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„Wir wollen stärker impulsgebend, verbindlich und sehr lebendig sein“

Dr. Martin Wansleben, VDMA-Hauptgeschäftsführer, zur Zukunftsstrategie des Verbandes
„Wir wollen stärker impulsgebend, verbindlich und sehr lebendig sein“

Im Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau tut sich was. Nach außen sichtbar durch ein neues Logo. Was sich im Verband bewegt, sagt VDMA-Chef Dr. Wansleben.

Das Gespräch führte unser Redaktionsmitglied Iris Frick

?Herr Dr. Wansleben, der VDMA präsentierte sich auf der Hannover Messe das erste Mal mit seinem neuen Gewand: neues Logo, neue Farben, neues Konzept. Doch was passiert unter diesem neuen Outfit?
!Unter dem Gewand passiert die eigentliche Veränderung. Wir sind dabei, alles, was wir tun und wie wir es tun, auf den Prüfstein zu stellen. Es gilt auch für uns als Verband, sich den Veränderungen, denen unsere Mitgliedsunternehmen unterliegen, zu stellen. Außerdem müssen wir konsequenter herausarbeiten, was die deutsche Investitionsgüterindustrie in Europa und weltweit bietet. Es geht dabei nicht nur darum, im Wettbewerb um die besten Fach- und Führungskräfte, den besten Nachwuchs mithalten zu können, sondern auch im Wettbewerb um Investitionskapital. Und nicht zuletzt fragen immer mehr Mitgliedsunternehmen, welchen Return on Investment sie durch eine Verbandsmitgliedschaft haben. Hier sind wir als Verband in der Pflicht, in Zusammenarbeit mit den Mitgliedern konkreten Nutzen zu bieten.
?Das neue Verbandslogo soll für Aufbruch stehen. Wie macht sich dieser schon heute bemerkbar?
! Unser neues Verbandslogo steht für eine konsequentere Kommunikationsstrategie und für eine offensivere Kommunikation. Wir haben uns vier Themenfelder vorgenommen, auf denen wir Spitze sein wollen und müssen: Technik für Menschen, Zukunft für Unternehmer, vernetzt denken und handeln sowie das Thema Europa und die Welt.
?Wie lässt sich der neue dezentrale Auftritt des VDMA auf der Hannover Messe hier einordnen?
! Wir hatten zwei Optimierungsgesichtspunkte: individuell dort auftreten, wo Individualität gefragt ist, wie bei der Betreuung der einzelnen Fachmessen, und überall dort gemeinsam auftreten, wo man die Schlagkraft erhöhen kann. Wir treten zwar dezentral auf, aber mit einem geschlossenen Gesamtkonzept, mit einer Mannschaft, die gemeinsam trainiert worden ist und die gemeinsam handelt. Ich würde sagen, wir hatten noch nie einen so geschlossenen Auftritt, obwohl wir noch nie so dezentral gewesen sind.
? Factory Automation, der thematische Schwerpunkt der Hannover Messe, ist auch vom VDMA mit auf den Weg gebracht worden. Wie ist der verbandsinterne Stand der Diskussion?
!Die Idee ist, Bereiche zusammenzubringen, die als Maschinen- oder Komponentenlieferanten die Intelligenz einer Fabrik ausmachen. Die Diskussion geht insofern weiter, als gemeinsame Erfolge prägen und Entwicklungen in Gang setzen. In den Bereichen Chemie und Automobil arbeiten wir konkret daran, die Hauptkundensegmente thematisch in der Form, wie wir es jetzt bei der Factory Automation getan haben, abzubilden.
?Kann das der VDMA überhaupt leisten? Oder wird es einen Verband Factory Automation geben müssen?
! Es ist zunächst einmal keine Frage, dass ein Veränderungsprozess die Zusammenhalt-Frage in den Vordergrund stellen wird. Immer, wenn man etwas verändert, gibt es auch Brüche. Das ist das eine. Das zweite ist die Dominante des Handelns. Unsere Dominante des Handelns ist, die Themen im Interesse der Mitglieder so kompetent wie möglich zu bearbeiten. Da darf nicht die Angst davor, dass der Verband auseinander fallen könnte, eine Bremse sein. Wir glauben, dass wir es schaffen werden, kompetente Einzelbereiche in einer noch kompetenteren Gesamtplattform zu bündeln. Zumal Technologie durchlässiger wird und es immer mehr um ein Sowohl-als-auch als ein Entweder-oder geht.
?Wo sehen Sie die Vorteile, die ein Unternehmen durch seine Verbandsmitgliedschaft hat?
!Nehmen wir das aktuelle Beispiel Factory Automation: Die Optimierung der Leistung für den industriellen Kunden ist immer weniger nur der Verkauf einer einzelnen Maschine oder einzelnen Komponente, als vielmehr ein Gesamtsystem. Es geht darum, ein gesamtes Produktionssystem zu optimieren. Das verändert das Verhältnis von Lieferant und Kunde. Es wird mehr eine Kooperation, es bauen sich Kompetenz-Netzwerke auf. Der VDMA hat diesbezüglich seine Arbeit erweitert und auch die Organisation von Gemeinschaftsarbeit durchlässiger gemacht.
?Welche weiteren Vorteile ergeben sich?
!Weiterhin ist es ein großer Vorteil für unsere Mitgliedsunternehmen, wenn jenseits der individuellen Verkaufsverhandlungen gemeinsame Plattformen zwischen den Investitionsgüterherstellern und den Hauptabnehmergruppierungen entstehen. Der VDMA schafft Rahmenbedingungen, damit Dialoge über zukünftige Entwicklungen, über künftige Arbeitsteilungen entstehen können. Die Verbandsmitgliedschaft bietet eine starke Gemeinschaft, die die Interessen der Industrie artikuliert, in Deutschland, in Europa und weltweit.
?Würden Sie sagen, dass der VDMA eine politische Macht darstellt?
! Das kommt darauf an, wie man den Begriff Macht definiert. Ich glaube, dass der VDMA zunehmend Einfluss hat, weil der Verband eine klare Linie verfolgt, die nicht vordergründige Interessenpolitik ist. Hier kommt uns sicherlich entgegen, dass wir als Investitionsgüterhersteller überall mit dabei sind, insofern können wir uns keine Partikularinteressen leisten. Das macht es leichter, schwierige Themen wie Subventionsabbau oder Tarifregelungen streitbar anzugehen. Im Sinne der Macht, dass wir Erpressungspotenzial gegenüber der Öffentlichkeit oder Politik haben, muss ich sagen, haben wir keine Macht. Aber vielleicht ist es auch gut, auf so eine Macht zu verzichten, zu Gunsten eines stärker auf Zukunft und Entwicklung ausgelegten Ansatzes.
?Wo ist der Verband vor Ort vertreten, um am Puls des politischen Geschehens zu sein?
! Wir haben zwischenzeitlich ein eigenständiges Hauptstadtbüro: Unter den Linden 42. Also ganz zentral gelegen. Dort haben wir allein für die Hauptstadtarbeit vier Mitarbeiter. Und, um das gleich zu ergänzen, unser European Office in Brüssel haben wir von zwei auf acht Mitarbeiter aufgestockt.
?Herr Dr. Wansleben, Sie sind jetzt seit einem guten Jahr als VDMA-Hauptgeschäftsführer aktiv. Sie haben viele Dinge auf den Weg gebracht, welche weiteren Ziele haben Sie sich gesetzt?
!Im Geschäft mit Maschinen und Anlagen spielen Software, industrielle Kommunikation und Internetanwendungen eine immer wichtigere Rolle. Hier müssen wir uns noch weiter öffnen. Der Verband muss die Kraft haben, die Marktveränderungen im Bereich seiner Mitglieder in der eigenen Arbeit widerzuspiegeln. Ein weiterer Aspekt ist, dass Verbände schlagkräftige Dienstleistungsunternehmen sein müssen. Ein wesentlicher Punkt ist deshalb, dass wir gemeinsam mit unseren europäischen Partnern einen Dienstleistungs- und Kompetenzverbund für Europa aufbauen, der die Arbeit von Orgalime, dem europäischen Dachverband, ergänzt.
?Eine letzte Frage, welche Vision haben Sie für den VDMA?
! Wenn ich mal Vision mit dem Aspekt Traum versehen kann, dann träume ich davon, dass es uns gelingt, eine Branchenkooperation VDMA zu entwickeln. Eine Kooperation, die es schafft, zum richtigen Zeitpunkt die Kräfte für die Außenkommunikation und für individuelle Dienstleistungen zur Verfügung zu stellen. Dabei setzten wir auf Kundennähe und Kompetenz nach innen sowie ein hohes Maß an verlässlichen Daten und Fakten als Grundlage für unsere Kommunikationsstrategie nach außen. Ich würde traurig sein, wenn der VDMA in Zukunft darauf angewiesen wäre, was er Gott sei Dank heute auch nicht ist, auf modische Schlagworte auf Gedeih und Verderb reagieren zu müssen.
Corporate Identity: Frischer Wind im VDMA
Impulse sollen sie symbolisieren, die orangefarbenen konzentrischen Kreise. Konzentrische Kreise, wie sie entstehen, wenn ein Tropfen ins Wasser fällt und Bewegung verursacht. Die blaue Farbe hingegen steht für Verbindlichkeit und Verlässlichkeit. Der neue Außen-Auftritt der Branchenvertretung steht auch für Aufbruch nach innen. Künftig sollen die Themen der Verbandsarbeit stärker auf den Kundennutzen augerichtet sein. Die Organisation will durchlässiger werden im Dienste ihrer Mitgliedsunternehmen. „Weg vom Absender, hin zum Adressaten“, lautet das erklärte Ziel der Chefetage.
Die Themen, nicht die Organisationen sollen im Vordergrund stehen.
– 38 Branchen-Fachverbände arbeiten dicht am Markt.
– Acht zentrale Fachabteilungen mit ihren Ausschüssen und Arbeitskreisen arbeiten an aktuellen Themen.
– Landesverbände sorgen für den direkten Kontakt vor Ort.
– VDMA-Dienstleistungsgesellschaften bieten praxisorientierte, individuelle Problemlösungen.
Dahinter steht ein Netzwerk von weit über 20 000 Entscheidungsträgern und Spezialisten aus 3000 Mitgliedsunternehmen sowie 400 Verbands-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter. Außerdem arbeitet der VDMA sehr eng mit anderen Organisationen wie dem BDI zusammen. Neben den Ausschüssen und Arbeitskreisen gibt es weitere Gremien.
Kontakt: www.vdma.org
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