gegen mehr als 300 bestehende Windenergieanlagen geklagt wird. Auch wenn persönliche Gründe dahinterstehen mögen, Hauptklagegrund ist mit weitem Abstand der Natur- und Artenschutz. Eine Arbeitsgruppe der Regierungs-Koalition sollte eigentlich bis Anfang des Jahres ein Papier vorlegen, wie die Energiewende und damit das Windrad in der Nachbarschaft an Akzeptanz gewinnen kann. Das Projekt scheiterte an unterschiedlichen Auffassungen über die Abstandsregel. Diese besagt, dass die Entfernung zur nächsten Siedlung die zehnfache Höhe des Windrades betragen muss. Und als ob das alles nicht reicht, läuft ab 2021 die finanzielle Förderung aus dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für bestehende Windräder aus. Bis 2025 sind davon ungefähr 8000 Anlagen betroffen. Nicht alle bestehenden Rotoren dürften diese Wende der Energiewende überleben.

Weniger Rotoren, mehr Strom

Doch es gibt auch gute Nachrichten: Obwohl der Ausbau stockt, wächst die Bedeutung der erneuerbaren Energien. Laut der Sommer-Bilanz des Fraunhofer-Instituts für solare Energiesystem IS erzeugten Windräder und Fotovoltaikanlagen von Juni bis August 2019 insgesamt 39,3 TWh Strom – das sind gut 10 % mehr als letztes Jahr. Grund dafür waren die vielen Sonnentage. Und nicht zuletzt ist jedes moderne Windrad ein Gewinn für den Betreiber wie auch für die Umwelt. Die durchschnittliche Lebensdauer beträgt zwischen 20 und 25 Jahren. Die Herstellung einer Windenergieanlage verbraucht lediglich 2 bis 3 % der Nettoenergieerzeugung, den sie in ihrem Lebenszyklus erzeugt. Die Amortisationszeit liegt zwischen fünf und zwölf Monaten. Bleibt die Windenergieanlage länger als 20 Jahre in Betrieb, wird ihre Ökobilanz noch besser. (mg)

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