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„Der Anwender ist unabhängig vom Spezialisten“

Bosch-Rexroth-Vorstand Dr. Karl Tragl setzt auf einfach bedienbare Technik
„Der Anwender ist unabhängig vom Spezialisten“

Digitale Elektronik und Software machen Maschinen flexibler und leistungsfähiger, aber auch komplexer. Die Leistung wird vom Kunden vorausgesetzt. Rexroth-Vorstand Dr. Karl Tragl setzt deshalb zusätzlich auf einfache Bedienung. Der Anwender spart Zeit und Schulungsaufwand.

Herr Dr. Tragl, seit Februar diesen Jahres verantworten Sie die weltweiten Vertriebsaktivitäten von Rexroth. Wie waren die ersten hundert Tage?

Ich spreche täglich mit unseren Kunden. Zudem stehe ich in intensivem Kontakt mit unseren Landesgesellschaften und Vertretungen in weltweit mehr als 80 Ländern. Denn wir erwirtschaften mehr als 70 Prozent unseres Umsatzes außerhalb von Deutschland.
Was sind Ihre Ziele?
Mein Ziel ist, das Unternehmen auf der Vertriebsseite so aufzustellen, dass wir auch nach dem aktuellen Konjunkturzyklus weiter profitabel wachsen. Wir leiten Maßnahmen ein, um mit neuen Produkten in neuen Branchen und Segmenten zu wachsen. Dazu setze ich auch auf neue Methoden und Themen.
Wie wollen Sie Ihre Ziele erreichen?
Mit unseren Innovationen in der Pipeline haben wir ein gutes Fundament. Ich baue den Vertrieb darauf auf. Der wird mit seiner Beratungskompetenz das Wachstum unabhängig von Konjunkturzyklen vorantreiben. Bei uns sind Technik und Vertrieb untrennbar verbunden. Beim Kunden besteht man nur, wenn man seine Anwendung versteht.
Welche Trends sehen Sie generell in der Automatisierungstechnik?
Ich sehe drei Markttrends, die den zukünftigen Bedarf der Kunden maßgeblich beeinflussen werden. Maschinenbauer und Endanwender in unserer Industrie brauchen Lösungen, die einfach, wirtschaftlich und sicher sind.
Was ist aus Ihrer Sicht eine einfache Lösung?
Ich möchte das an einem Beispiel erläutern: Um früher zu Hause eine Internetverbindung einzurichten, brauchte man ein analoges Modem, man musste Kabel durch die Wohnung ziehen, Hardwarekonflikte erkennen und beheben, das System auf DOS-Ebene initialisieren und so weiter. Heute stellen Sie eine WLAN-Box auf, spielen die selbsterkennende Software auf und geben den Sicherheitsschlüssel ein. Fertig. Das bedeutet für mich einfach. Digitale Elektronik und Software machen Maschinen flexibler und leistungsfähiger, aber auch komplexer. Die Leistung wird vom Kunden vorausgesetzt, das Unterscheidungsmerkmal ist jetzt die einfache Bedienung.
Welchen Nutzen zieht der Anwender daraus?
Er spart Zeit und Schulungsaufwand und ist unabhängig von Spezialisten. Zudem lässt sich die Technik weltweit einsetzen.
Wie setzen Sie diese Einfachheit um?
Wir müssen die Anwendungsfunktionen sozusagen vordenken und in die Automatisierung integrieren. Rexroth wendet dieses Prinzip in allen Antriebstechnologien an: Bei SPS- und CNC-Steuerungen ebenso wie bei Motion Controls für elektrische und hydraulische Antriebe. Der Trend geht eindeutig weg vom Programmieren und hin zum Parametrisieren.
Führen einfache Funktionen auch zu einem einfachen Gesamtsystem?
Einfach zu bedienende Komponenten sind erst der halbe Weg. Deswegen bekommt der Kunde bei uns alle Antriebs- und Steuerungstechnik aus einer Hand. Alle Technologien werden zu einem Gesamtsystem zusammengeführt. Wir arbeiten systematisch daran, Technologien einfach miteinander zu verknüpfen. Zum Beispiel bei IndraWorks. Dabei handelt es sich um eine Engineering-Suite für alle intelligenten Antriebe und Steuerungen. Eine Bedien-Philosophie, eine Oberfläche. Einmal erfasste Daten lassen sich immer wieder benutzen. Wir gehen aber noch einen Schritt weiter und übertragen den Modulgedanken auch auf die Hardware. Ein Beispiel aus der Montage und Inbetriebnahme verdeutlicht das: Elektrische und pneumatische Aktoren lassen sich frei austauschen, einheitliche Rastermaße ermöglichen eine direkte Verbindung. Zudem gibt es formschlüssige Verbindungen und Standardverbindungselemente. Am Ende bedeutet das bis zu 75 Prozent weniger Fertigungsteile, Montage ohne Justieren und eine feine Skalierbarkeit.
Sie nannten die Wirtschaftlichkeit als weiteren Markttrend.
Wirtschaftlichkeit ist mehr als der reine Anschaffungspreis. Hier gewinnen neue Faktoren an Bedeutung, zum Beispiel die Energieeffizienz. Rexroth entwickelt seit Jahren Komponenten und Module unter diesem Gesichtspunkt. Hierzu zählen unter anderem drehzahlvariable Pumpenantriebe bei der Hydraulik, elektropneumatische Druckregelventile, die den Kolben mit geringerem Druck zurückziehen oder integrierte Motor-Regler-Kombinationen.
Was sind die Stärken von Rexroth hinsichtlich Wirtschaftlichkeit?
Wir können zum Beispiel den Energieaustausch zwischen Hydraulik und elektrischen Antrieben bei einer Presse organisieren und damit die Energieproduktivität erhöhen. Ein anderes Beispiel ist die Fluidtechnik, wo wir spezifische Algorithmen in die Steuerung integrieren und dadurch die Effizienz erhöhen. Außerdem können wir Lineartechnik, Motor und Regler zu maßgeschneiderten Achsen mit optimaler Leistung kombinieren.
Ist die Ressourcenschonung ein Thema für Rexroth?
Absolut. Wirtschaftlichkeit heißt für uns auch Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung in der Produktion. So kommen bei uns Kunststoffe in der Pneumatik oder Hybrid-Werkstoffe in der Lineartechnik zum Einsatz.
Als dritten Trend nannten Sie das Thema Sicherheit.
Im nächsten Jahr gibt es eine neue europäische Maschinenrichtlinie, die spezifische Sicherheitsanforderungen für alle Technologien vorschreibt. Die Verantwortung liegt beim Maschinenhersteller und wir als Automatisierer müssen ihn dabei unterstützen. Unser Slogan lautet: Sicherheit funktioniert nur im System mit aufeinander abgestimmten Modulen. Wir verstehen uns als Pionier in der antriebsintegrierten Sicherheit.
Wie sieht das in der Praxis aus?
Der durchschnittliche Bediener braucht für eine konventionelle Sicherheitsabschaltung rund 400 Millisekunden. Bei Linearmotoren mit hohen Beschleunigungen und Verfahrgeschwindigkeiten entspricht diese Reaktionszeit bis zu einem Meter unkontrollierter Fahrt. Safety-on-board reagiert automatisch innerhalb von 2 Millisekunden und verkürzt die unkontrollierte Fahrt auf weniger als 2 Millimeter.

marktchancen
Bosch Rexroth setzt auf Technik, die einfach zu bedienen ist. Um das zu erreichen, denken die Entwickler die Anwendungsfunktionen vor und integrieren sie in das System. Die Lohrer wenden dieses Prinzip in allen Antriebstechnologien an. Für den Anwender bedeutet das weniger Kosten, denn er spart Zeit, Schulungsaufwand und ist unabhängig von Spezialisten.
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