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Sägen auf Bestellung

Sägezuschnitt: Outsourcing optimiert Beschaffungsprozesse
Sägen auf Bestellung

Die Lieferung zugeschnittener Artikel ermöglicht Metall verarbeitenden Unternehmen, weniger produktive Bereiche auszulagern. Durch das Outsourcing können sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und ihre Fixkosten reduzieren.

Die bevorstehende Modernisierung des Materiallagers hat der Siemen-Bereichs A&D LD zum Anlass genommen, eine Restrukturierung der Prozesse zu prüfen. „Wir produzieren und liefern mechanisch bearbeitete Komponenten für Großantriebe in der Regel just in time“, berichtet Jürgen Göhring, Leiter Parts Production. „Grundvoraussetzung dafür sind optimale Prozesse entlang der gesamten Lieferkette.“

Für die Produktion der Großantriebe benötigen die Nürnberger verschiedene Stabmaterialien wie Rundstahl und Profile, die das Unternehmen von spezialisierten Zulieferern bezieht. Den schnellen Zugriff auf das Langgut gewährleistete bislang ein automatisches Hochregallager, aus dem Mitarbeiter vier Sägemaschinen bestückten. Nach den definierten Zuschnitten wurde das Material dem weiteren Produktionsprozess zugeführt. „Nach einer detaillierten Kosten- und Effizienzanalyse entschieden wir uns für ein Outsourcing der Langgutlagerung und Sägezuschnitte“, erklärt Jürgen Göhring.
Aufgrund der Komplexität des Outsourcingprojekts sowie der hohen Anforderungen hinsichtlich Lieferverfügbarkeit, Liefertreue und Präzision startete Siemens zunächst ein Pilotprojekt. Dazu erläutert Gerd Rieß, Einkauf und Disposition bei Siemens A&D LD: „Im ersten Schritt lagerten wir lediglich die Bevorratung und den Sägezuschnitt der Stabstähle aus. Dieser Testlauf sollte darstellen, ob die Just-in-time-Belieferung in der Praxis besteht und uns das notwendige Maß an Produktionsflexibilität bieten kann.“
Um die Erfolgschancen des Outsourcingprojekts zu maximieren, plante Siemens, die Dienstleistungen nach Möglichkeit an die bereits bestehenden Lieferanten zu vergeben. Für dieses Vorhaben sprachen unter anderem die erfolgreiche Zusammenarbeit in der Vergangenheit sowie die räumliche Nähe zu den Lieferanten. Daher startete Siemens das Pilotprojekt mit seinem langjährigen Zulieferer für Stabstähle, der Nürnberger Niederlassung der Schmolz + Bickenbach Distributions GmbH. Der Stahlhändler übernahm das komplette Servicepaket einschließlich derMaterialdisposition und Bevorratung, des Sägezuschnitt sowie der Artikellieferung. „Bereits nach wenigen Monaten zogen wir ein durchweg positives Resümee. So beschlossen wir, auch die anderen Materialien als Just-in-time-Projekt zu vergeben und unsere eigene Langgutbevorratung komplett aufzugeben“, berichtet Jürgen Göhring.
Für die hohen Ansprüche von Siemens – vor allem bei den Sägezuschnitten in einer Toleranzgrenze von 0,2 mm – bot Schmolz + Bickenbach ebenfalls die beste Lösung. „Hier fanden wir neben dem notwendigen Know-how auch die Bereitschaft, neue Wege zu gehen und die notwendigen Investitionen zu tätigen“, so Göhring. „Außerdem beinhaltete diese Entscheidung einen weiteren Vorteil – die Reduktion der Anzahl unserer Dienstleister.“ Um zeitnah mit der Belieferung beginnen zu können, übernahm der Stahlhändler kurzfristig eine bei Siemens bereits für Profilzuschnitte eingesetzte Säge.
Zusammengefasst erzielt Siemens A&D LD durch die Auslagerung der Besschaffung, Lagerung, Anarbeitung und Lieferung der Stabstähle und Profile folgende Ergebnisse:
  • Zurückführung von Investionskosten
  • Gewinn von neuen Produktionsflächen
  • Fokus auf Kernkompetenzen
  • Mehr Flexibilität der eigenen Just-in time-Produktion
  • Mehr Effizienz
  • Reduzierte Fixkosten für Lagerhaltung und Sägemaschinen
  • Durchgängige Kostentransparenz
Monatlich liefert Schmolz + Bickenbach rund 250 Aufträge mit bis zu 300 Einzelpositionen direkt an die erste Bearbeitungsmaschine innerhalb der Siemens-Produktion. Es handelt sich dabei um passgenau zugeschnittene Rundstähle mit besonderen Glühvorschriften, Profile in den Querschnitten Flach, Vier- und Sechskant sowie Rohre. Insgesamt sägt der Stahlhändler über 2000 verschiedene Artikel für Siemens. Da ein Großteil des Rohmaterials von nur wenigen ausgewählten Stahlwerken gefertigt wird, bevorratet der Stahlhändler vergleichsweise große Mengen an Vormaterial. „Durch den Produktionspuffer sichern wir unserem Kunden eine hohe Verfügbarkeit und Fertigungsflexibilität. Dies ist Grundvoraussetzung für den Projekterfolg, da eine Prognose für die Bestellungen nur in den seltensten Fällen möglich ist“, erläutert Wolfgang Kraft, Leiter der Nürnberger Niederlassung von Schmolz + Bickenbach.
Der Stahlhändler generiert aus den digitalen Bestellungen von Siemens Fertigungsaufträge und sägt das georderte Material auf die gewünschte Länge. Dabei handelt es sich bei den Rundstählen um Fixlängen, aus denen Motorwellen gefertigt werden, bei den Profilen um kurze Sägeabschnitte mit engen Toleranzgrenzen. Letztere werden nach dem Zuschnitt entgratet, um eine störungsfreie Weiterbearbeitung auf den Präzisionsmaschinen des Großantriebeherstellers sicherzustellen. Anschließend kommissionieren die Mitarbeiter des Stahlhändlers die Zuschnitte in kundenspezifische Ladeträger.
Die Lieferung erfolgt direkt an die erste Bearbeitungsmaschine. Dabei erhält Siemens die Ware nicht nur zum Wunschtermin, sondern auch innerhalb eines bestimmten Zeitfensters. Dieser Service sorgt für die adäquate Versorgung des Drei-Schicht-Betriebs mit Material und den dazugehörigen Fertigungsaufträgen. Für den Bearbeitungs- und Lieferprozess stehen dem Stahlhändler nach Auftragseingang oftmals nur 72 Stunden zur Verfügung. „Dies ist sehr knapp bemessen, wenn man bedenkt, dass die Positionen der einzelnen Aufträge sehr stark differieren und es sich insgesamt um 2000 verschiedene Artikel handelt“, veranschaulicht Niederlassungsleiter Kraft. Und Kurt Kohlbauer, Projektleiter bei Schmolz + Bickenbach, fügt hinzu: „Im Falle einer Ausschussproduktion liefern wir das benötigte Teil sogar innerhalb von wenigen Stunden.“
Susanne Wagner Journalistin in Montabaur
Auslagerungs-Projekt wurde erfolgreich realisiert

Kosteneffizienz
Durch das Outsourcing der Beschaffung, der Lagerung, des Zuschnitts und der Lieferung der Stabstähle und Profile kann ein Unternehmen seine Investitionskosten zurückführen, neue Flächen für die Produktion gewinnen sowie sich auf die eigenen Kernkompetenzen fokussieren. Zudem profitiert es von einem deutlichen Effizienzgewinn, reduzierten Fixkosten für Lagerhaltung und Sägemaschinen sowie von der durchgängigen Kostentransparenz.

Der Dienstleister
Die Schmolz + Bickenbach AG ist ein Anbieter für spezielle Lösungen im Bereich hochwertiger Stähle. Bei der Produktion von rostfreien Langprodukten und Werkzeugstahl ist das Unternehmen nach eigenen Angaben weltweit Nummer eins. 1919 als Vertriebsfirma für Stahlerzeugnisse in Düsseldorf gegründet, bietet der Stahlkonzern seinen Kunden heute ein komplettes Portfolio aus Produktion, Verarbeitung sowie Distribution. Rund 11 000 Mitarbeiter arbeiten für das Unternehmen. Produktions- und Distributionsgesellschaften auf fünf Kontinenten sorgen für die Betreuung und Versorgung der Kunden. Der Gruppenumsatz liegt bei über 4 Mrd. Euro.

Der Anwender
Die Siemens AG Automation and Drives (A&D) ist einer der führenden Anbieter für die Fertigungs- und Prozessautomatisierung. Innerhalb dieses Bereichs entwickelt und fertigt das Geschäftsgebiet A&D Large Drives (LD) elekrische Großantriebe und Hochleistungsantriebssysteme. Diese werden beispielsweise in Anlagen der Energie-, Chemie- sowie Stahlindustrie eingesetzt. A&D LD produziert weltweit an 20 Standorten anspruchsvolle Antriebssysteme in kleinen und mittelgroßen Serien sowie kundenspezifische Einzellösungen für Projekte. A&D LD in Nürnberg fungiert als interner Dienstleister des Geschäftsgebiets.
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