Startseite » Management »

Die Kunst, sich auf das Unvorhersehbare vorzubereiten

Legal Risk Management: Wie Unternehmer Risiken minimieren
Die Kunst, sich auf das Unvorhersehbare vorzubereiten

Die Kunst, sich auf das Unvorhersehbare vorzubereiten
Bild: Fotolia/ G.Sanders
Unternehmensinsolvenzen sind derzeit nicht allein auf mangelnde Verfügbarkeit von Geld zurückzuführen. Oft sind es Risiken, die nicht beherrscht werden. Besser ist es, sich gezielt auf Unwägbarkeiten vorzubereiten, um sie abzuwehren. Legal Risk Management hilft dabei.

Es herrscht eine globale Wirtschaftskrise. Gleichzeitig steigen die Zahlen der Insolvenzen. Ein Zusammenhang besteht sicherlich, jedoch erklärt das nicht alle Insolvenzen. Die Ursache der Krise – blickt man auf „Subprimes“ und „strukturierte Produkte“ zurück – liegt vorwiegend darin, dass Risiken nicht beherrscht wurden.

Eigentlich gesunde und profitable Unternehmen treffen auf unerwartete Probleme, denen sie nicht mehr Herr werden und scheitern daran. Liquidität oder frisches Kapital verschafft einem Unternehmen zwar mehr Zeit, beseitigt aber die Ursachen der Krise nicht, so dass Insolvenzen nicht alleine auf mangelnde Verfügbarkeit von Kapital zurückzuführen sind. Ein guter Unternehmer kennt daher die Risiken seines Unternehmens und lässt sich nicht auf dem kalten Fuß erwischen. Er bereitet sein Unternehmen gezielt auf Krisen vor und verschafft sich Möglichkeiten, um auf Krisen zu reagieren. Dies ist die Aufgabe des Legal Risk Managements.
Dieses beginnt mit einer Risikoanalyse. Im Fokus stehen zunächst „hausgemachte“ Risiken. Mehrdeutige Vertragstexte und – oft unbewusste – marken- oder wettbewerbsrechtliche Verstöße sind solche leicht vermeidbare Risiken. Ferner werden die verwendeten allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) untersucht. Wenn AGB Haftungsbegrenzungen vorsehen, muss auch sichergestellt werden, dass diese angewandt und nicht durch äußere Umstände ausgeschaltet werden.
Eine häufige Ursache für Insolvenzen sind unerwartete Steuernachzahlungen im Anschluss an eine erfolgte Betriebsprüfung. Zwar wurden fast immer zulässige steuerrechtliche Gestaltungen gewählt und lange Zeit praktiziert, jedoch wurde verpasst, diese Gestaltungen regelmäßig zu aktualisieren und an die sich verändernde Gesetzgebung und Rechtsprechung anzupassen. Die vermeintlich eingesparten Kosten einer regelmäßigen Überprüfung rächen sich angesichts der atemberaubenden Höhe von Steuernachzahlungen sehr bitter und bedeuten oftmals das Aus für sonst gutgehende Unternehmen.
Auch werden Verträge und Vertragspartner überprüft und Laufzeiten überwacht. Läuft ein längerfristiger Vertrag aus oder zeichnen sich bei einem Vertragspartner Zahlungsschwierigkeiten ab, so muss rechtzeitig reagiert werden, um keine Leistungen ohne spätere Gegenleistung erbringen zu müssen. Ein wirksames Mittel wäre beispielsweise Sicherheiten abzutreten, um einem Ausfall des Vertragspartners vorzubeugen.
Der Kern des Legal Risk Management ist es, erkannt rechtliche Risiken beherrschbar zu machen. Dafür stehen mehrere Mittel zur Verfügung. Ein solches Mittel ist die sogenannte Risiko-Diversifizierung. Damit ist gemeint, dass man unterschiedliche operative Risiken auf jeweils spezialisierte Gesellschaften verteilt und die zentralen Vermögenswerte des Unternehmens von den Risiken trennt. Diese Methode ermöglicht eine Vielzahl passender Lösungsmöglichkeiten, um Risiken zu minimieren.
Einige Unternehmen werden bereits in Mehrgesellschaftsstrukturen (Konzernen) geführt. Aber auch hier lauern potenzielle Gefahren. Oftmals ist im Innenverhältnis zu beobachten, dass die Unternehmer es nicht so genau nehmen und Strukturen entwickeln, die den geltenden Kapitalerhaltungsvorschriften nicht entsprechen und dadurch eine erhebliche Haftung begründen können. Insbesondere das „cash pooling“, also die Finanzmittelverwendung über mehrere Gesellschaften hinweg, unterliegt starkem Fluss in der Rechtsprechung und kann eine erhebliche Gefahrenquelle für Haftungsansprüche gegen Geschäftsführer darstellen. Daher wird beim Legal Risk Management darauf geachtet, dass konzerninterne Strukturen angepasst werden.
Allerdings ist es schwierig, eine genaue Kosten-Nutzen-Berechnung des Legal Risk Managements zu machen. Denn einerseits drücken sich die Erfolge nicht monetär aus, andererseits aber kann die Realisierung von rechtlichen Gefahren die Existenz des gesamten Unternehmens gefährden. Bereits eine einzige beseitigte Gefahr, die sich nicht realisiert, kann daher die Investition von Jahrzehnten rechtfertigen. Es gibt aber auch einen pragmatischen Nutzen hinsichtlich Gefahren, die sich nicht gänzlich beseitigen lassen. Die Legal Risk Analyse zeigt auf, vor welchen Gefahren ein Unternehmer sich durch Abschluss einer Versicherung schützen kann und wie groß der mögliche Schaden wäre und ermöglicht damit die Wahl der für den Einzelfall passenden Versicherung.
Daher eignet sich das Legal Risk Management nicht nur für große Unternehmen, sondern aufgrund der strukturierten Vorgehensweise von spezialisierten Rechtsanwälten auch für kleine und mittlere Betriebe, ohne dass dabei unvertretbare Kosten entstehen. Diese können gegebenenfalls als Rechtsberatungskosten, also als Betriebsausgaben, steuerlich geltend gemacht werden.
Mit der richtigen Vorsorge kann sich der Unternehmer für den Ernstfall wappnen und damit Krisen vermeiden, die unvorbereitete Mitbewerber in der gleichen Situation in die Insolvenz führen würden. Und wenn der Ernstfall dennoch eintritt, hat der Unternehmer, der Vorsorge getroffen hat, bessere Karten, denn er kann sein Kerngeschäft aus der Insolvenzmasse retten und weiß, dass ihm kein Rückgriff durch den Insolvenzverwalter droht. Dadurch hat der Firmenchef, der regelmäßig auf das Legal Risk Management zurückgreift, größere Chancen, dauerhaft am Markt zu bestehen.
Dr. Jan Roth Fachanwalt für Steuerrecht und Insolvenzrecht, Frankfurt/M.
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Tipps der Redaktion

Unsere Technik-Empfehlungen für Sie

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de