Wissen Sie noch, wann Sie das letzte Mal jemand um den Finger gewickelt haben? Oder sich selbst einwickeln lassen haben, vielleicht nur allzu gerne? Sobald der Anfang gemacht ist, geht‘s wie von selbst. So ist es auch bei dem Gebilde auf der Titelseite: Dabei handelt es sich um eine Fachwerkstruktur, die an einem Stück aus Carbonfasern gewickelt wird, ohne Pause. Super steif und super leicht. „Stellen Sie sich die Herstellung so vor, dass es für die Ausschnitte eine Negativstruktur gibt, die umwickelt wird“, erklärte Dr. Ralph Funck, als er die Technik auf der Pariser Messe JEC Composites vorstellte. Wird für das Fachwerk eine Außenhaut benötigt, ist das auch kein Problem. „Dann läuft der Wickelprozess nonstop weiter, nur mit anderem Ablaufprogramm.“ Eine rationelle Methode, um selbst riesige Leichtbau-Träger vollautomatisch herzustellen (mehr auf den Seiten 29/30).
Composites – eine Technik mit gigantischen Möglichkeiten. Das ließ die Pariser Faserverbund-Messe erahnen. Für Composites braucht es verstärkende Fasern oder Gewebe und einen umschließenden Matrixkunststoff, mehr nicht. Der Rest ist gestalterische Spielwiese. Versuchen wir es doch einmal: Wie würden Sie einen Stuhl für einen 150-kg-Mann wickeln? Schon fließen die Ideen. Vieles ist denkbar, die Möglichkeiten sind längst nicht erschlossen. Zugegeben: der Teufel steckt im Detail. Auch die Fachwerk-Struktur von Dr. Funck hat eine Entwicklungsgeschichte über Jahre. Es braucht also fundierte Fachkompetenz. Aber die ist vorhanden in Europa und gerade auch in Deutschland. Wer Ideen hat, muss nur anklopfen. Die Akteure der Faserverbund-Welt stehen bereit. Der nächste Termin dafür ist im Oktober die Composites Europe in Düsseldorf. •
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