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„Wir messen während das Werkzeug über das Werkstück pfeift“

In-Prozess-Messtechnik
„Wir messen während das Werkzeug über das Werkstück pfeift“

"Wir messen während das Werkzeug über das Werkstück pfeift"
Dr. Andrea Bergami, Geschäftsführer der Marposs GmbH in Fellbach:
Die Marposs S.p.A. mit Sitz im italienischen Bologna ist weltweit führend in der Fertigungsmesstechnik. Dr. Andrea Bergami, Geschäftsführer der Marposs GmbH in Fellbach, äußert sich über die Tücken der In-Prozess-Messtechnik und deren Vorteile für den Anwender von Schleifmaschinen.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Uwe Böttger

? Herr Dr. Bergami, Marposs S.p.A. in Bologna ist Spezialist für die In-Prozess-Messtechnik – also für das Messen während der Bearbeitung des Werkstücks. Was verstehen Sie unter „Messen im Prozess“?
! Während der Prozess stattfindet, erfassen wir permanent den Werkstückdurchmesser und geben die Daten an die Maschinensteuerung weiter. Der Anwender kann somit wichtige Parameter für den Schleifzyklus festlegen, zum Beispiel die Vorschubgeschwindigkeit. Die Werkstücke erhalten eine konstante Qualität in der Geometrie und an der Oberfläche. Bei der In-Prozess-Messtechnik, so wie Marposs sie versteht, ist nach der Bearbeitung alles gelaufen. Da gibt es nichts mehr zu messen.
? Auch die Dreher behaupten, sie messen während der Bearbeitung.
! Nach unserer Definition von In-Prozess-Messtechnik ist das nicht korrekt. Beim Drehen einer hochpräzisen Welle beispielsweise wird nach dem ersten Span gemessen, dann wieder gedreht, gemessen und so weiter – bis das Maß stimmt. Die Bearbeitung wird zum Messen also unterbrochen. Wir messen während das Werkzeug über das Werkstück pfeift.
? Was ist das primäre Ziel dieser komplexen Messtechnik?
! Wir holen möglichst viele Informationen aus dem Prozess heraus und geben sie weiter an die Steuerung. Das ist besonders wichtig bei langen, schlanken Werkstücken wie Nocken- oder Pumpenwellen. Um jede Nocke gleich schleifen zu können, muss der Anwender wissen, ob sich die Welle durchbiegt. Und falls ja, wieviel. Erst mit dieser Information bekommt er die Schleifscheibe rechtzeitig von der Schleifstelle weg. Ansonsten bleibt er zu lange drauf. Die Steuerung zeigt zwar „Null“ an, aber wenn die Scheibe zurückgeht, wandert das Werkstück nach – und ist zu klein geworden.
? Aber je mehr Sie wissen, desto größer wird auch die Gefahr, dass Sie in den Daten ersaufen?
! So ist es. Das heißt, wir müssen die Daten rechtzeitig auswerten. Der Anwender bekommt keine dummen Signale, sondern eine aufbereitete Datenmenge für seine CNC-Steuerung. Deswegen sind wir mit den Schleifmaschinen-Herstellern ständig im Gespräch und fragen: Wie wollt ihr die Daten haben? Über ein Bussystem? Oder reicht im einfachsten Fall ein Kommando? Manche sagen, ich will gar nichts wissen. Ich will nur wissen, wann ich aufhören muss. Andere wollen alles wissen. Wir können die Daten liefern. Richtig spannend wird es natürlich am Ende der Bearbeitung, zeitlich betrachtet. In der letzten Sekunde wird die Oberfläche gemacht. Da entscheidet sich, ob das Werkstück verbrennt oder nicht. Wenn jetzt die Daten nicht stimmen, wird die Geschichte augenblicklich zu heiß, und die Härte ist dahin.
? Wo liegen die Schwierigkeiten beim Messen im Prozess?
! Wir machen hier keine Labor-Messtechnik sondern arbeiten im rauen Umfeld der Fertigung. Die Schleifscheiben-Antriebe erreichen heute Leistungen über 50 kW. Das heißt, es wird mit der Leistung eines Autos zerspant. Da spritzt das Kühlschmiermittel auf die Taster, dass diese sich erst einmal nach oben bewegen und nicht mehr die Oberfläche messen. In diesem Fall müssen wir mit dem Messdruck spielen. Wird die Messkraft aber zu stark, biegen sich die Taster auf dem Werkstück und beschädigen die Oberfläche. Unsere Aufgabe besteht darin, das raue Fertigungsumfeld von den Mess-Komponenten fern zu halten oder zu kompensieren.
?Der Begriff Kompatibilität hat nicht nur für Computerspezialisten sondern auch für Sie eine große Bedeutung?
!Allerdings. Unsere Mess-Komponenten müssen auf die Anwendungsumgebung sorgfältig ausgerichtet sein. Sie werden nicht einfach montiert. Das fängt mit den Abmessungen an und setzt sich fort über die verwendeten Materialien und die Bedienoberfläche bis hin zur Datenübertragung.
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