Weniger ist nicht immer besser: Die optimale Menge an Lieferanten hängt von vielen Faktoren ab. Richtig ist, dass eine geringe Anzahl von Lieferanten den Aufwand für das Vertragsmanagement, das Onboarding und die Zusammenarbeit im Tagesgeschäft bis hin zur Rechnungsbearbeitung reduzieren kann. Doch selbst eine kleine Anzahl von Anbietern schützt nicht vor Ineffizienz. Vorhandene Defizite werden durch die bloße Verkleinerung des Lieferantenpools zunächst nicht gelöst, sondern nur kaschiert.
Den besten Preis finden
Einer der offensichtlichen Vorteile einer kleineren Zahl von Lieferanten liegt in der Preisgestaltung. Große Aufträge schlagen sich bei der Bestellung von Materialien, Halbfertigerzeugnissen und Waren tendenziell in niedrigeren Preisen nieder. Rahmenverträge mit Vorzugslieferanten führen jedoch nicht immer zu Kostenvorteilen: Wenn sich nur gelistete Zulieferer um einen Auftrag bewerben können, kann dies dazu führen, dass sich kleinere, spezialisierte Anbieter von größeren, gelisteten Lieferanten „durchreichen“ lassen. Da letztere auch von diesen Aufträgen profitieren wollen, verschlechtern sich die Konditionen und genau das nehmen viele Unternehmen in Kauf, um die Zahl der Lieferanten gering zu halten.
Qualität vor Quantität
Bei der Konsolidierung eines Lieferantenpools müssen zusätzlich zur Preisgestaltung weitere Aspekte berücksichtigt werden. Die Zusammenarbeit mit Zulieferern mit den kürzesten Lieferzeiten oder der höchsten Qualität kann sich positiv auf das Gesamtergebnis auswirken: kürzere Gesamtlieferzeiten, geringere Wartungskosten. Je mehr Kriterien ein Unternehmen jedoch gegeneinander abwägen muss, desto komplexer wird es, Lieferanten zu bewerten und auszuwählen. In solchen Fällen kann dies nur noch mithilfe einer IT-gestützten Lösung effizient gesteuert werden.
Vom Kunden zum Partner
Immer mehr Unternehmen versuchen, das kreative und innovative Potenzial ihrer Lieferkette zu nutzen. Der Aufbau und die Entwicklung von Partnerschaften über die traditionelle Lieferanten-Kunden-Beziehung hinaus ist jedoch aufwendig. Die Unternehmen hoffen, durch die Konsolidierung ihrer Lieferantenbasis die dafür nötigen Kapazitäten zu schaffen. Eine Konzentration auf wenige Lieferanten steigert dabei das Auftragsvolumen einzelner Zulieferer, und die Kunden-Lieferanten-Beziehung gewinnt so an Wert. Dies erhöht wiederum auf Lieferantenseite die Bereitschaft, Innovationen mit Geschäftspartnern und nicht mit Wettbewerbern zu teilen. Die Konzentration auf sehr wenige ausgewählte Partnerschaften kann jedoch zu extremen Abhängigkeiten und erhöhtem Risiko führen. Der Fall von Volkswagen und der Prevent-Gruppe im Jahr 2016 zeigte dies deutlich. Fehlende Getriebeteile zwangen den Autobauer, seine Produktion für eine Woche stillzulegen.
Einflussfaktoren außerhalb der Kontrolle
Die jüngsten Entwicklungen rund um den Freihandel und internationale Zölle haben einmal mehr gezeigt, wie stark externe Faktoren Lieferketten beeinflussen können. Je internationaler die Lieferantenbeziehungen und je schlanker die Lieferkette, umso stärker wirken sich geopolitische Ereignisse auf die Supply Chain aus, angefangen bei extremen Wetterphänomenen über Streiks und Unruhen bis hin zu bewaffneten Konflikten zwischen Nachbarstaaten.
All dies zeigt: Lean ist großartig. Wer aber seine Lieferantenbasis zu sehr ausdünnt, erzeugt auch eine Reihe von Risiken. Die Digitalisierung kann dem Einkauf helfen, dieses Dilemma zu überwinden.
Digitalisierung optimiert das Sourcing
Lösungen für strategisches Sourcing ermöglichen es, den Lieferantenpool sowie den gesamten Sourcing-Prozess zu optimieren. Startpunkt ist eine effiziente Lieferantenbewertung für jede Warengruppe: objektiv, kollaborativ und skalierbar. Umfangreiche Leistungsinformationen jedes einzelnen Lieferanten in Form von flexiblen Scorecards sowie automatisierte Verbesserungspläne für das Adressieren von Schwachstellen helfen, die Performance zu steigern. Diese Optimierung kann nach Branchen- und Unternehmenskriterien erfolgen, nach Preis, Qualität, Just-in-time-Fähigkeiten oder einem maßgenauen Mix aus verschiedensten Kriterien. Für einen umfassenden Überblick über Lieferanten, die besonders wichtig sind, sorgen integrierte Daten von Drittanbietern. So lassen sich Risiken in der Lieferkette jederzeit bis ins Detail überwachen. Jenseits der Einzelfallbetrachtung erlaubt diese Transparenz auch generelle, für mehrere Lieferanten gültige Risikoeinschätzungen; wie beispielsweise ob der Lieferantenpool vielfältig genug ist oder wie sich neue Zölle oder der Brexit auswirken können.
Mit S2P-Suiten effizienter im Sourcing
Die Auswahl der besten Lieferanten ist jedoch nur der erste Schritt: Plattformen, die eine echte Zusammenarbeit mit integriertem Dokumentenaustausch und Projektmanagement unterstützen, ermöglichen eine effektivere Kooperation bei Innovationen im Rahmen eines New Product Introduction (NPI)-Prozesses. Gleichzeitig erlauben sie eine intensivere Zusammenarbeit mit einer deutlich höheren Anzahl an Lieferanten. Solche Source-to-Pay(S2P)-Suiten bieten zudem Funktionen für das Vertragsmanagement, was zusätzlich zur Steigerung der Prozesseffizienz beiträgt.
Um sicherzustellen, dass auch der Procure-to-Pay-Prozess mit einer beliebigen Anzahl von Anbietern problemlos läuft, müssen Beschaffung und Rechnungsstellung wie eine gut geölte Maschine funktionieren. S2P-Suiten wie die Ivalua Plattform ermöglichen dies durch flexible Workflows, integrierte Tools für die Zusammenarbeit, hochgradig konfigurierbare Einstellungen und eine bedienerfreundliche Oberfläche.