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Hannover Messe: „Eine riesige Chance für den Standort Deutschland“

Hannover Messe
„5G ist eine riesige Chance“

„5G ist eine riesige Chance“
Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Messe, rechnet mit rund 100 konkreten Anwendungsbeispielen für Machine Learning auf der Hannover Messe.
In der Epoche von Industrie 4.0 sind Themen wie Machine Learning und künstliche Intelligenz, kombiniert mit 5G, eine riesige Chance für den Standort Deutschland. Dieses Signal soll von der Hannover Messe 2019 ausgehen, sagt Dr. Jochen Köckler, Vorstandsvorsitzender des Veranstalters Deutsche Messe. ❧

Werner Götz und Dietmar Kieser

Seit 2012 ist die Hannover Messe auf Integrated Industry und damit „Industrie 4.0“ ausgerichtet. Hat dies mitgeholfen, der IT-Messe CeBIT das Wasser abzugraben?

Die Digitalisierung in der Hannover Messe zu verankern, war goldrichtig, sonst hätte sie heute nicht diese Bedeutung. Ebenso vernünftig war es, mit Integrated Industry auf Industrie 4.0 zu setzen. Die CeBIT wurde am Ende deshalb nicht mehr ausreichend gebucht und besucht, weil Digitalisierung heute auf jeder Messe eine zentrale Rolle spielt und daher nicht im Querschnitt vermarktbar ist. Ein Beispiel: Meine erste Messe als Veranstalter in Hannover, die EuroTier, ist heute dreimal so groß wie vor 18 Jahren. Auf nahezu jedem Messestand wird dort die Digitalisierung für Farmer ausgespielt. Keine Fachmesse kommt heute mehr um das Thema Digitalisierung herum.

Was die CeBIT schmerzlich zu spüren bekommen hat?

Genau. Die großen Aussteller waren sehr interessiert an einer Neuausrichtung. Die mittelgroßen und kleineren Aussteller, die das politische und mediale Echo der CeBIT weniger erreicht, registrierten nach der Neukonzeption eher den Besucherschwund und wollten nicht wiederkommen. Damit hatte die Messe keine Perspektive mehr.

Ist der Bedeutungsverlust der einst weltweit wichtigsten IT-Messe nicht auch eine Folge des Branchenwandels der IT-Industrie?

Dass wir jetzt in Deutschland keine Plattform mehr für die digitale Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft mehr haben, das bereuen wir sicherlich am meisten. Aber mit dem Thema Industrie 4.0 bildet die Hannover Messe die Plattform für die industrielle Transformation. Diese Geschichte erzählen wir weiter mit den Dingen, die wunderbar aufsetzen für die nächsten Jahre. Die Industrie bildet mit 25 Prozent den Kern der deutschen Wirtschaft – und diesen Wertschöpfungssektor bildet die Hannover Messe ab.

Ein Anteil, von dem nichts für die CeBIT übrig war?

Letztendlich sind Messen immer Spiegelbilder von Märkten. Deshalb können wir als Veranstalter auch nur das umsetzen, was der Markt akzeptiert. Die Player haben heute kein Interesse daran, in das Format einer Querschnittsdigitalmesse zu investieren. Sie gehen gezielt in die Branchen. Hiervon profitiert die Hannover Messe mit ihrem klaren Industriefokus.

Welche Themen der CeBIT könnten noch in die Hannover Messe wandern?

Alle Themen, die für industrielle Entscheider wichtig sind, gehören in eine Hannover Messe, was für deren Ausrichtung elementar wichtig ist. Der boomende Ausstellungsbereich der Digital Factory verfolgt einen klaren Industriebezug. Ihre Themen weiten sich aber, wie das Beispiel Amazon Web Services zeigt. Amazon ist erstmals mit einem 800-Quadratmeter-Stand dabei. Vor drei Jahren hätten Web Services noch als klassisches Cebit-Thema gegolten. Aber der Aussteller bucht die Hannover Messe, weil er Interesse an deren 200.000 Besuchern hat. Und wenn Ericcson oder die Telekom den neuen Funkstandard 5G zeigen wollen, muss das auf der Industriemesse passieren. Als Veranstalter müssen wir das Publikum dafür interessieren, damit viele die Stände besuchen. Der Köder muss dem Fisch schmecken.

Rechnen Sie für die Hannover Messe 2020 mit weiteren Cebit-Ausstellern?

Insgesamt wird das Thema der digitalen Plattform, der Industriesoftware, eher wachsen, was sich jetzt schon an den 600 Ausstellern der Digital Factory zeigt. Die Messe füllt zwei Hallen komplett und weitere zwei jeweils zur Hälfte. In den letzten Jahren kam jedes Jahr eine halbe Halle dazu.

5G ist ein klares Wachstumsthema und wird weitere Hallenflächen einnehmen. Geht das nicht zu Lasten klassischer Messethemen?

Keineswegs. Gewiss wird 5G ein großes Thema werden. Im Grunde ist es ja eine Kommunikationsinfrastruktur, die über Antennen eine Kompatibilität zu den Modulen herstellt. Dass dies funktioniert, werden Aussteller wie Nokia, Ericsson oder die Telekom hier zeigen. Zugleich wachsen auch unsere klassischen Segmente. Insgesamt belegt die Hannover Messe in ihrem 72. Jahr das gesamte Gelände. Die Messe bildet ihre Kernthemen ab, immer mehr digital und produktbezogen sowie sehr international.

Die 5G-Technik bereitzustellen ist das eine, sie anzuwenden das andere. Viele Aussteller würden sicherlich gerne die neueste Generation der Mobilfunkkommunikation in ihre Produkte integrieren. Öffnen sich hier einer Messe nicht immense Potenziale?

Unser Ziel ist es, beiden Sichtweisen gerecht zu werden und eine Plattform zu bieten. Deshalb müssen wir so schnell wie möglich die Verfügbarkeit von 5G auf dem Gelände realisieren. Noch stehen wir damit vom
1. bis 5. April an einem frühen Zeitpunkt. Jedenfalls wird in Halle 16 die Infrastruktur aufgebaut sein, wie in einer 5G-Arena gemeinsam mit unseren Ausstellern auch erste Lösungen zeigen werden. Wichtige Entscheider aus der Automobilindustrie wollen sich hier einen ersten Eindruck verschaffen. Wir haben eine schöne Fährte aufgenommen und sehen viele Chancen für unsere Messemarken und unser Gelände.

Das Leitthema „Industrial Intelligence“ zielt auf künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen ab. Wie viele Aussteller wagen sich an dieses Thema heran?

Wir rechnen mit rund 100 konkreten Anwendungsbeispielen für Machine Learning auf der Messe. Viele Mittelständler sind an diesem Thema bereits dran. Denn solche Lösungen verknüpfen Daten unterschiedlicher Quellen, sehen Fehler voraus und beheben Probleme. Dadurch werden Prozesse fortlaufend optimiert, was die Unternehmen noch produktiver macht. Damit belegt die Hannover Messe aufs Neue ein großes Zukunftsthema, um als globale Plattform hochattrativ zu bleiben.

Verengt das Leitthema den Fokus nicht zu sehr auf die digitale Tranformation?

Nein, das Alleinstellungsmerkmal der Hannover Messe ist ja gerade das Nebeneinander von Technologien und Branchen. So ist beispielsweise die Community der Antriebs- und Fluidtechnik gerne hier. Ihre Vertreter und auch die Verbände haben ein großes Interesse daran, den Weg in Richtung Digitalisierung zu gehen.

Zahlen denn alle Bereiche der Industriemesse auf dieses Leitthema ein?

Die Industrial Automation und die Digital Factory zahlen darauf genau ein. Aber selbst kleinere Unternehmen mit Produkten ohne eingebaute Intelligenz, die aber Engineered Components sind, werden nicht an dem Thema Digitalisierung vorbeikommen.

Wie die Aussteller der Industrial Supply?

Bei der Zuliefermesse ist der Leichtbau ein Kernthema, was auch eine Form von Industrial Intelligence ist. Die Hannover Messe will ja nicht nur eine Digital Factory sein, sondern eine Querschnittstechnologiemesse bleiben. Auch wenn immer mehr Maschinenbauomponenten und Elektrotechnikmodule mit den digitalen Technologien von Software- und IT-Unternehmen verschmelzen. Umso mehr müssen wir in puncto Aufteilung auf eine gute Gleichverteilung der Besucher achten.

Welche Signale sollen von der Hannover Messe 2019 ausgehen?

Dass in der Epoche von Industrie 4.0 Themen wie Machine Learning und künstliche Intelligenz, kombiniert mit 5G, eine riesige Chance für den Standort Deutschland sind. Und dass wir uns da auch wirklich darum kümmern müssen und dies nach vorne entwickeln.

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