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„Die Industrie hat das Potenzial inzwischen erkannt“

Produktkomplexität managen: Arbeitskreis am WZL gibt neue Denkanstöße
„Die Industrie hat das Potenzial inzwischen erkannt“

Werden Produkte geschickt in Baukästen strukturiert, führt das dazu, dass die interne Komplexität beherrscht und Kosten gesenkt werden. In einem Arbeitskreis des WZL der RWTH Aachen werden die teilnehmenden neun Firmen befähigt, ihr Management von Produktkomplexität gezielt auf- und auszubauen.

Im Rahmen einer 2010 vom Werkzeugmaschinenlabor veröffentlichten Studie gaben 95 % der befragten Fach- und Führungskräfte an, dass sie sich insbesondere Kostensenkungspotenziale von der Beherrschung der internen Komplexität durch geschicktes Strukturieren von Produkten in Baukästen versprechen. Zudem kann durch das Komplexitätsmanagement in dieser Form die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens gesteigert werden, etwa durch eine erhöhte Reaktionsfähigkeit und Qualität. Zurückführen lässt sich ein wesentlicher Anteil dieser Potenziale auf die Herausforderung, Vielfalt und Dynamik in Produktprogramm, Produktarchitektur und Produktentstehung zu beherrschen.

Vielen Unternehmen fehlt es an Transparenz über die Produktkomplexität ihres Sortiments und deren Auswirkungen auf ihre unternehmensspezifischen Wertschöpfungsketten. Das WZL hat gemeinsam mit den Unternehmen Claas KGaA mbH, Continental, Dräger Medical GmbH, Habasit AG, Hettich-Heinze GmbH & Co. KG, KSB AG, SartoriusStedim Biotech S.A., Schuh & Co. GmbH und SBM Mineral Processing GmbH den Arbeitskreis „Produktkomplexität managen“ gegründet, um diese zum Auf- und Ausbau eines gezielten Managements von Produktkomplexität zu befähigen.
Das Schaffen von Transparenz über Ursachen und Auswirkungen von Produktkomplexität, die Definition geeigneter Strategien und Leitlinien für das Management von Produktkomplexität, die systematische Sortimentsplanung und -bereinigung sowie die Gestaltung von Produktarchitekturen und -baukästen haben sich dabei als zentrale Handlungsfelder für das Management von Produktkomplexität herausgestellt. Für eine Verstetigung der erzielten Effekte wurden darüber hinaus die Schaffung geeigneter Organisations- und IT-Strukturen sowie das „Leben“ des Komplexitätsmanagement als wesentlich erkannt. Diese Schwerpunktthemen des Managements von Produktkomplexität werden innerhalb des geschlossenen, außerwettbewerblichen Arbeitskreises im engen Zusammenspiel von Wissenschaft und Industrie vorangetrieben. Durch die heterogene Branchenstruktur der Partnerunternehmen von der Landmaschinenindustrie bis hin zur Medizintechnik wird der Erkenntnisgewinn zusätzlich gestärkt.
In zehn Arbeitskreistreffen über einen Zeitraum von knapp zwei Jahren werden durch jeweils eines der am Arbeitskreis beteiligten Unternehmen und das WZL themenbezogene Fallbeispiele erarbeitet. Diese dienen bei den Arbeitskreistreffen zur Veranschaulichung der Anwendung ausgewählter Methoden und stellen die Basis für eine gemeinsame Weiterentwicklung dieser dar. Grundlagen- und Expertenvorträge vertiefen darüber hinaus die verschiedenen Themen und bringen weitere Best-Practice-Beispiele in die Diskussion ein. So wurde zum Themenschwerpunkt „Strategien und Leitlinien des Komplexitätsmanagements“ im Rahmen eines Fallbeispiels bei Hettich-Heinze eine Produktlinie aus dem Schiebetürbeschlagsegment mithilfe eines Modells zur integrierten Bewertung der Produktkomplexität analysiert. Der Fokus lag dabei auf einer Laufteilbaureihe, die bereits seit 20 Jahren im Produktprogramm von Hettich-Heinze geführt wird und eine historisch gewachsene Variantenvielfalt aufweist. Dabei wurden sowohl Aspekte aus den Bereichen Produktprogramm, Produktarchitektur, Produktion und Supply Chain betrachtet.
In einem weiteren Fallbeispiel zum Themenschwerpunkt „Gestaltung von Produktbaukästen“ wurden die Vorteile einer geschickten Produktarchitekturgestaltung in Zusammenarbeit mit der Firma Sartorius Stedim Biotech S.A. anhand einer Baureihe von autoklavierbaren Bioreaktoren verdeutlicht. Hierzu wurde zunächst eine generische Produktstruktur aufgebaut, um Module, Baugruppen und Komponenten einheitlich über die gesamte Baureihe zu klassifizieren. Für die weitere Betrachtung wurden anschließend anhand von Herstell- und Komplexitätskosten sowie der Absatzverteilung der verschiedenen Bauteilvarianten diejenigen Bauteile identifiziert, die ein besonders großes Standardisierungspotenzial besitzen. In der folgenden Detailanalyse wurden diese Bauteile anhand ihrer Merkmale beschrieben und die Interdependenzen zwischen den Merkmalen erfasst. So konnten Merkmale identifiziert werden, die zahlreiche andere Bauteilmerkmale beeinflussen, jedoch keinen direkten Einfluss auf kundenrelevante Produkteigenschaften haben. Gelingt es, diese im Produktprogramm zu vereinheitlichen, so lassen sich viele nicht kundenrelevante Varianten vermeiden und hohe Skaleneffekte erzielen.
Anhand der im Arbeitskreis erarbeiteten Ergebnisse und aus den Erfahrungen in den Fallbeispielen wurde ein Assessment zur Bewertung des Managements der Produktkomplexität im Unternehmen erstellt. Dieses beinhaltet 18 Handlungsfelder, die sowohl die Aktivitäten als auch die unterstützenden Strukturen und Verhaltensweisen abfragen, die benötigt werden, um in einem ersten Schritt Transparenz über die Produktkomplexität zu schaffen und diese in den weiteren Schritten strategisch und operativ zu gestalten. Das Assessment ermöglicht es Firmen, die Ist-Situation zu erfassen und die Handlungsfelder aufzudecken, in denen noch Potenziale liegen, um so ein umfassendes Management für die Produktkomplexität zu etablieren.
Prof. Dr.-Ing. Günther Schuh, Dr.-Ing. Jens Arnoscht, Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.Ing. Dennis Bender, Dipl.-Wirt.Ing. Michael Schiffer WZL der RWTH Aachen
*Quelle: Schuh, G., Lenders, M., Arnoscht, J., Rudolf, S.: Effizienter innovieren mit Produktbaukästen; Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen, 2010

8. Lean Management Summit – Aachener Management Tage 2011

Veranstaltungs-Tipp

  • 23. und 24. November: Kongress mit vielfältigen Fachvorträgen zu Herausforderungen und Erfolgsfaktoren der Lean-Umsetzung sowie zu Best-Practice-Anwendungen in der Industrie mit den Schwerpunktthemen „Business Excellence“,„Lean Innovation“, „Lean 2.0“ und „Lean Production“. Das Vortragsprogramm enthält hochkarätige Referenten aus dem Top-Management einiger der erfolgreichsten deutschen Unternehmen.
  • 22. November: Auf das Kongressprogramm abgestimmte Praktikertage bieten die Möglichkeit zum Aufbau und zur Vertiefung von Anwendungswissen über wirkungsvolle Methoden und Werkzeuge zu folgenden Bereichen: Lean Innovation, Lean Production, Leadership im schlanken Unternehmen, Lean Administration und Lean Expert.
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