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Verarbeiter fordern Entlastungen

Zulieferer: Auf Abschwung vorbereitet
Verarbeiter fordern Entlastungen

Die Stahl- und Metallverarbeiter rüsten sich für den Abschwung. WSM-Präsident Galladé will die Betriebe vor allem von staatlichen Belastungen befreit sehen: Erbschaftssteuer, Emissionshandel und Bilanzierungsrichtlinien.

„Die Unternehmen unserer Branche haben sich in den vergangenen Jahren gut aufgestellt und Vorbereitungen für schwerere Zeiten getroffen“, sagte Ulrich Galladé, Präsident des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung (WSM), auf dem WSM-Unternehmertag in Düsseldorf. „Für die meisten sind es daher auch nicht Auswirkungen der Finanzkrise, die sich nun ankündigen, sondern ein normaler zyklischer Abschwung“, verdeutlichte der Präsident. Die Finanzkrise sei eine Krise des Finanzsektors. „Dort ist viel Vertrauen verspielt worden – nicht dagegen in der deutschen Industrie“, so Galladé.

Für den kommenden Abschwung sei der industrielle Mittelstand in Deutschland insgesamt gut aufgestellt. Auch ohne die derzeit diskutierten staatlichen Hilfen. Der WSM-Präsident: „Wir brauchen keine Konjunkturprogramme und Subventionen, wir brauchen Entlastungen. Die Entlastungen werden umgesetzt in Innovationen und schaffen die Voraussetzungen für den Aufschwung nach dem Abschwung.“
Konkret fordert der WSM die Abschaffung – und nicht nur die Abschmelzung – der Erbschaftssteuer. Oder die angedachte Ausweitung des CO2-Emissionshandels auf den Mittelstand: „Allein die bürokratischen Anforderungen hätten schwerwiegende Folgen für viele Unternehmen, die in keinem Verhältnis zum Klimanutzen stünden“, so Galladé. Gleiches gelte für die geplante Ausweitung der Börsenbilanzstandards IAS/IFRS auf mittelständische, börsenunabhängige Unternehmen. Galladé: „Die aktuelle Krise zeigt uns, dass diese Bilanzierungsregeln sehr unvollkommen sind.“ Entsprechend falsch wäre es, sie einfach auf den Mittelstand zu übertragen. An die Gewerkschaften appelliert der WSM-Präsident, die aktuelle Tarifforderung von 8 % ad acta zu legen. „Wir wollen Arbeitsplätze sichern. Nur darüber können wir aktuell reden und da ist die Zukunft entscheidend. Nicht das, was war.“
Noch seien die Unternehmen der Branche gut ausgelastet. Die Produktion konnte in den ersten neun Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch einmal um 4,1 % zulegen. Und noch seien die Auftragsbücher nicht abgearbeitet. Galladé: „Wir bewegen uns auf einem hohen Niveau, daher ist die Entwicklung der Auftragseingänge nicht dramatisch.“ Allerdings zeige die Entwicklung bei den Auftragseingängen, dass das Wachstum der vergangenen Jahre nicht gehalten werden kann: Von Januar bis September konnten die Unternehmen lediglich 0,3 % mehr Aufträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnen. Für 2009 erwarte der WSM maximal eine Stagnation der Produktion auf dem Niveau von 2008 – „wenn denn die Rahmenbedingungen stimmen“.
Dennoch: Über 90 % der Inhaber und Geschäftsführer der deutschen Stahl- und Metallverarbeitung sehen ihre Unternehmen für die kommenden zwölf Monate gut aufgestellt. Das hat eine nicht-repräsentative Blitzumfrage unter den Mitgliedsfirmen des Wirtschaftsverbandes Stahl- und Metallverarbeitung ergeben. Zwar erwartet jeder zweite Befragte, dass die aktuelle Finanzkrise in den kommenden Monaten zu einer allgemeinen Kreditklemme führen könnte. Allerdings berichtet derzeit nur jedes zehnte befragte Unternehmen von erschwerten Bedingungen bei der Kreditaufnahme oder von Versuchen der Banken, bestehende Konditionsvereinbarungen nachzuverhandeln.
Vor einem neue Problem warnte dieser Tage die Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie (ArGeZ), in der sich die verschiedene Verarbeiterverbände organisiert haben. „Größte Herausforderung für die Zulieferer ist eine gefährliche Verschlechterung der Liquidität in vielen Unternehmen“, sagt Dr. Theodor L. Tutmann, Sprecher der ArGeZ.
Noch im August hätten die Zulieferer auf der Grundlage von Bestellungen ihrer Kunden aus der Automobilindustrie teuer Stahl eingekauft, um für die Lieferung hieraus gefertigter Formteile im 4. Quartal bereit zu sein. „Jetzt bleiben die Bestellungen der Kunden aus“, so Tutmann. Parallel bestehen die Stahlhersteller auf Abnahme der bestellten Stahlmengen zu den im August noch sehr hohen Preisen. Die Folge: Die mittelständischen Zulieferer müssen große Mengen Stahl teuer einkaufen und zwischenlagern – mit ungewissen Aussichten, ob, wann und in welchem Umfang der Kunde seine Lieferabrufe tätigt. Die Zwischenfinanzierung überforder viele der mittelständischen Unternehmen und drohe zu einer gefährlichen Liquiditätsfalle zu werden. Die Situation in der Kunststoff und Kautschuk verarbeitenden Industrie sehe ähnlich aus. tv
Koch keine Kreditklemme für Mittelstand
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