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Arbeitgebermarke zieht Jungingenieure an

Nachwuchs: wie mittelständler bei newcomern punkten
Arbeitgebermarke zieht Jungingenieure an

Mittelständler versuchen auch in der Krise technischen Nachwuchs zu rekrutieren, meist im Wettbewerb mit Großkonzernen. Dabei warten auf Hochschul-Absolventen gerade im Mittelstand hochmoderne, innovative Technologien. Anreize wie Auslandeinsätze und weltweite Weiterbildung sollen die Arbeitgeber-Marke schaffen.

Deutsche Industrieprodukte boomen international immer noch. Um die technischen High Potentials entbrennt daher ein weltweiter Wettlauf – jeder will sie haben. „Der Wettbewerb um die Hochschulabsolventen technischer Fachrichtungen ist riesig“, weiß Professor Reiner Kopp vom Institut für Bildsame Formgebung (IBF) der RWTH Aachen.

Bei den Absolventen beliebte Arbeitgeber wie BMW oder Porsche können dabei von der Popularität ihrer Marke profitieren. „Dies spielt bei vielen Studenten zwar eine große Rolle“, weiß Marius Oligschläger, der an der RWTH Aachen Metallurgie und Werkstofftechnik studiert. „Eine immer größere Bedeutung kommt daneben aber auch der technologischen Weltmarktführerschaft des künftigen Arbeitgebers zu, sowie einer abwechslungsreichen Tätigkeit und vielfältigen Karrierewegen.“ Auf diesen Gebieten können häufig Mittelständler punkten. Diese bieten ihrem technischen Nachwuchs oftmals Gestaltungsmöglichkeiten, von denen sie bei Konzernen nur träumen können. So ermöglicht etwa der Hütten- und Walzwerkbauer SMS Siemag seinen Newcomern neben weltweiter Weiterbildung recht zügig die Übernahme von Verantwortung oder eines eigenständigen Bereichs. Die Folge: hohe Job-Zufriedenheit und niedrige Fluktuation.
Zudem warten auf die Job-Interessenten auch innovative Technologien, etwa im Dienste des Umweltschutzes. Dazu zählt die Primär-Energie-Einschmelzung, die gemeinsam mit der Technischen Universität Clausthal entwickelt wurde und die Elektrostahlerzeugung durch einen 30 % niedrigeren Energieverbrauch revolutioniert. Wie auch beim wirtschaftlichen und hochproduktiven CSP-Verfahren (Compact-Strip-Produktion): Die Kopplung zwischen Erzeugung einer Dünnbramme, die als erstes Produkt im Stahlwerk entsteht, und dem anschließenden Walzen spart energieintensive Zwischen-Aufwärmphasen. „Durch dieses innovative Verfahren lassen sich Zweidrittel der Energie einsparen, die zur Umwandlung von flüssigem Stahl zu hochwertigen Autoblechen gegenüber dem herkömmlichen Verfahren benötigt werden,“ so SMS-Siemag-Sprecher Thilo Sagermann. „Durch solche hochmoderne Anlagentechnik mit modernsten Umweltschutzsystemen haben diese Anlagen ihr Schmutzimage längst abgelegt.“
Derartige Meilensteine im Walzwerkbau sind heute vollcomputerisierte Hightech-Werke, die die Kunst der Stahlerzeugung perfektionieren und in denen beispielsweise hochwarmfeste Stähle für effiziente Kraftwerke von Übermorgen entstehen. Trotz Finanz- und Wirtschaftskrise laufen die Geschäfte bei SMS Siemag gut: Ingenieure sind gefragt – nicht nur Programmierer, sondern auch Fachleute mit handfesten Technologie- und Werkstoff-Kenntnissen. Hinzu kommen auch offene Positionen, die im Ausland zu besetzten sind. Auf diese warten bei dem inhabergeführten Unternehmen spannende Aufgaben – etwa weltumspannende Auslandeinsätze von Amerika bis nach Indien.
Bei der Entwicklung seiner Anlagen setzt SMS Siemag auf moderne Tools, etwa eine digitale Werkstatt: Mittels Virtual Reality (VR) werden in einer Cave dreidimensional und immersiv Anlagentechnik, Verfahrenstechnik wie auch Simulationen von Prozessen in Echtzeit aufbereitet. Mit dieser Technologie lässt sich eine Anlage komplett simulieren oder bis hin zur Anlagenkonfiguration durchtesten. „Solch eine digitale Werkstatt bietet zudem phantastische Möglichkeiten, das Walzwerk in den Hörsaal zu holen, die Studenten für ihr künftiges Aufgabengebiet zu begeistern sowie Kunden eine neue Anlage vorzustellen,“ schildert Kopp, der sich zur Aufgabe gemacht hat, dass die Industrie nicht erst am Ende des Studiums in das Studentenleben tritt.
Vor allem bietet dieser Sektor die Chance, Projekte und Anlagen auf der ganzen Welt kennenzulernen. Gerade für den RWTH-Studenten Oligschläger ein wichtiger Punkt, der später im Job seinen Horizont erweitern möchte und sich gar nicht vorstellen kann, seine Arbeitszeit nur im hiesigen Büro am Computer zu verbringen. Fürchtet er dort doch, schnell den Bezug zur Technik zu verlieren. „Technische Trainees werden bei uns schon früh auch im Ausland eingearbeitet,“ schildert Dr. Günter Kneppe, Chef des Bereichs Berufsbildung bei SMS Siemag. Dort werden die Nachwuchskräfte zunächst einem erfahrenen Ingenieur zur Seite gestellt, können bei Bewährung schnell eigenständig arbeiten und dann auch zügig Verantwortung übernehmen.
Knapp 700 technische Nachwuchskräfte hat allein SMS Siemag in letzter Zeit eingestellt. „Wir könnten noch mehr engagieren, wenn wir genug qualifizierte Bewerber bekämen“, klagt Kneppe. Der Mittelständler setzt für die Nachwuchs-Akquise unter anderem auf seine guten Hochschulkontakte, wozu das Studentenmarketing im Zuge von Hochschultagen ebenso zählt wie Studienförderungsprogramme und eine Unterstützung von Hochschul-Technologieclustern.
Die Begeisterung des technischen Nachwuchses reicht bei dem Mittelständler sogar bis hin zu unterrichtsbegleitenden Maßnahmen und Informationsveranstaltungen an Realschulen und Gymnasien und setzt sich bis hin zu den Jüngsten fort: Selbst in Kindergärten wird versucht, mittels gesponsertem Funktionsspielzeug schon früh Technikbegeisterung zu wecken. Eigenes Personal wird auf der SMS-Siemag-eigenen Fortbildungsakademie etwa zum geprüften Konstrukteur weitergebildet und kann sich zudem via Podcast, Online-Foren sowie per Web-Based-Trainings über technische Neuerungen informieren.
Mittelständler sehen den technischen Nachwuchs aber nicht nur als bloßen Produktionsfaktor, der lediglich Arbeitsstunden erbringt: Ein gutes Arbeitsklima und nichtmonetäre Zugaben vom Fitnessraum über die Verbindung von Familie und Beruf bis hin zur Gewährung von längeren Auszeiten sollen motivieren. All dies zusammen genommen trägt zur Bildung der Arbeitgeber-Marke bei. Wie eine Kienbaum-Studie ergab, führen immerhin 83 % der Personalverantwortlichen an, dass das Thema Employer Branding bei ihnen einen mittleren bis hohen Stellenwert einnimmt. „Ohne eine kraftvoll, glaubwürdig und verlässlich geführte Arbeitgebermarke dringt ein Unternehmen heute kaum noch zum Nachwuchs durch,“ sind Personalexperten überzeugt. Wichtig dabei sei jedoch, dass die Arbeitgebermarke immer nur im Einklang mit der Dachmarke funktioniert.
Edgar Lange Freier Journalist in Düsseldorf

Stahl- und Walzwerkbranche ist Enabler-Industrie

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„Die meisten Gebrauchsgegenstände wie Autos, Waschmaschinen, Fotoapparate, aber auch Investitionsgüter bis hin zum Großraumflugzeug bestehen aus einer Vielzahl unterschiedlicher Werkstoffe. Dazu zählen höchstfeste Stähle genauso wie Leichtbaulegierungen. Würde etwa das Werkstoff-Know-how in Deutschland fehlen, wäre die Innovationsführerschaft des deutschen Automobilbaus undenkbar.
Auch bei Ausbildung und Forschung im Werkstoff- und Produktionsbereich belegt Deutschland im internationalen Vergleich stets einen Spitzenplatz. Dennoch kann man bei vielen Studenten gegenwärtig noch Wissens-Defizite entdecken, was die Bedeutung der Werkstoffe in der Kette vom Material zum Produkt anbelangt: Vielen Hochschülern ist aber bisweilen noch gar nicht bewusst geworden, dass etwa die Stahl- und Walzwerkbranche als Enabler-Industrie für viele andere Produkte rund ums Auto bis hin zur Waschmaschine fungiert.
Und das ist eine gute Chance für Absolventen mit ihrem frisch erworbenen Know-how, dort Fuß zu fassen. Zudem bestehen gerade in der Branche der Anlagenbauer und Werkstofferzeuger mit ihren Basistechnologien für angehende Ingenieure vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten für unsere Umwelt-Zukunft.“
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