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Jetzt oder nie – oder doch später?

Prognosemodelle: Den richtigen Kaufzeitpunkt finden – etwa für NE-Metalle
Jetzt oder nie – oder doch später?

Der falsche Zeitpunkt kann im Rohstoffeinkauf teuer werden. Auf stark schwankenden Märkten entscheiden einzelne Tage darüber, wie viel Geld Unternehmen für die benötigten Rohstoffe ausgeben müssen. Je nach Branche kann dies erhebliche Auswirkungen haben.

Der Stellenwert des Rohstoffeinkaufs steigt insbesondere für produzierende Unternehmen. Zugleich wächst die Komplexität der Beschaffung. So hat etwa im Einkauf von NE-Metallen jeder Preisausschlag der – teils zudem durch Spekulation beeinflussten – Metallnotierung an der London Metal Exchange (LME) schnell spürbare Auswirkungen auf das Unternehmensergebnis. In jüngster Zeit sind Einkäufer außerdem mit den weltweiten Folgen von Naturkatastrophen und geopolitischen Umwälzungen konfrontiert: Die Ereignisse in Japan oder in den nordafrikanischen Staaten wirken sich auch in den Notierungen an den Rohstoffbörsen aus.

Für die tägliche Arbeit der Einkäufer sind daher verlässliche Methoden und Werkzeuge für die folgenden Fragen gefordert: Spricht das aktuelle Preisniveau für eine kurz- oder langfristige Rohstoffabsicherung? Ab welchem Preis sollte unbedingt gekauft werden? Die Nutzung eines gesamten Sets von Indikatoren verbessert die Trefferquote bei Vorhersagen zur Preisentwicklung bei Rohstoffen erheblich. Ein vollständiges Set umfasst neben Chartanalysetechniken auch Prognosemodelle und Fundamentaldaten.
Chartanalyse: Kaufsignale und Überhitzungen der Rohstoffmärkte identifizieren
Einkäufer betrachten vor jeder Kaufentscheidung bei Rohstoffen die Preisentwicklung der vergangenen Wochen bis Jahre. Chartanalysen machen diese Prüfung objektiver und verbessern das Timing. Die Rohstoffexperten der Kölner Einkaufsberatung Inverto beispielsweise haben Instrumente der Chartanalyse zur Bewertung von Kaufzeitpunkten zusammengestellt. Gefördert wird die Suche nach dem optimalen Kaufzeitpunkt durch das Gewichten der rund ein Dutzend eingesetzten Instrumente der Chartanalyse. Für die wichtigsten börsennotierten Metalle wie Aluminium, Kupfer oder Zink fällt die Anwendung der Chartanalyse leicht. Verschiedene Anbieter stellen kostenfreie Online-Werkzeuge zur Analyse der Preis-Charts bereit. Die richtige Interpretation der gewonnen Informationen bleibt jedoch dem Einkäufer überlassen. Eine entsprechende Schulung unterstützt an dieser Stelle.
Prognosemodelle: Preistrends früh erkennen
Eine Bewertung des Preisniveaus als „hoch“ oder „günstig“ kann nur auf der Basis der zu erwartenden Entwicklung stattfinden. Vergangenheitsdaten sind lediglich eine erste Orientierungsgröße. Die Kölner Experten haben die gängigsten Methoden zur Zeitreihenanalyse geprüft und an realen Branchendaten getestet. Dabei wurden etwa Kaufzeitpunkte für Aluminium bewertet. Autoregressive Methoden wie das 2003 mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Garch-Verfahren sowie Setar oder Arima liefern erfahrungsgemäß die besten Ergebnisse beim Ermitteln von Preistrends (siehe Grafik). Mit einem Prognosewerkzeug können fünf unterschiedliche Vorhersagemodelle simultan angewendet werden.
Fundamentaldaten: Makroökonomische Entwicklungen und Krisen berücksichtigen
Die Preisentwicklung von NE-Metallen hängt von der aktuellen Verfügbarkeit sowie von politischen Entwicklungen in den Erzeugerländern ab. Diese Parameter fließen in das Indikatorenset ein. So verweisen Wachstumsraten von Schlüsselindustrien, Produktionskapazitäten der Hersteller oder Schrottpreise auf die zu erwartende Versorgungssituation. Relevant können auch Prognosen zum Wirtschaftswachstum oder Wechselkurse sein. Für Metalle wie Aluminium, dessen Produktion große Energiemengen erfordert, sind Öl- und Energiepreisentwicklung zusätzliche Indikatoren.
Einkaufsvorteile rechtzeitig erkennen und absichern
„Wichtig ist es, die Methoden sinnvoll miteinander zu kombinieren und die relevanten Indikatoren mit wenig Aufwand zusammenzustellen“, erklärt Lars-Peter Häfele, Inverto-Experte für NE-Metalle. Die Erfolgsformel laute „Chartanalyse + Prognose + Fundamentaldaten + Erfahrung = Kaufentscheidung“. Welche Indikatoren in welcher Gewichtung für jedes Unternehmen entscheidend sind, ist verschieden. Mit einem individuellen Indikatorenset dauert die umfassende, objektive Bewertung von Kaufzeitpunkten nur noch rund 60 Minuten.
Ein metallverarbeitendes Unternehmen beispielsweise konnte mit dem Indikatorenset sein Betriebsergebnis durch die Wahl der richtigen Kaufzeitpunkte deutlich verbessern. Ansatz war der Einkauf von Aluminium. Der Markt für Aluminium ist starken Schwankungen unterworfen: Der 3-Monats-Preis für Aluminium hatte allein im März 2011 eine Schwankungsbreite von 100 Euro pro Tonne, im ganzen Jahr 2010 sogar von 420 Euro pro Tonne. Daher entwickelten die Inverto-Spezialisten in enger Zusammenarbeit mit den Einkäufern ein auf das Unternehmen zugeschnittenes Indikatorenset aus mehr als 20 Indikatoren. Es wurde angewendet bei der Bewertung von Kaufzeitpunkten für einen Jahresbedarf von mehreren zehntausend Tonnen Guss-, Walz- und Pressprodukten aus Aluminium.
Neben Chartanalyse und mathematischer Prognose zählten zu den Indikatoren historische Preisvergleiche oder die Produktionskapazitäten für Aluminium. Qualitative Brancheninformationen sowie Entwicklungen am Lieferantenmarkt wurden standardisiert ebenfalls einbezogen. „Wir verfügen jetzt über ein objektives Maß zum Vergleich einzelner Kaufzeitpunkte“, sagt der Einkaufsleiter des Unternehmens. „Außerdem leiten wir Entscheidungen über die Absicherung von Produktionskapazitäten und Tonnagen bei Vorlieferanten ab.“
Das Beispiel zeigt: Einkäufer müssen in kürzester Zeit den besten Zeitpunkt für den Kauf bewerten. Das geht nur durch eine realistische Einschätzung des erwarteten Preistrends. Oft verlassen sich Einkäufer auf Erfahrungswerte oder einzelne Vorhersageinstrumente. Mathematische Prognosemodelle und Chartanalysen können eine wichtige zusätzliche Orientierungshilfe sein, um auch bei extremen Marktveränderungen mehr Planungssicherheit zu gewinnen.
Dr. Jutta Rosenkranz-Kaiser Journalistin in Stuttgart
Weitere Informationen: www.inverto.com
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