Russland soll bis 2014 die acht größte Destination für Direktinvestitionen weltweit werden und Länder wie Japan und Mexiko in puncto Attraktivität überholen, prognostizieren Experten der UN-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD). Was macht den russischen Markt für deutsche Unternehmen attraktiv? Einerseits bietet ihnen Russland den größten europäischen Binnenmarkt mit einem riesigen Modernisierungsbedarf und einer enormen Konsumlust der Bevölkerung. Auf der anderen Seite erwartet der Staat von ausländischen Partnern die Bereitschaft, ihre Produktion zu lokalisieren und den Wertschöpfungsanteil im Land zu erhöhen. Laut der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK) tragen sich Immer mehr Unternehmen mit dem Gedanken, eine Produktion vor Ort aufzubauen. Auch hier gilt der Grundsatz: Zuerst kommen große Produzenten, dann folgen die Zulieferer.
Allerdings beklagen hiesige Unternehmen zunehmend den Mangel an zuverlässigen und qualitativ guten russischen Zulieferern. Handlungsbedarf ist also dringend geboten. Erkennbar hat Russland den Kurs einer „neuen Industrialisierung“ eingeschlagen. Dies beinhaltet in erster Linie die Schaffung einer effizienten Zulieferstruktur etwa in den Bereichen Automobil, Maschinenbau und Elektrotechnik. Dies würde laut der in Moskau ansässigen AHK den innovativen industriellen Mittelstand nach deutschem Vorbild in Russland stärken.
Um die Produktion in ausgesuchten Branchen zu stimulieren, hat die russische Regierung Maßnahmen eingeleitet und gesetzlich flankiert. Ermutigt durch Steueranreize (Dekrete 166 und 566) haben namhafte internationale Automobilhersteller und Systemzulieferer Produktionskapazitäten vor Ort aufgebaut. Im Kern ist das Dekret 166 ein Anreizsystem für Zulieferer, über reduzierte Importzölle wettbewerbsfähige Kostenstrukturen zu erzielen. Prof. Siegfried Wolf, Chairman of the Board of Directors, Russian Machines OJSC, und ehemaliger Magna-CEO, halt es für unbedingt erforderlich, die Möglichkeiten des Dekrets 166 auszuschöpfen, um Wachstumschancen bestmöglich zu nutzen. Konkret bedeute dies: Produktionsvolumen von mindestens 300.000 Fahrzeugen pro Jahr, stufenweiser Übergang von SKD-Fertigung in Vollproduktion, Ausbau lokaler F&E-Aktivitäten, lokale Fertigung kostenintensiver Komponenten wie Rohbau, Motoren und Getriebe, um die Zielvorgabe eines lokalen Wertschöpfungsanteils von 60 % in sechs Jahren erreichen zu können.
Dietmar Kieser
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