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Führen mit Werten

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Führen mit Werten

Willy Schwenger hat die einstige Hanfseilerei seines Schwiegervaters mit sechs Mitarbeitern in Süßen zum Weltmarktführer für Seil-, Hebe- und Sicherheitstechnik mit aktuell 1385 Beschäftigten weltweit ausgebaut. „Das ging nur mit konsequentem Dienen“ sagt der 76-Jährige. Kein Einzelfall: Im Mittelstand ist das Führen mit Werten besonders deutlich greifbar.

„Unsere Kunden tendieren zu Photovoltaikanlagen aus deutscher Produktion, auch wenn die etwas teurer sind“, sagt Wilhelm Wahl, geschäftsführender Gesellschafter der Heldele GmbH in Salach. Im Kerngeschäft automatisiert der Elektrotechnikspezialist Roboterstraßen oder installiert IT und Kommunikationstechnik in Bürogebäuden. Auf ihren Dächern wollen diese Industriekunden neuerdings immer häufiger PV-Anlagen, um Strom zu gewinnen. Deutsche Module liegen offenbar im Trend, „weil die Käufer Wertschöpfung, Jobs und Steuern im Land halten wollen“, begründet Wahl dieses Kaufverhalten. Ein Indiz, dass Unternehmer ethisch handeln, sonst würden sie beim Günstigsten aus Fernost kaufen.

Willy Schwenger leuchtet dieses Verhalten ein, handelte er doch selbst 40 Jahre so, in denen er nahezu alle sieben Jahre die Zahl der Mitarbeiter verdoppelte und möglichst viel Produktion in Süßen und später zumindest in Deutschland hielt. „Diesen Familien gegenüber fühle ich mich verantwortlich“, sagt der gelernte Textilkaufmann. Die Folge: Die Mitarbeiter danken ihm dieses Verhalten mit Loyalität und Engagement. Der Unternehmer wiederum reinvestierte Zeit seines Lebens alle Erträge in seine Firma, was für ihn viel mit „persönlicher Bescheidenheit“ zu tun hat, die der Chef vorleben müsse, wenn er sie vom Mitarbeiter erwarte.
„Dieses Verhalten treffen wir bei unseren Mandanten, inhabergeführte Mittelständler mit globaler Ausrichtung, häufig an“, bestätigt Andreas Beuttler, Partner der Stuttgarter Kanzlei Prof. Dr. Binder, Dr. Dr. Hillebrecht & Partner GmbH. Der „ehrbare Kaufmann“ sei bei seinen 500 Kunden der Regelfall, weil die Unternehmen an langfristigen Geschäftsbeziehungen interessiert seien „und die funktionieren nun mal nur, wenn man sich nicht gegenseitig über’s Ohr haut“. Dasselbe gelte für die Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft mit ihren 60 Mitarbeitern auch.
Entsprechend nennen die Chefs überall dieselben Prinzipien, nach denen im Unternehmen Ethik praktisch gelebt wird. An vorderster Stelle steht das korrekte Vorbild des Chefs, der einen wertschätzenden Umgang mit den Mitarbeitern pflegt. Verlässlichkeit, nur Zusagen zu machen, die man halten kann; Ehrlichkeit, etwa Fahrtkosten, Arbeitszeiten oder Aufmaße nicht zu den eigenen Gunsten nach oben aufzurunden, sondern korrekt abzurechnen; oder Rechnungen pünktlich zu bezahlen, auch wenn man selbst etwa bei Konzernen nicht immer so behandelt wird, werden ebenso häufig genannt.
Spannend wird es, wenn in Ländern wir Russland oder China ohne Korruption vermeintlich nichts geht. Auf dem diesjährigen Kongress christlicher Führungskräfte in Nürnberg – der nächste findet im Januar 2013 in Leipzig statt – gab es dazu einen Erfahrungsaustausch unter Chefs und Managern. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir häufig trotzdem den Zuschlag bekommen, auch wenn wir vier Wochen zuvor eindeutige Avancen bekommen haben“, berichtete ein Maschinenbauer. Ein anderer ergänzte: „Ich habe erlebt, dass Firmen an Aufträgen bankrott gingen oder zumindest keine Freude hatten, die sie per Bestechung bekommen hatten.“
Ein anderes Beispiel, wo Ethik ganz konkret wird, schildert Jürgen R. Schmid. Der Inhaber von Design Tech im schwäbischen Ammerbuch hatte einen Mitarbeiter, dessen Frau ein schwerstmehrfach behindertes Kind zur Welt brachte. Der Industriedesigner musste häufig früher weg oder kam morgens später, wofür Schmid Verständnis hatte. Weil die Arbeitsbelastung aber nicht nur für Schmid, sondern auch andere Teammitglieder stieg, brachte der Chef das Thema ins Team ein. Dort wurde keine einvernehmliche Regelung gefunden, weshalb der Mitarbeiter kündigte. Ähnlich erging es einem anderen Unternehmer, der einmal einen alkoholkranken Mitarbeiter halten wollte. Auch dort scheiterte sein Ansinnen an den Kollegen, die den Schwachen nicht mitziehen wollten.
Leonhard Fromm Journalist in Göppingen
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