Humankapital – so misstrauisch der Begriff auf den ersten Blick macht, so sehr entscheidet „das an Menschen gebundene Wissen“ über den künftigen Wohlstand unseres Landes. Wissen scheint in Deutschland reichlich vorhanden zu sein. Wie viel es wert ist, zeigt aber erst der Vergleich mit anderen Ländern. Das Institut der Deutschen Wirtschaft wollte es genau wissen. Erstmals haben die Kölner einen Humankapitalindikator entwickelt und den wirtschaftlich nutzbaren Bildungsreichtum Deutschlands zu 25 anderen OECD-Ländern dargestellt. Ergebnis: Wir liegen an 17. Stelle! Japan führt das Ranking an, Schlusslicht ist die Türkei.
Auf Deutschland bezogen heißt das: Obgleich im internationalen Vergleich gut ausgebildet, liegt bei der Qualifikation der Deutschen einiges im Argen. Ein Beispiel: Der Anteil der 25- bis 64-Jährigen mit Meisterabschluss oder akademischer Ausbildung stieg von 1994 bis 2004 nur um zwei Prozentpunkte. Finnland legte um 14 Punkte zu. Die Quittung halten wir nun in Händen: Ingenieure sind knapp. Und manche Schweißer kassieren Löhne, an die sie vor zehn Jahren nicht im Traum gedacht hätten. Dabei ist der Fachkräftemangel nur ein kleiner Vorbote dessen, was in zehn Jahren droht.
Dass etwas getan werden muss, ist unstrittig. So zwingt die demografische Entwicklung die Unternehmen, an zwei Fronten zu kämpfen: Einmal müssen sie sich im Wettbewerb um Talente behaupten, zum anderen gilt es, die Leistungsträger im Hause zu behalten. Die Stammbelegschaft noch länger arbeiten zu lassen, taugt wenig als Motivationsanreiz. Und ob ausländische Fachkräfte bei erleichterter Zuwanderung ins Land strömen, ist fraglich.
Realistischer ist es, auf vorhandene Kräfte zurückzugreifen und sie ihrem Bedarf entsprechend fortzubilden: Zum einen birgt der Pool der erfahrenen und teilweise hoch qualifizierten Arbeitslosen wertvolles Know-how. Zum anderen wird der Nachwuchs zu wenig gefördert und erwirbt zu wenig Wissen, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft zu sichern. Wenn demnächst Lösungsalternativen diskutiert werden, sollten die Verantwortlichen ihren Worten auch Taten folgen lassen.
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