Der eine googelt, der andere fragt den Kollegen und der dritte geht seine Notizen durch: Immer mehr Unternehmen formalisieren diesen unsystematischen Wissenserwerb, um den Erfahrungsschatz zu nutzen.
„Informelles Lernen ist zwar kreativ, auf Grund fehlender Systeme aber immer auch ineffizient und vor allem nicht messbar,“ sagt Kerstin Stengel von SkillSoft in Düsseldorf. Fast wöchentlich ist der E-Learning-Anbieter im Kundenkreis damit konfrontiert, wie Wissen besser aufeinander abgestimmt und schneller abgerufen werden können.
Angesichts des Wettbewerbsdrucks ist die Formalisierung des informellen Lernens ein Thema geworden, bestätigt Prof. Werner Sauter. Vor allem Konzerne, so der Leiter des Berliner Steinbeis-Instituts für E-Business & Management, seien darauf angewiesen, ihr intern vorhandenes Wissen tatsächlich nutzen zu können. Denn häufig kaufen große Unternehmen für teures Geld extern Leistungen und Know-how ein, weil sie nicht wissen, dass beides inhouse vorhanden ist.
Die Carl Stahl GmbH im schwäbischen Süßen, Spezialist für Seil- und Hebetechnik, ist beispielsweise schon vor Jahren dazu übergangen, alle Konstruktionspläne auf einer internen Datenbank zu hinterlegen. So müssen die weltweit 51 Standorte nicht bei jedem Auftrag bei Null anfangen. Sie können sich intern an eine Vorgängerlösung heranrecherchieren, die dann bereits zu 30, 50 oder sogar 70 % der neuen Kundenlösung entspricht. „Entscheidend ist, dass die Recherche deutlich schneller ist, als die Entwürfe komplett neu zu machen,“ so Geschäftsführer Andreas Urbez, der in dem 850-Mann-Betrieb für strategische Fragen zuständig ist.
Was bei den Schwaben die interne Datenbank ist, sind in vielen anderen Fällen virtuelle Communities und Weblogs. SoftSkill-Managerin Stengel rät: Das formale Wissen eignet sich jeder etwa per E-Learning im individuellen Lerntempo an. Dessen Anwendung jedoch in konkreten Fallbeispielen lässt sich am besten in solchen Foren austauschen.
Steinbeis-Institutsleiter Sauter fasst den den zentralen Vorteil zusammen: „Erfahrungen kann man nur selbst machen, aber vom Erfahrungswissen anderer kann man sehr viel lernen.“ Hauptproblem dabei ist es, jedem Einzelnen den Nutzen aufzuzeigen, den er davon hat, seine Lösung zu dokumentieren. Denn zunächst kostet ihn dies nur Zeit, von der andere profitieren. Erst in der Community auf Augenhöhe, in der alle geben und nehmen, stellt sich der Vorteil für jeden ein.
Vor allem kleinere Betriebe standardisieren Lernprozesse, in dem sie eine bestimmte Person festlegen, an die sich Mitarbeiter im Unternehmen bei bestimmten Fragen zunächst wenden sollen. Auch die Sitte, am Kopierer oder in der Teeküche Pinwände mit Fragen und Problemstellungen öffentlich auszuhängen, die Kollegen eventuell lösen können, ist trotz Intranet noch weit verbreitet. Andere Firmen formalisieren konzentrisch: zunächst soll im Mitarbeiterhandbuch geschaut werden, dann soll der Kollege und zuletzt das Internet konsultiert werden.
Darauf haben die Weiterbildungsanbieter mit Navigations- und Findlösungen reagiert. Denn klassische Suchmaschinen ranken nicht nach Kompetenz, sondern nach Anzahl der Klicks. Bei SkillSoft lässt sich deshalb die persönliche Suche in der digitalen Bibliothek Books 24×7 durch präzise Eingrenzungen optimieren und der Einzelne kann definieren, über welche Neuerscheinungen er pro-aktiv informiert werden will. Eine Umfrage bei Reuters, die das System einsetzen, ergab, dass 62 % der Befragten dadurch monatlich 4,9 Stunden einsparen.
Michael Sudahl Journalist in Stuttgart
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