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ISDN-Ende zwingt zu Neuorientierung

Bei TK-Anlagen geht der Trend in Richtung Cloud-Lösung
ISDN-Ende zwingt zu Neuorientierung

Telefonie | Das Internet macht bald der guten alten ISDN-Technik den Garaus. Telefoniert wird ab 2019 ausschließlich über Internet-Leitungen. Das zwingt so manche Firma jetzt dazu, sich grundsätzliche Gedanken über ihre Telefonie-Infrastruktur zu machen.

Jannis Moutafis Freier Journalist in Egling bei München

Die Ankündigung der Deutschen Telekom vor knapp einem Jahr, ihr altbewährtes ISDN-Netz bis Ende 2018 abzuschalten, fand zunächst kaum Beachtung. Nur in Fachkreisen wurden die Tragweite der Entscheidung für die Anwender und die Konsequenzen für den TK-Markt wirklich erfasst. Umso größer war der Aufschrei im September letzten Jahres, als die ersten Kunden mit einer Kündigung ihrer ISDN-Verträge konfrontiert wurden. Einige von ihnen wandten sich sogar an Verbraucherzentralen, was der Telekom zunächst reichlich schlechte Presse einbrachte.
Dabei waren die ersten Briefe nicht einmal richtige Kündigungen, sondern lediglich eine Inaussichtstellung derselben, gekoppelt mit dem Angebot, ISDN-Anschlüsse auf IP-Technik (IP = Internet Protocol) umzustellen. „Wir haben damit begonnen, Double- und Triple-Play-Kunden anzuschreiben und zu den neuen IP-basierten Verträgen zu beraten“, bestätigte ein Telekom-Sprecher gegenüber dem Industrieanzeiger. „Die Voraussetzungen dafür sind, dass der Vertrag demnächst ausläuft, PSTN/ISDN Vertragsbestandteil ist und die Kunden in einer der Städte wohnen, die wir seit 2006 mit VDSL versorgt haben.“
Beim VDSL handelt es sich um das glasfasergestützte Netz mit Internet-Geschwindigkeiten bis zu 50 Mbit/s. Darüber können Privatkunden außer telefonieren auch Fernsehen in HD-Qualität beziehen und haben obendrauf eine sehr schnelle Internet-Verbindung. Für Firmenkunden bieten IP-basierte Anschlüsse alle Merkmale, die man von ISDN her kennt, und noch einiges mehr. Ein typischer IP-Anschluss der Telekom (auch einer mit „nur“ 16 Mbit/s) liefert zwei Telefonleitungen und drei bis zehn Rufnummern, mehrere Sprachboxen für verschiedene Nutzer sowie die Möglichkeit, ein Festnetztelefon von verschiedenen Standorten ausnutzen zu können. Hinzu kommt eine bessere Sprachqualität und Videotelefonie.
Laut Telekom waren bis Ende 2014 bereits fünf Millionen Kunden auf IP umgestellt. Auch die Probleme, die viele Kunden durch die Umstellung erfuhren, seien inzwischen nicht mehr relevant. Überhaupt zeigt sich die Telekom sehr darum bemüht, dass die Umstellung nicht zum Bumerang wird und ihre angestammten Kunden anlässlich der Umstellung nicht einfach den Provider wechseln, denn der Umstieg sieht nun mal auch einen neuen Vertrag vor. Also werden Kunden mindestens vier Monate vor dem Auslaufen des aktuellen Vertrags kontaktiertund für größere Kunden bietet die Telekom eine individuelle Beratung an. Diese ist vor allem für Firmen notwendig, die noch Datendienste über ISDN betreiben. Hier muss im Einzelfall geprüft werden, wie diese mit Internet-Technik umgesetzt werden können.
Macht die Telefonanlage die Umstellung mit?
Für viele Unternehmen wird die Umstellung ihres Anschlusses auf IP-Technik nicht weiter problematisch sein, sofern ihre TK-Anlage entweder intern IP-basiert arbeitet oder, falls sie intern ISDN-Technik verwendet, eingangsseitig auch für IP-Leitungen ausgelegt ist. Solche „hybriden“ TK-Anlagen gehörten in den letzten Jahren zum Standardprogramm praktisch aller Anlagenhersteller, von Unify (ehemals Siemens) über Avaya (vormals Bosch Telecom) und Alcatel-Lucent bis hin zu Gigaset, Bintec Elmeg, Aastra, oder Auerswald. Auf absehbare Zeit werden aber auch sie komplett auf IP-Technik umsteigen und keine ISDN-Anlagen mehr anbieten. Hersteller wie Swyx oder Innovaphone bieten nur noch IP-basierte Anlagen an.
Für Firmen, die noch eine ältere, rein ISDN-basierte Telefonanlage in Betrieb haben, dürfte das Aus für ISDN ein guter Anlass sein, sich einige grundsätzliche Gedanken über ihre künftige Telefonie-Infrastruktur zu machen. Zwar könnten sie die nächste Zeit mit einer Zwischenlösung überbrücken, doch für sie steht definitiv fest, dass sie in den nächsten Jahren eine neue TK-Anlage brauchen werden.
Die Zwischenlösung besteht in der Regel aus einem oder mehreren Adaptern, die der ISDN-Anlage vorgeschaltet werden und das IP-Signal in ein ISDN-Signal umwandeln. Solche Router und Gateways gibt es bereits auf dem Markt und die Telekom selbst will in nächster Zeit nochmal mit eigenen Geräten nachlegen. In diesem Fall kann man die alte Anlage noch bis zum Ende des Wartungsvertrags weiter betreiben – sofern die Zwischenlösung wirklich zuverlässig arbeitet.
TK-Anlage als Dienstleistung
Stellt sich die Frage nach einer neuen TK-Anlage oder will man einfach die vielen Vorteile der IP-Technik nutzen (siehe Kasten), hat man grundsätzlich die Wahl zwischen einer IP-basierten Anlage im eigenen Haus oder einer Anlage, die man als Dienstleistung aus dem Internet beziehen kann, einer sogenannten Cloud-Telefonanlage. Die gibt es schon seit einigen Jahren von Spezialanbietern wie Nfon, QSC, Sipgate, Teamfon oder Vio Networks, inzwischen aber auch von der Telekom (durch eine Kooperation mit Swyx) und von O2 (durch eine Kooperation mit Nfon).
Die Vorteile einer Cloud-Anlage sind vielfältig: Es muss keine Hardware gekauft und über mehrere Jahre abgeschrieben werden, im Haus muss nichts installiert und betrieben werden und kein mehrjähriger Wartungsvertrag mit dem Anbieter abgeschlossen werden. Bei einigen Anbietern, wie Nfon oder Vio, gibt es nicht einmal eine Mindestlaufzeit, die Verträge können monatlich gekündigt werden. Hinzu kommt, dass bei den meisten Anbietern die Anlage flexibel skalierbar ist. Es wird nur für so viele Nebenstellen gezahlt, wie tatsächlich gebraucht werden, und diese Zahl kann je nach Bedarf erhöht oder gesenkt werden.
Inzwischen scheint sich bei der IT-Industrie immer mehr die Einsicht durchzusetzen, dass Telefonanlagen langfristig in der Cloud besser aufgehoben sind. Deswegen wachsen nicht nur die oben erwähnten Spezialanbieter in atemberaubendem Tempo, auch alle großen Netzbetreiber arbeiten mit Hochdruck an eigenen Produkten. Sind letztere nicht kurzfristig auf die Beine zu stellen, wird die Technik lizenziert, wie im Fall von O2 mit Nfon. Darüber hinaus sind Anbieter wie Nfon darum bemüht, auch ältere TK-Anlagen und Systemtelefone an ihre Cloud-Telefonanlage anbinden zu können. Entsprechende Produkte wurden soeben vorgestellt und sollen im Laufe dieses Jahres auf den Markt kommen. •
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