Laut aktueller Studien wird sich der Kostendruck bei den Automobilzulieferern in den kommenden Jahren verschärfen. Das globale Volumenwachstum nach der Krise biete jedoch die Chance, langfristig profitables Wachstum zu erzielen.
Den größten Anteil der Kostensenkungen in der automobilen Wertschöpfungskette müssen die Zulieferer tragen– und der Druck hat sich durch die jüngste Krise in der Automobilindustrie noch verstärkt. Die Ergebnisse der Studie „Raus aus der Verlustzone! – Die Zulieferindustrie zwischen Kostendruck und Wertzuwachs“ der Unternehmensberatung Oliver Wyman zeigen, dass dieser Trend offensichtlich anhalten wird. Demnach streben OEMs aus Zulieferersicht in den nächsten fünf Jahren eine durchschnittliche Preisreduktion von jährlich 4,3 % an.
Zwar hätten spezialisierte Komponentenhersteller innerhalb einer Nische weiterhin die Möglichkeit, in ihrem Segment profitabel zu wachsen, heißt es. Doch könnten Zulieferer insgesamt nur in Ausnahmefällen Preiserhöhungen bei OEMs erzielen. Die Studie zeigt auch, dass die Einsparforderungen der Premium-Hersteller ständig steigen und in den nächsten Jahren das Niveau der Volumenhersteller erreichen werden.
„Die Kosten werden zum Wettbewerbsfaktor Nummer eins für die Zulieferer. Gelingt es ihnen nicht, sie entsprechend zu senken, führt dies unweigerlich zu kleineren Margen und schließlich zu abnehmender Profitabilität“, betont Lars Stolz, Zulieferexperte und Partner bei Oliver Wyman.
Die Autoren der Studie benennen fünf Faktoren, deren Anwendung die Zulieferindustrie wieder in die Erfolgsspur zurückführen könnte (siehe Kasten). Zudem biete das Volumenwachstum nach der Krise den Zulieferern langfristig die Chance, zu Wertsteigerung und profitablem Wachstum zurückzukehren. Durch die für die Nachkrisenzeit prognostizierte Steigerung des Fahrzeugabsatzes werde der gesamte Zuliefermarkt jährlich um 4 % wachsen – allerdings regional sehr unterschiedlich.
Zum Problem für die deutschen Zulieferer könnte die relativ hohe Abhängigkeit von der hier beheimateten Automobilindustrie werden. Etwa die Hälfte des hiesigen Zuliefermarktes prägt die VW-Porsche-Gruppe. Eine große Mehrheit der Lieferanten sieht die Gefahr, dass sie angesichts der Marktmacht des Autobauers zu höheren Zugeständnissen bei den Preisverhandlungen gezwungen werden. Das hat eine Umfrage des Car Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen unter 110 Zulieferern ergeben. Bemerkenswert: 47 % halten VW für den größten Preisdrücker, 31 % BMW. Nur jeweils 7 % entfallen auf Daimler und General Motors. „Die Verschiebung der Marktmacht in der Automobilindustrie“, sagte Prof. Dr. Ferdinand Dudenhöffer gegenüber dem Handelsblatt, „birgt für den Mittelstand Probleme.“ So machen dann viele kleine und mittlere Betriebe lieber ein schlechtes Geschäft als gar keines.
Jens-Peter Knauer Journalist in Waldenbuch
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