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Entsorgen, nein Danke

Mehrweg-Putztücher von Mewa werden bis zu 50 Mal gewaschen
Entsorgen, nein Danke

Die Tücher von Mewa putzen alles weg, was in einem industriellen Betrieb so anfällt: Öle, Fette und auch Späne. Gebrauchte Tücher werden zu vereinbarten Terminen abgeholt und durch frische ersetzt. Der Anwender ist dabei von allen Umweltpflichten entlastet und kann sich auf seine Fertigung konzentrieren.

„Wenn wir unsere Putztücher waschen, dann decken wir bis zu 80 Prozent des Energiebedarfs für Trockner- und Waschstraßen durch die thermische Verwertung ausgewaschener Schmutzstoffe“, berichtet Ulrich Schmidt. „Das sind vorwiegend die Altöle aus den Putztüchern.“ Der Geschäftsführer des Bereichs Technik und Produktion bei der Mewa Textil-Service AG & Co. kann erstaunliche Fakten vorlegen, wenn es um die Einsparung von Primärenergie geht.

Ebenfalls erstaunlich ist die Herkunft der Altöle, die hier thermisch wieder verwertet werden: Die Mewa-Gruppe mit Hauptsitz in Wiesbaden übernimmt für Kunden aus Industrie, Handwerk und Dienstleistung die komplette Abwicklung des Bereichs Betriebstextilien. Dazu gehören auch Industrie-Putztücher, mit denen Maschinen und Anlagen in europäischen Produktionshallen sauber gehalten werden. Mewa stellt frisches Material zur Verfügung, holt die mit Ölen und Fetten verschmutzten Tücher ab, wäscht sie und liefert sie sauber und qualitätsgeprüft wieder an den Kunden aus. Der ausgewaschene Schmutz wird soweit möglich in Energie umgewandelt.
„In unseren Betrieben waschen wir im Jahr rund 783 Millionen Tücher“, erzählt Schmidt. „Die Tücher werden in 18 europäischen Ländern angeboten.“ Pro Sekunde entstehen 5 neue Tücher in der Weberei. Der Service umfasst dabei mehr als die Ausstattung mit Tüchern. Die Wiesbadener übernehmen die Verlader-Verantwortung und arbeiten nach einem konsequenten Umweltmanagement. Auf diese Weise wird der Kunde von Umweltpflichten entlastet.
Die Tücher sind ein Betriebsmittel, das dem Zeitgeist entspricht. Sie halten die Werkbank sauber, sind immer in ausreichender Zahl am Arbeitsplatz vorhanden, können mehrere Zertifikate vorweisen und sind als Mehrwegprodukt eine umweltschonende Lösung. Gäbe es dieses Tuchsystem nicht und kämen nur Einwegmaterialien zum Einsatz, fielen erhebliche Mengen mehr an gefährlichem Abfall an. „Unsere Tücher können bis zu 50 Mal gewaschen und wieder verwendet werden“, betont Schmidt. „Papiertücher oder textile Lappen landen dagegen nach einmaliger Benutzung im Abfall.“
„Ein intelligentes Putztuch-System in jeder Hinsicht ein Gewinn für einen metallverarbeitenden Betrieb“, findet auch Albert Wanninger. Produkte, die man nach dem Benutzen wegwirft, kommen seiner Meinung nach in der Regel teurer als solche, die man wieder benutzen kann. Deshalb will der Leiter des Rechnungswesens bei der Müller Präzision GmbH mit Sitz in Cham am liebsten nichts haben, was man nach Gebrauch entsorgen muss: „Wir brauchen Tücher, die gewaschen werden und keine, die wir wegwerfen müssen.“ Zudem könne diese Vorgehensweise dazu beitragen, im Ranking der Lieferantenbeurteilung aufzusteigen. Wer heute kein hausinternes Umweltmanagementsystem hat, erhält nach Ansicht von Wanninger von den meisten Kunden schlechtere Noten in der Lieferanteneinstufung. Das Tuchsystem von Mewa ist bereits seit vielen Jahren nach der Umweltnorm ISO 14001 zertifiziert.
Müller Präzision bietet das gesamte Spektrum der spanenden Metallverarbeitung an. In der Dreherei, Fräserei, Härterei und Schleiferei werden Maschinen und Anlagen deshalb mit textilen Mehrwegtüchern sauber gehalten. Auch für die Teilereinigung werden Tücher benötigt, denn der Drehvorgang erfolgt unter dem Einsatz von Ölen. Zum Prüfen müssen die gefertigten Teile vom Öl befreit werden. Wenn Späne anfallen, werden sie mit dem Tuch aufgenommen. Gebraucht werden also Tücher, die Kühlschmierstoffe, Fette und Späne schlucken, also praktisch alles, was in einem Betrieb so anfällt. Die gebrauchten Tücher holt ein Servicefahrer von Mewa zu vereinbarten Tauschterminen ab und liefert saubere an. „Gelagert werden die Tücher in speziellen Sicherheitscontainern, die sich rollen lassen“, sagt Wanninger. „Davon stehen bei uns in jeder Abteilung zwei. Einer für die schmutzigen Tücher, einer für die sauberen. So hat jeder Mitarbeiter den direkten Zugriff, wenn er ein frisches Tuch braucht.“
Sortiert nach dem Einsatzgebiet werden die schmutzigen Putztücher durch moderne Waschstraßen geschickt. Neueste Techniken sorgen für maximale Sauberkeit bei einem minimalen Wasser-, Waschmittel- und Energieverbrauch. Nach dem Wasch- und Trockenvorgang durchlaufen die Putztücher eine mehrstufige Qualitätskontrolle. Die Prüfung erfolgt visuell durch geschulte Mitarbeiter, Metalldetektoren und elektronische Waagen. Beschädigte Tücher werden aussortiert und ersetzt. Nur wenn die Textilien einwandfrei sind, gehen sie in die Auslieferung. Das kann Albert Wanninger bestätigen: „Die Tücher kommen sauber und ohne Späne wieder zurück zu uns.“
Die Norm DIN 61651 für Maschinenputztücher erfüllt das Mewa-Tuch bereits seit Jahrzehnten. Im Laufe der Zeit sind zwei weitere Zertifizierungen dazugekommen, sprich die Qualitätsnorm ISO 9001 und die Umweltnorm 14001. Bei Mewa geben qualitative und umweltrelevante Vorgaben den Ton im unternehmerischen Handeln an. „Wir folgen einem konsequenten Umweltmanagement“, sagt Ulrich Schmidt. „Bereits 1975 wurde bei uns die erste in Eigenregie konzipierte Anlage zur Abwasseraufbereitung installiert.“
Als in Deutschland zu Beginn der achtziger Jahre ein Umdenken begann und sich zunehmendes Umweltbewusstsein entfaltete, hatten die Wiesbadener ihre Hausaufgaben schon gemacht. „Umweltinvestitionen sind gleichberechtigt zu Expansionsinvestitionen“ lautet die Devise der Geschäftsführung. Entsprechend schnell entwickelte sich das interne, technische Know-how. Die meisten Prozess- und Umweltanlagen, zu denen Waschstraßen, Trockner, Qualitätsprüfstrecken, Abwasseranlagen und Altölverbrennung gehören, sind entweder Eigenentwicklungen oder Anlagen, die mit Know-how von Mewa weiter entwickelt wurden. „Wir beschäftigen uns intensiv damit, wie wir möglichst ressourcenschonend zu einem optimalen Ergebnis kommen“, so Ulrich Schmidt. „Das heißt mit möglichst wenig Energie, Wasser und Waschmittel.“
Eine vierköpfige Familie wäscht in ihrer Haushalts-Waschmaschine im Jahr rund eine Tonne Wäsche. Die Waschleistung von Mewa beträgt rund 310 Tonnen – am Tag. Dabei wird vergleichsweise deutlich weniger Wasser verbraucht als beim Waschen im Privathaushalt. Mit einem speziellen Wiederverwertungssystem für das Spül- und Waschwasser, der so genannten Kaskadentechnik, lassen sich im Vergleich zu herkömmlichen Waschverfahren bis zu 50 % Wasser einsparen. Dazu wird noch verwertbares Waschwasser aus den letzten Spülgängen gefiltert, aufbereitet und für weitere Waschgänge wieder verwendet.
Für die Wiesbadener ist es inzwischen eine leichte Übung, Schmutzwasser, das mit Ölen, Fetten, Farben und Lösemitteln belastet ist, in Wasser mit einem Reinigungsgrad von 99,8 % zu verwandeln. Das ist sauberer, als die kommunalen Auflagen es verlangen. In der chemisch-physikalischen Vorbehandlung des Abwassers werden die Schmutz- und Schadstoffe weitestgehend vom Wasser getrennt. In der biologischen Reinigungsstufe zersetzen Bakterien die im Wasser verbliebene, gelöste Schmutzfracht. Gewaschen wird mit biologisch abbaubaren Wasch- und Waschhilfsmitteln in einer möglichst geringen Dosierung. „Alle unsere Anlagen arbeiten mit automatischen Prozesssteuerungen“, so Ulrich Schmidt. „Wir überlassen die Zusammensetzung und die Menge der Waschmittel nicht dem Zufall und wir arbeiten mit geprüften und dokumentierten Erfahrungswerten.“ Im Vergleich zu traditionellen Waschverfahren bedeutet das eine bis zu 85 % geringere Umweltbelastung.
Effizienz und Umweltschutz sind aber nur zwei Gründe, warum in vielen Produktionshallen mit den Mehrwegputztüchern gearbeitet wird. Der Service entlastet den Unternehmer auch bei der Erfüllung gesetzlicher Auflagen. Das Prinzip „Wisch und weg“ gilt schon längst nicht mehr beim Einsatz von Putzmaterial in Werkshallen. Dort werden Verschmutzungen abgewischt, die nicht immer unbedenklich für die Umwelt sind und nicht in den Abfalleimer gehören. Deshalb kann benutztes Putzmaterial unter die umweltrechtlich relevanten Lager- und Transportvorschriften fallen. Wischt ein Mitarbeiter Schmierfett vom Werkstück ab, wird aus seinem sauberen Stück Papier oder Textil ein Objekt, für das in der Regel zahlreiche Rechtsnormen einzuhalten sind. Enthält das Putzmaterial nämlich nach der Benutzung selbst- oder leichtentzündliche Stoffe, steht der Unternehmer in der Verantwortung.
Er muss prüfen, ob bei dessen Lagerung, Transport und Entsorgung das Gefahrstoff- und Abfallrecht, das Gefahrgutbeförderungsgesetz und die Gefahrgutverordnung Straße, Eisenbahn und Binnenschifffahrt zu beachten sind. Nicht zu vergessen das europäische Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Straße. Bei Nichtbeachtung der geltenden Vorschriften drohen Bußgelder. „Für den Nutzer unseres Putztuchsystems entfällt die Verpflichtung zum Führen von Entsorgungs- und Verwertungsnachweisen“, sagt Michael Ballermann, der bei Mewa den Bereich Arbeitssicherheit und Gefahrgut leitet.
Auch für die Lagerung der Tücher bietet ein professioneller Service alltagstaugliche Lösungen. Wer benutzte Tücher in seinen Werkshallen in einem offenen Behälter sammelt, verletzt die Vorschriften für den Brand- und Explosionsschutz. In Kombination mit öligen Verschmutzungen können die Tücher, egal ob aus Papier oder Textil, in Brand geraten. Schleiffunken oder Schweißperlen zum Beispiel genügen, um sie zu entzünden. Deshalb dürfen Putztücher nach geltendem Recht grundsätzlich nur in verschließbaren Behältern aufbewahrt werden. Das heißt jedoch: Jedes Mal, wenn ein Mitarbeiter ein benutztes Tuch in den Behälter werfen will, muss er ihn öffnen und anschließend wieder fest verschließen. Damit diese Theorie im Trubel der täglichen Praxis auch umgesetzt wird, muss das Öffnen und Schließen möglichst einfach sein. Die Lösung von Mewa heißt SaCon. Dies ist ein Sicherheitscontainer aus widerstandsfähigem Kunststoff, der praxisorientiert ausgestattet ist. Der Deckel mit eingespritzter Dichtung lässt sich mit Spannbügel schnell und dicht verschließen. Zudem ist der Container mit Rollen ausgestattet und kann leicht dorthin bewegt werden, wo man ihn gerade braucht.
Auch bei der Mörchen GmbH + Co. KG in Schmallenberg hat man sich gegen Papier und für textile Putztücher entschieden – und zwar schon vor 21 Jahren. Der Einfachheit halber, heißt es dort. Weil die textilen Tücher saugfähiger und reißfester sind und weil sie die Umwelt schonen. Zudem vertraut der Automobil-Zulieferer bei Aufgaben, die nicht zu seinen Kernkompetenzen gehören, gern auf Profis. Was man bei Mörchen nicht selbst kann, wird konsequent eingekauft – und zwar qualitäts- und kostenorientiert.
„Wir fertigen Spezialteile für LKW, Bagger, Stapler und Motorenprüfstände“, so Tobias Jäger, verantwortlich für den strategischen Einkauf im familiengeführten Unternehmen. Kunden wie Daimler, Volvo, Scania und MAN vertrauen auf die Sonderanfertigungen. Ebenso John Deere, Jungheinrich und Schmitz-Cargobull. „Diesen Erfolg verdanken wir unter anderem einer klaren Konzentration auf unsere Kompetenzen“, betont Jäger. „Und dieses Prinzip gilt auch, wenn es um Tücher geht.“
Bonni Narjes Fachjournalistin in Hamburg
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 6
Ausgabe
6.2024
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