C-Teile sind teuer, jedenfalls die Prozesse im Hintergrund. Wenn der Einkauf zusammen mit der Entwicklung und Produktion den Warenkorb durchforstet, lassen sich zahlreiche Redundanzen finden und eliminieren. Das sorgt für Übersicht und Einsparungen.
20 Prozent Warenwert, 80 Prozent Prozesskosten – so lautet die gängige Kalkulation bei der Beschaffung von C-Teilen. „Das führt zu einem hohen administrativen und kostenintensiven Aufwand“, so Frank Wollschläger, Geschäftsführer des gleichnamigen System- und Dienstleistungsanbieters. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Für jede Schraube und jeden Kugelschreiber sind zahlreiche (unnötige) Freigaben und Genehmigungen erforderlich. „Zudem ist der Warenkorb oft unstrukturiert und beinhaltet ähnliche Materialien für identische Anwendungszwecke.“
Die Lösung liegt in der Warenkorboptimierung. „Dazu wird der Inhalt des Warenkorbs reduziert sowie Lieferanten und Produkte gebündelt“, so Wollschläger. Die Übersichtlichkeit erleichtert nicht nur den Bestellvorgang, sondern die Reduzierung der Lieferanten ermöglicht zudem bessere Konditionen wie etwa Mengenrabatte. Weitere Preisnachlässe sind möglich, da die Lieferanten daran interessiert sind, im Warenkorb zu bleiben.
Die Warenkorboptimierung erfolgt in mehreren Schritten: Zunächst müssen die Einkäufer und Produktionsleiter die Bestellhäufigkeit sowie den Preis und Warenwert für jede Produktgruppe und jeden Lieferanten ermitteln. „Im zweiten Schritt werden so genannte Savings generiert“, so Wollschläger. Das bedeutet, dass hochpreisige C-Teile durch qualitativ gleichwertige, aber günstigere Produkte ersetzt werden. „Das systematische Vorgehen kann dem Unternehmen mehr als die Hälfte der Beschaffungskosten einsparen.“
Wie klein der Kreis der Lieferanten am Ende wird, hängt von der eigenen Produktpalette ab: Je komplexer und spezialisierter die eigenen Produkte, desto mehr Lieferanten sind erforderlich. Manche Anbieter haben ein riesiges Sortiment an Standard- und Individualteilen – vom Dübel bis zur Rohrschere, vom Lötkolben bis zum Schmieröl. Beispiel Würth Industrie Service: Der Anbieter hat gerade die Marke von 1 000 000 Artikeln überschritten. „Durch die Aufnahme von landesspezifischen Artikeln, Maßen und Normen können Unternehmen nun weltweit einheitliche C-Teile verwenden“, erklärt Pressesprecherin Stephanie Kozany. Der Vorteil: Die Kunden können ihre Lagerbestände an ihren internationalen Standorten reduzieren.
Doch die Abhängigkeit von einem oder wenigen Lieferanten birgt auch Gefahren – von kurzfristigen Lieferengpässen bis hin zur Insolvenz des Dienstleisters. Daher sollte das Warenwirtschaftssystem alternative Anbieter bereithalten, die kurzfristig einspringen können. Voraussetzung dafür ist ein modular aufgebautes, automatisiertes Warenwirtschafts- und Logistiksystem. Das müssen dann auch alle nutzen und dürfen nicht den Einkauf umgehen, weil sie die Lieferanten kennen. Denn eine dezentrale Beschaffung hat nichts mit Maverick Buying zu tun. Es bedeutet, dass Artikel mit geringem Warenwert von jedem Mitarbeiter – entsprechend seinem Budget und Berechtigung – selbst eingekauft werden.
Kirsten Seegmüller Freie Journalistin in Leinfelden
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