Startseite » Management »

Firmen entdecken ihren Wissensschatz

Wikis, Blogs und Communities etablieren sich als Geschäftsanwendungen
Firmen entdecken ihren Wissensschatz

Social Business | Mit eigenen sozialen Netzwerken wollen Industrieunternehmen effizienter und produktiver werden. Der bessere Informationsfluss hilft im Kampf um Projekte und bei Produktionsproblemen.

Markus Strehlitz Journalist in Mannheim

Soziale Netzwerke und Anwendungen wie Blogs und Wikis sind schon längst nicht mehr reines Freizeitvergnügen. Unternehmen und Organisationen aller Art nutzen die Plattformen, um mit ihren Zielgruppen in Kontakt zu treten.
Firmen erkennen aber zunehmend den Wert, den diese Technologien auch für ihre eigenen Mitarbeiter haben können. Sie installieren entsprechende Systeme und werden somit zum Social Business. Anbieter wie IBM oder Microsoft haben spezielle Software-Lösungen entwickelt, mit denen Firmen es ihren Mitarbeitern ermöglichen können, Blogs zu schreiben, Wikis zu erstellen oder Communities für den Austausch mit ihren Kollegen aufzubauen.
Unter den Firmen, die solche Möglichkeiten nutzen, findet sich eine Reihe namhafter Industrieunternehmen. Rheinmetall etwa hat schon 2008 damit begonnen ein internes soziales Netzwerk aufzubauen. Bosch hat sich den Begriff „social“ quasi schon in seine DNA injiziert, wie es Joachim Heinz beschreibt, Social-Business-Experte bei Bosch.
„Wer weiß was“ ist die vornehmliche Frage im Netzwerk
Wenn Unternehmen Social-Software-Systeme einführen, geht es ihnen vor allem darum, effizienter zu arbeiten und produktiver zu werden. Das ist das Ergebnis einer Studie des Beratungshauses Experton Group, die sich mit dem Markt für Social Business in Deutschland beschäftigt hat. Demnach wollen die Firmen Probleme schneller lösen, die Zusammenarbeit beschleunigen und den Zugang zu Informationen verbessern.
„Wer weiß was?“ – das sei die vornehmliche Frage, die die Mitarbeiter beantworten wollen, wenn sie das soziale Netzwerk bei Rheinmetall nutzen. Das berichtet Markus Bentele, Chief Information Office bei dem Autozulieferer und Rüstungsunternehmen. Entsprechend haben sich bei Rheinmetall viele Communities um die verschiedenen Fachthemen herum gebildet.
Edwin Meier kann bestätigen, dass sich die Möglichkeiten für den Austausch von Wissen deutlich erweitern. Er hat das soziale Netzwerk des Schweizer Chemieunternehmens Sika mit aufgebaut. Meier berichtet von einem konkreten Problem in einem Produktionsprozess, dessen Lösung ein Mitarbeiter aus Argentinien liefern konnte. Er hatte davon in einem Blogeintrag im Sika-Netz erfahren.
Meier nennt ein weiteres Beispiel: „Ein Mitarbeiter in Italien konnte ein Projekt gewinnen, weil ein Kollege in den USA in seinem Blog eine wichtige Information gepostet hatte.“ Dadurch ließe sich zeigen, welchen finanziellen Nutzen das Social Business bringen kann, meint Meier.
Bentele stößt ins gleiche Horn. „Solche Anwendungen müssen einen Nutzen bringen, dann werden sie auch eingesetzt.“ So werden bei Rheinmetall laut Bentele pro Quartal etwa 5000 bis 6000 Webkonferenzen über die interne Social-Software-Plattform aufgesetzt. „Da kann man sich denken, dass wir dadurch sehr viele Reisekosten sparen“, so Bentele.
Social Software sorgt aber nicht nur dafür, Informationen besser zu verteilen. Vor allem mithilfe von Wikis kann wertvolles Wissen auch gesichert werden, bevor es verloren geht. Dies geschieht zum Beispiel bei Sika. Dort gibt es Fälle, in denen Mitarbeiter ihr Know-how in Wikis eintragen, bevor sie in Rente gehen. „Ein Kollege hat dafür seine Zeit bei Sika sogar noch um ein halbes Jahr verlängert“, berichtet Meier.
Werker an der Linie können mit Smartphones und Tablets teilnehmen
Bisher profitieren vor allem Büromitarbeiter von den Möglichkeiten des Social Business. Laut Heinz gibt es aber etwa bei Bosch viele potenzielle Einsatzszenarien, in denen das Produktionsumfeld eingebunden ist. Die meisten Mitarbeiter an der Linie verfügen jedoch über keinen Zugang zu Informationstechnik. „Um auch diese Kollegen einzubinden, wollen wir ihnen einen solchen Zugang ermöglichen“, sagt Heinz, „eventuell über mobile Endgeräte.“ Die Werker an der Linie könnten dann mithilfe von Smartphones oder Tablet-Computern am sozialen Netzwerk teilhaben.
Das Social Business ist jedoch kein Selbstläufer. „Wir sprechen hier von einem großen Projekt“, so Meier, „das ist nicht so einfach, wie etwa die Umstellung von Windows 98 auf Windows 2000.“ Soziale Netzwerke im Unternehmen brauchen Zeit, um organisch zu wachsen. Und Führungskräfte müssen mit gutem Beispiel voranmarschieren und selbst Einträge verfassen.
Zudem sind noch nicht alle Fragen gelöst – etwa wenn es um rechtliche Aspekte geht. „Die Webkonferenzen zum Beispiel enthalten geschäftskritische Informationen“, erklärt Bentele. Diese müssten revisionssicher archiviert werden. „Das gestaltet sich zur Zeit aber noch schwierig.“ •
Unsere Webinar-Empfehlung
Industrieanzeiger
Titelbild Industrieanzeiger 5
Ausgabe
5.2024
LESEN
ABO
Newsletter

Jetzt unseren Newsletter abonnieren

Webinare & Webcasts

Technisches Wissen aus erster Hand

Whitepaper

Aktuelle Whitepaper aus der Industrie

Unsere Partner

Starke Zeitschrift – starke Partner


Industrie.de Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Industrie.de Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Verlag Robert Kohlhammer GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum Industrie.de Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des Industrie.de Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de