Heinz-Dieter Schunk, geschäftsführender Gesellschafter der Lauffener Schunk GmbH & Co. KG, über die Ansprüche an Automatisierungstechnik und das Entwicklungspotenzial, das intelligente Komponenten und die Funktionsintegration bieten.
Dem Maschinenbau als klassischem Fabrikausrüster geht es glänzend. Wie profitiert die Automatisierungstechnik von diesem Höhenflug?
Für unseren Geschäftsbereich Automation waren die zurückliegenden Jahre sehr erfolgreich. Schunk konnte seinen Umsatz deutlich steigern und wichtige Marktanteile hinzugewinnen. In unseren beiden Geschäftsbereichen Spanntechnik und Automation haben wir mit einem Umsatzwachstum von 22 Prozent ein starkes Jahr 2007 vorgelegt. Für 2008 erwarten wir eine Fortsetzung dieses Trends. Wir planen weltweit ein Wachstum von 15 Prozent.
Spüren Sie als Hersteller von Automatisierungsprodukten die hierzulande gestiegenen Ausrüstungsinvestitionen?
Ja, wir verspüren eine anhaltend gute Nachfrage nach unseren Automatisierungskomponenten, und zwar nicht nur aus dem Weltmarkt, sondern gerade auch aus dem deutschen Markt. Die Nachfrage kommt aus allen Branchen und aus allen Marktstufen, von den großen Industrieunternehmen ebenso wie von den Zulieferern.
Wie sehr verändern die weltweit unterschiedlichen Ansprüche an Automatisierungstechnik das Produktportfolio von Schunk?
Wir stellen uns seit jeher auf die Anforderungen unserer Kunden ein und richten das Portfolio an deren Bedürfnissen aus. Das Produktprogramm umfasst inzwischen rund 3000 Katalogseiten mit Standard-Automatisierungskomponenten. Damit sind wir in der Lage, unseren Kunden wesentliche Funktionen wie Greifen, Schwenken und lineares Verschieben anzubieten. Ein umfassendes Sortiment an Roboterzubehör für alle Gelenkroboter bietet zudem Möglichkeiten zur flexiblen Automatisierung. Neben der ständigen Erweiterung des Programms – beispielsweise zuletzt um den neuen Bereich Vision Sensoren – kommen Baugruppenlösungen und spezielle Themen, wie dem Baukasten für die modulare Montageautomation System Gemotec, zukünftig eine immer größere Bedeutung zu.
Und wie verändern sich die Ansprüche an Automatisierungstechnik generell?
Der Bedarf an komplexen, spezifischen Lösungen steigt. Diese Lösungen sollen die speziellen Bedürfnisse der jeweiligen Branche berücksichtigen. Schunk hat diese Veränderungen in den Bedürfnissen der Kunden genau im Blick und bietet branchenspezifische Lösungen in Form von Funktionsbaugruppen für jede nur denkbare Montage- und Handhabungsaufgabe.
Wenn Automatisierungslösungen weltweit einsetzbar sein sollen, müssen sie einfach zu bedienen und dennoch in der Lage sein, komplexe Produkte auf höchstem Qualitätsniveau zu produzieren. Wie schafft ein mittelständischer Hersteller den Spagat zwischen Low-Cost und High-Tech?
Mit einem breiten und zugleich tiefen Produktprogramm gelingt es uns, für unsere Kunden eine passende Lösung zu finden – ganz gleich, ob besonders wirtschaftlich oder technisch sehr ausgefeilt oder gar beides zusammen. Schunk setzt die von Ihnen genannten Anforderungen in einer Segmentierungsstrategie um und kann so den Marktanforderungen noch besser gerecht werden. Gerade mit unseren modular aufgebauten Automatisierungslösungen lassen sich schnell und auf einfachste Weise sehr unterschiedliche Handhabungsapplikationen konstruieren – kostengünstig und zugleich technisch ausgereift!
Macht das den internationalen Erfolg der deutschen Anbieter aus?
Produkte und Lösungen, die unter dem Strich – also vielleicht nicht auf den ersten Blick – ein hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten – das halte ich für einen der Eckpfeiler des Erfolgs der deutschen Industrie und des Erfolgs unseres Unternehmens.
Die maschinelle Präzision, etwa um die Forderung nach Null-Fehler-Qualität zu erreichen, bewegt sich auf hohem Niveau. Sind weitere Effizienzpotenziale in deutschen Fabriken eher auf prozessorientierter als auf technischer Seite zu heben?
Verbesserungspotenziale sind auf beiden Seiten zu finden. Wir arbeiten deshalb sowohl an technischen Verbesserungen als auch an unseren internen Prozessen. Stillstand würde langfristig Rückschritt bedeuten. Das können und werden wir uns nicht erlauben.
Also lässt sich mehr etwa mit ausgeklügelten Handlingsystemen erreichen als mit Entwicklungen an der Werkzeugschneide?
Ja und nein. Mit der „Synergie Schunk“, dem wirkungsvollen Zusammenspiel von Spanntechnik und Automation, unterstützen wir unsere Kunden bei beidem: Ausgefeiltes Handling, verbunden mit durchdachter Spanntechnik. In beiden Bereichen steckt auch heute noch erhebliches Potenzial, um die Qualität zu steigern und Kosten zu senken. Beides ist wichtig.
Welche Sparpotenziale birgt die flexible Fertigung?
Je individueller Produkte werden, umso wichtiger ist die rasche Umstellung und Anpassung der Produktion und umso größer das Kostensenkungspotenzial von flexiblen Anlagen. Flexibilität wird uns als grundlegende Anforderung sicher noch lange Zeit begleiten. Auch und insbesondere aufgrund der sich stetig verkürzenden Produktlebenszyklen von Endprodukten.
Gibt es noch den einen oder anderen limitierenden Faktor in der automatisierten Produktion?
Sicher, denn auch eine automatisierte Produktion ist auf eine stabile Versorgung mit Rohstoffen und Energie angewiesen. Der zunehmende Fachkräftemangel wirkt sicherlich auch limitierend, denn ohne qualifizierte Mitarbeiter kann es keine Automatisierung geben.
Sehen Sie Entwicklungen, die in den nächsten Jahrzehnten die Automatisierungsbranche wandeln? Wachsen bislang getrennte Märkte in Teilbereichen zusammen?
Die Sensorik und die Bildverarbeitung werden weiter in die Automatisierungsbranche vordringen. Sie werden dort zu ebenso deutlichen Veränderungen führen wie die Servicerobotik, für die wir ebenfalls eine wachsende Bedeutung sehen.
Also geht es in Richtung mitdenkender Automaten?
Davon zu sprechen, wäre sicher noch zu früh, aber technische Systeme werden künftig weit intelligenter sein und weit höhere Leistungen erbringen können als heute. Neben der Intelligenz bieten die Funktionsintegration, also beispielsweise die Kombination aus Greifer und Vision-Sensorik, sowie die Interaktion zwischen Mensch und Maschine noch erhebliches Entwicklungspotenzial.
Der Roboter als Produktionsassistent für Mitarbeiter?
Das wird eines Tages sicher so kommen, und bis dahin wird Schunk alles unternehmen, um mit an der Spitze der technischen Entwicklung zu liegen. Die von uns im März 2008 initiierten ersten internationalen Expertentage zur Servicerobotik haben uns die Bestätigung gegeben, dass wir mit unserer Einschätzung richtig liegen.
Dietmar Kieser dietmar.kieser@konradin.de
Ohne qualifizierte Mitarbeiter gibt es keine Automatisierung
Wachstumstreiber Innovation
Weltweit 1650 Mitarbeiter entwickeln, produzieren und vertreiben bei der Lauffener Schunk GmbH & Co. KG innovative Spann- und Greiftechnik. 1945 gegründet, hat das Familienunternehmen den konsolidierten Gruppenumsatz im Vorjahr um 22 % auf 183 Mio. Euro gesteigert. 40 % der Produktion werden exportiert. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Schunk mit einem Umsatzplus von 15 %. Allein im Vorjahr wurden im Inland 152 neue Arbeitsplätze geschaffen. Die 1351 inländischen Mitarbeiter verteilen sich auf drei Standorte. In Lauffen am Neckar, dem Stammsitz des Unternehmens, sind 897 Mitarbeiter beschäftigt. Mit einer Ausbildungsquote von 12 % ist Schunk Vorreiter, wenn es darum geht, jungen Menschen eine Perspektive zu bieten. Insgesamt 153 Auszubildende zählt das Unternehmen derzeit, allein im Vorjahr haben 47 Jugendliche ihre Ausbildung begonnen.
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