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„Wir sind vielleicht doch die Besseren“

Paul E. Schall: Noch nicht das endgültige Aus für die Fameta
„Wir sind vielleicht doch die Besseren“

„Wir sind vielleicht doch die Besseren“
Paul E. Schall, Geschäftsführer der Paul E. Schall GmbH in Frickenhausen: „Wir sind flexibel genug, die Absage der Fameta finanziell zu verkraften.“
Nach der Absage seiner einst stärksten Messe, der Fameta, ist Paul E. Schall das erste Opfer eines mit harten Bandagen geführten Verdrängungs-Wettbewerbs. Mit dem Industrieanzeiger sprach er über Gründe und Konsequenzen.

Das Gespräch führte Chefredakteur Dr. Rolf Langbein Rolf.Langbein@konradin.de

Herr Schall, 30 Jahre nach ihrer Einführung haben Sie jetzt erstmals die Fameta abgesagt. Lag der neue Termin zu früh oder ist es die Erkenntnis der Aussteller, dass nach der Installation der Metav München durch den VDW zu viele Metallermessen existieren?
Wenn jetzt auch eine dazukommt, haben wir sicherlich nicht zu viele Messen. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass hier ein Machtspiel betrieben wird. So werden die Mitglieder des VDW quasi gezwungen, in München auszustellen. Die Handelshäuser, die in Nürnberg ausgestellt haben, bekommen kein Geld und somit auch keine Chance, ihre Produkte auf der Fameta zu präsentieren.
Dann war also nicht nur der Termin ein Grund für die Absage?
Er wäre nicht das Wichtigste gewesen. Wir haben natürlich versucht, den Termin nach hinten zu verschieben, doch das war nicht möglich.
Ursprünglich hatten Sie ja die Auffassung vetreten, dass die Aussteller der Fameta nur wenig mit der Emo zu tun hätten und der frühe Termin daher keine Rolle spiele. War das eine Fehleinschätzung der Situation?
So kann man das nicht sagen. Meiner Meinung nach ist es wichtig, festzuhalten, dass der VDW wie schon in der Vergangenheit seine Macht bei seinen Kernausstellern ausgespielt hat. Es sind ja nicht alle VDW-Mitglieder, die gezwungen werden, Flagge zu zeigen. Jetzt sind die Planzahlen für München bekannt. Da will der VDW auf etwa 40 000 Quadratmetern Zerspan- und Umformtechnik zeigen und rund 25 000 Besucher nach München holen. Das müssen die erst einmal auf die Beine stellen. Aber da ist Druck dahinter.
Können Sie eigentlich als privater Veranstalter noch dagegenhalten, wenn von Verbandsseite ein derartiger Verdrängungswettbewerb ausgeübt wird?
Ich glaube, der Aussteller hat inzwischen begriffen, dass es ausschließlich um den Erfolg geht und nicht um die Frage, ob ein privater oder nicht privater Veranstalter dahinter steht. Es wird sich zeigen, wer Erfolg hat und wer nicht. Es kann durchaus sein, dass manche zurückkommen und darum bitten, ich möge wieder eine erfolgreiche Messe in Nürnberg machen.
Was bedeutet denn jetzt die Absage der Fameta? Gibt es eine wie auch immer geartete Fortsetzung oder ist die Fameta damit gestorben?
Ich will nicht sagen, dass die Fameta gestorben ist. Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, was am Markt so geschieht. Danach werden wir entscheiden, wie es mit der Fameta weitergeht.
Wären künftig auch Kooperationen denkbar? Sie haben in letzter Zeit häufiger gemeinsame Erklärungen mit der Messe Stuttgart oder der Demat in Frankfurt, sprich: Diana Schnabel, verlauten lassen. Gibt es da Annäherungen?
Wir haben in den letzten Jahren viele positive Gespräche miteinander geführt, sowohl in Stuttgart als auch in Frankfurt. Ob es soweit kommt? Da frage ich, warum nicht? Immerhin haben die Frankfurter und wir bewiesen, dass wir vielleicht doch die Besseren sind.
Der VDW vertritt ja nicht nur die Zerspaner. Nun haben Sie in der Blechbearbeitung mit der Südblech die Messe Nummer zwei nach der Euroblech in Deutschland etabliert. Müssen Sie nicht bei der Ausrichtung der Metav München befürchten, dass der VDW auch dieses Marktsegment angreift?
Ich denke, dass der VDW ein klares Signal gegeben hat. Allerdings bin ich der Meinung, dass man beim Verband nicht gelernt hat, Birnen und Äpfel zu trennen. Denn hier werden zwei grundverschiedene Märkte angesprochen. Deshalb wird der VDW das zumindest im Augenblick nicht auf die Reihe bringen. Ich glaube auch, dass eine Emo in den nächsten Jahren nicht mehr so aussehen wird wie jetzt als Welt-Leitmesse. Davon müssen viele Abschied nehmen. Es gibt vielleicht nur noch eine Hand voll Welt-Leitmessen, aber auch die werden ihre Strukturen verändern müssen. Ich denke da an die Ausgliederung vieler deutscher Messen ins Ausland, von China bis Südamerika. Dadurch werden meines Erachtens auch die deutschen Messen für den internationalen Markt langfristig an Stellenwert verlieren.
Eingebettet in die Fameta sollte ja auch die Eurotools stattfinden. In Sinsheim war sie schon einmal abgesagt worden, weil sie offensichtlich alleine nicht lebensfähig zu sein schien. Ist die Eurotools damit jetzt abgehakt?
Vom Konzept her sicher nicht. Ich glaube, dass die Hersteller nicht verstanden haben, was wir mit der Eurotools wollten. Die Werkzeuge laufen auf den Metallermessen nur auf Platz zwei mit. Wir haben beobachtet, dass die Stände viel schwächer frequentiert waren. Mit der Eurotools wollten wir das ändern. Hier sollte die ganze Aufmerksamkeit auf das Werkzeug gerichtet sein. Aber das hat die Industrie nicht verstanden.
Wird es einen neuerlichen Versuch geben?
Darüber müssen wir uns noch Gedanken machen. Es kann ja sein, dass die Welt in einem Jahr wieder ganz anders aussieht. Es könnte mehr statt weniger Messen geben, spezifischere Messen.
Wie wirkt sich die Absage der Fameta und der Eurotools auf das Unternehmen Schall aus?
Nennenswerte Konsequenzen hat diese Absage nicht. Wir sind flexibel genug, auch diesen Schritt finanziell zu verkraften. Gott sei Dank haben wir super Themen in den letzten Jahren aufgebaut. Deshalb müssen wir uns keine Sorgen darüber machen, dass uns das wegbricht und dass wir auch weiterhin auf dem Markt ernst zu nehmen sind.
Hersteller haben Konzept der Eurotools nicht verstanden
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