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Wozu der chinesische Opferkomplex gut ist

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Wozu der chinesische Opferkomplex gut ist

Wozu der chinesische Opferkomplex gut ist
Dr. Jörg-M. Rudolph ist Dozent am Ostasieninstitut der FH für Wirtschaft, Ludwigshafen Rudolph @OAI.de
Warum ist China keine Marktwirtschaft? Weil dort – trotz riesiger Konkurrenz – alles Wirtschaften politisch bestimmt ist. Chinesische Privatunternehmer wie ausländische Investoren sind daher gut beraten, umgehend einen möglichst engen Kontakt zu den politischen Instanzen ihrer Lokalität zu pflegen. Politik ist stets Macht, und Macht üben in China die Funktionäre einer einzigen Partei aus – bis hin zu Banken und Staatsbetrieben.

Dieses allgegenwärtige und völlig intransparente Machtgeflecht bestimmt den Gang aller chinesischen Dinge. Am unteren Ende der Gesellschaft sorgt es für Arbeitsbedingungen, die in freien Gesellschaften undenkbar sind: etwa Löhne auf erbärmlichem Niveau, Null-Sozialleistungen und willkürliche Arbeitszeiten. So geheim wie noch vor ein paar Jahren bleiben diese Verhältnisse heute jedoch nicht mehr, zumal Chinesen ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden besitzen und sich, wenn sie mit dem Rücken zur Wand stehen, heftig empören können.
Die Inhaber der politischen Macht, die diese Verhältnisse verantworten, gehen dagegen vor. Verhindern können sie jedoch nicht, dass es zu einer wachsenden Zahl von Zwischenfällen mit Massencharakter kommt. So lenken sie den Zorn der Unterschichten systematisch gegen ausländische Investoren, was ihnen den Vorteil bringt, auch noch als edle Beschützer des Volkes dazustehen. Die Umweltbehörde benennt zuerst Ausländer als Schmutzfinken, die Arbeits- und Sozialaufsicht stigmatisiert sie als Ausbeuter, die Vorschriften und Gesetze ignorieren. Dann kommt die Staatspartei und verlangt die Zulassung ihrer Gewerkschaft in den ausländischen Firmen sowie die Installation von Parteizellen. Im gegebenen Willkür-System kann sich nicht einmal Wal Mart solchem Ansinnen entziehen: Erstmals in seiner Geschichte akzeptierte das Unternehmen die Einrichtung einer (partei-)gewerkschaftlichen Betriebsorganisation.
Investoren müssen auf diese Entwicklungen achten, denn nichts ist einfacher, als Chinesen gegen Ausländer aufzubringen, dafür sorgt ihr seit Jahrzehnten kultivierter Opferkomplex, der die Indoktrinierten beliebig mobilisierbar macht. Da hilft dann auch der Hinweis auf wesentlich schlimmere Verhältnisse in chinesischen Unternehmen nicht weiter. Die dürfen das.
Zum Glück gilt: Auch mit betrieblichen Gewerkschafts- ja, selbst Parteiorganisationen lassen sich gute Beziehungen pflegen – in China wie in Deutschland.
Industrieanzeiger
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