Mit rechtlichen Schritten wehrte sich Antriebshersteller SEW gegen Produktkopien auf der Hannover Messe. Geschäftsführer Hans Sondermann will damit Signale setzen, rechnet aber dennoch mit Veränderungen auf dem Antriebsmarkt.
Mit allen rechtlichen Mitteln ging die Bruchsaler SEW-Eurodrive GmbH & Co. KG gegen chinesische Aussteller vor, die auf der Hannover Messe Produkte zeigten, die denen von SEW bis ins Detail glichen. Der mündlichen Aufforderung, die Plagiate zu entfernen, kam ein Hersteller nach. Drei hingegen handelten auch nach schriftlicher Aufforderung vom Rechtsanwalt nicht, so dass ihre Stände nach einer Klage beim Landgericht Braunschweig am dritten Messetag im Eilverfahren mit einer einstweiligen Verfügung geschlossen wurden.
Obwohl es diese Möglichkeit schon lange gab, hat bisher kaum ein Unternehmen davon Gebrauch gemacht. „Wir könnten uns angesichts kopierter Produkte natürlich geschmeichelt fühlen, denn nur die Besten werden imitiert“, sagt SEW-Geschäftsführer Hans Sondermann. Es stecke aber zu viel Engineering in den Produkten, als dass man Plagiate dulden könne, die zu einem Bruchteil des üblichen Preises auf den Markt kämen. In der Volksrepublik werde das sehr locker gehandhabt, und europäische Unternehmen könnten trotz Chinas WTO-Mitgliedschaft wenig gegen Kopien tun. In Europa aber müsse man „knallhart“ gegen den Nachbau vorgehen. „Einer muss anfangen und Signale setzen. Angesichts der wachsenden Zahl chinesischer Aussteller müssen wir klar machen, dass sich alle an die geltenden Spielregeln zu halten haben“, betont Sondermann. Gegenüber der Messe, dem VDMA und dem ZVEI habe SEW schon früh angekündigt, dass man nicht tatenlos zusehen werde. Dennoch gebe es immer noch Vertreter dieser Institutionen, die keine klare Stellung beziehen. Mehr Einigkeit hält Sondermann aber für wünschenswert. Mitglieder des Ausstellerbeirates hätten die SEW-Pläne begrüßt, etwas gegen Produktpiraten zu tun. Ein einheitliches Vorgehen fehle jedoch.
Verändern wird sich der Antriebstechnik-Markt laut Sondermann allerdings auch ohne Raubkopien. Noch hätten hiesige Unternehmen einen technischen Vorsprung, während die Qualität chinesischer Produkte oft zu wünschen übrig lasse. Da die Ausbildung an Chinas Hochschulen aber immer besser werde, könnte der Vorsprung der Europäer schrumpfen. Die „dramatischen Veränderungen“, mit denen dann zu rechnen sei, hätten hiesige Hersteller mit zu verantworten. „Die Profitgier deutscher Unternehmen, die schnell am chinesischen Markt teilhaben wollten, hat das Know-how für Tausende von Zulieferern und Antriebsherstellern zugänglich gemacht, die jetzt mit eigenen Produkten zu uns kommen.“ Die Arbeitsplätze in Deutschland könne man nur über den Technologievorsprung erhalten. SEW will daher verstärkt in neue Technologien investieren und Produkte branchenspezifisch entwickeln. op
Tausende Antriebshersteller kommen mit eigenen Produkten nach Europa
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