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IoT-Plattform: Mit Adamos werden IoT-Anwender zu Anbietern

IoT-Plattform
Mit Adamos werden IoT-Anwender zu Anbietern

Beim Joint Venture Adamos nehmen Maschinenbauer Industrie 4.0 selbst in die Hand. Sie nutzen die gleiche Technik wie konkurrierende Plattformen, versprechen aber mehr Anwendernähe.

❧ Markus Strehlitz

„Für den Maschinen- und Anlagenbau ist die Digitalisierung der aktuell wichtigste Treiber von Wachstum, Innovation und Produktivität“, ist Matthias Volm, CTO von Adamos, überzeugt. Das Joint Venture Adamos will dabei einen wichtigen Beitrag leisten. Maschinenbauer sollen mit der Plattform die Möglichkeit erhalten, ihren Kunden IoT-Services (also Services für das Internet der Dinge) selbst bereit stellen zu können. Adamos soll die beteiligten Unternehmen von bloßen Anwendern zu Anbietern entsprechender Applikationen machen.

Im September 2017 wurde das Joint Venture gegründet. Mittlerweile sind sieben Gesellschafter mit an Bord. Neben den Gründungsmitgliedern Software AG, DMG Mori, Dürr, Carl Zeiss und ASM Pacific Technology sind dies seit kurzem auch der Spritzgießspezialist Engel sowie Karl Mayer, ein Anbieter von Textilmaschinen. Diese Firmen haben sich zusammengeschlossen, um Wissen auszutauschen und gemeinsam in der App Factory IoT-Anwendungen zu entwickeln. Diese Applikationen können sie dann mit individuellen Frontends versehen und ihren Kunden auf den eigenen Marktplätzen zur Verfügung stellen.

Mehr als 300 Plattformen im Markt

Mit dem Konzept, viele verschiedene IoT-Anwendungen auf einer Plattform anzubieten, ist Adamos allerdings nicht allein. Im Moment tummelten sich über 300 IoT-Plattformen auf dem Markt – von B2B- und B2C- bis zu branchenspezifischen Angeboten, heißt es in einer Trendprognose, welche die Software AG selbst veröffentlicht hat. Noch in diesem Jahr werde es die erste echte Marktbereinigung geben.

Die Adamos-Verantwortlichen sehen sich in diesem Überangebot aber sehr gut aufgestellt, weil das Angebot auf die Bedürfnisse der Anwender direkt zugeschnitten sei. „Als Maschinenbauer kennen wir die Anforderungen unserer Kunden und wissen, worauf es ankommt“, sagt etwa Ralf Dieter, Vorstandsvorsitzender von Dürr. In der App Factory werde Branchenwissen gebündelt, betont Dieter.

„Bei der Digitalisierung muss der Maschinen- und Anlagenbau selbst die Entwicklung vorantreiben“

„Bei der Digitalisierung muss der Maschinen- und Anlagenbau selbst Standards setzen und die Entwicklung vorantreiben“, ergänzt Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender von DMG Mori. Bei Adamos agieren die Partner auf Augenhöhe. Es gibt keinen großen übermächtigen Anbieter, der die Zügel allein in der Hand hält. In einem solchen Fall hätten die beteiligten Maschinenbauer die Befürchtung gehabt, quasi unter die Räder zu geraten. Gemeinsam können die Gesellschafter auch auf Ressourcen zugreifen, die ihnen als Einzelunternehmen nicht zur Verfügung stehen würden. Das betrifft sowohl die Zahl der Experten, die IoT-Anwendungen entwickeln können, als auch die dafür nötigen IT-Werkzeuge.

Maschinen-Anbindung innerhalb einer halben Stunde

Letztere stellt die Software AG bereit. Als technische Basis für Adamos dient die IoT-Lösung Cumulocity, welche der IT-Anbieter vor einem Jahr gekauft hat. Cumulocity ist eine Plattform, auf der sich Anwendungen entwickeln und IoT-Geräte anbinden lassen. Diese kann als fest installierte Lösung, aber auch aus der Cloud genutzt werden. Gerade in der Public-Cloud-Edition entfalte sie ihre besonderen Stärken, meint Bernd Groß. Er war CEO von Cumulocity und ist seit der Übernahme bei der Software AG als Senior Vice President für die Bereiche IoT und Cloud zuständig.

In der Cloud hätten die Anwender die Möglichkeit, schnell und einfach auf die Technologie zuzugreifen. „Mit unserer Plattform lässt sich eine Maschine innerhalb von einer halben Stunde anbinden“, erklärt Groß.

Skalierbarkeit bei Adamos als Pluspunkt

Ein weiterer Pluspunkt sei die Skalierbarkeit. „Viele IoT-Projekte fangen klein an“, so der Vice President. Wer erfolgreich sein wolle, gehe dann schrittweise vor. „Und dank der Cloud ist es möglich, mit dem jeweiligen Use Case zu wachsen“, sagt Groß. Mit Cumulocity könnten Unternehmen die optimale Balance zwischen Risiko und den angestrebten Zielen halten sowie das Tempo in den entsprechenden Projekten selbst bestimmen.

Wirklich einfach ist beim Thema IoT allerdings kaum etwas. Die Heterogenität in den Fabriken, in denen sich meist Maschinen von verschiedenen Herstellern und aus unterschiedlichen Generationen tummeln, stellt die Anwenderunternehmen vor große Herausforderungen. Eine Out-of-the-box-Lösung gibt es nicht.

Adamos unterstützt 140 Feldbus-Protokolle

Laut Groß biete Cumulocity aber immerhin wichtige Voraussetzungen, um die Kommunikationsprobleme in den Griff zu bekommen. „Wir unterstützen 140 Feldbus-Protokolle“, sagt er. Dies sei mehr als bei jeder anderen Plattform.

Dass Cumulocity durchaus Stärken zu bieten hat, belegt das Interesse anderer Player aus dem IoT-Umfeld. So nutzt auch Siemens die Technologie als Grundlage für seine IoT-Plattform Mindsphere. Und Bosch vertraut ebenfalls bei seinem Cloud-Angebot für Industrie 4.0 auf die Lösung der Software AG.

Spezifische Sicht auf die Fertigung

Mit einer IoT-Plattform können sich Firmen Anwendungen basteln, um einen besseren Überblick über ihre Produktion zu erhalten. „Das kann ein Dashboard für den Servicetechniker sein. Oder eines für den Fabrikmanager, das etwa Produktivitätskennzahlen zeigt“, erklärt Groß. „Man definiert verschiedene Anwender und jeder erhält seine spezifische Sicht auf die Fertigung.“

Wer nicht selbst entwickeln will, kann auch auf vorgefertigte Lösungen zurückgreifen. Cumulocity bietet unter anderem Applikationen für Condition Monitoring, Predictive Maintenance sowie ein laut Anbieter leicht handhabbares Sensor-Management an.

Auch Edge-Computing ist mit Adamos möglich

Hinzu kommt die Möglichkeit, Edge-Computing nutzen zu können. Dabei werden Daten schon vor Ort verarbeitet und nicht erst in die Cloud geschickt. „Die Geräte erhalten ihre Anweisungen und Analysen nicht mehr von einer zentralisierten Cloud-Infrastruktur, sondern können die betreffenden Aufgaben eigenständig ausführen“, erklärt Groß.

Das spart Zeit, Kosten und kann auch die Sicherheit erhöhen, weil bestimmte Daten im Unternehmen bleiben. Laut Groß gibt dies Firmen eine umfassende, automatisierte und flexibel skalierbare Kontrolle über ihre gesamte IoT-Architektur.

Industrie 4.0 unter Dampf

Was künftig mithilfe einer IoT-Plattform wie der von Adamos möglich sein wird, zeigt das Beispiel Certuss. Das Unternehmen produziert Dampfgeneratoren, die zum Beispiel in Krankenhäusern zum Einsatz kommen, um Medizingeräte zu sterilisieren. Jeder dieser Generatoren ist mit bis zu 60 Sensoren ausgerüstet.

Mithilfe von Cumulocity werden diese Daten nun gesammelt, in die Cloud geschickt und dort analysiert. „Damit lässt sich zum Beispiel erkennen, wie viel Dampf in einem bestimmten Zeitraum generiert wurde und warum es eventuell zu Schwankungen kam“, erläutert Groß. So können die Informationen auch verwendet werden, um eine vorausschauende Wartung umzusetzen.

Industrie 4.0 steht im Maschinenbau noch am Anfang

Das Beispiel Certuss zeigt auch, dass das Thema Industrie 4.0 gerade am Anfang steht. Laut Groß sind die Dampfgeneratoren zwar schon seit Jahren mit Sensoren bestückt. Doch bisher wurden die damit generierten Daten nicht analysiert. Dies sei in vielen Unternehmen ähnlich.

So mag die Digitalisierung im Maschinen- und Anlagenbau zwar ein wichtiger Treiber sein. Aber die Entwicklung kommt erst langsam in Gang. Plattformen wie Adamos könnten dafür sorgen, dass sie Fahrt aufnimmt.


„Wir sehen Adamos als Kompetenzzentrum“

Wie unterscheidet sich Adamos von anderen IoT-Plattformen?

Adamos ist nicht nur eine IoT-Pattform, sondern eine strategische Allianz für die Zukunftsthemen Industrie 4.0 und Industrial Internet of Things. Adamos ist speziell auf die Bedürfnisse des Maschinen- und Anlagenbaus und seiner Kunden zugeschnitten. Den Maschinenbauern bietet Adamos ein offenes, herstellerneutrales und auf führenden Technologien basierendes IIoT-Umfeld. Eine wichtiger Punkt ist die Fokussiertheit auf diese eine Branche. Wir sehen eine riesige Chance darin, ein Ökosystem aufzubauen, das sich nur auf den Manufacturing-Bereich konzentriert. Zugleich haben wir auch den Vorteil einer gewissen Unabhängigkeit von einem einzigen großen Anbieter. Wir haben ja bereits verschiedene namhafte Shareholder mit an Bord. Indem wir weitere hinzugewinnen, sehen wir eine Chance, Adamos zu einem Standard werden zu lassen. Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Interoperabilität. Wir sind technologisch offen. Dadurch wird die Anbindung von Maschinen unterschiedlicher Hersteller sehr vereinfacht.

Was ist der konkrete Nutzen für den Endanwender?

Alle Shareholder arbeiten auf einer einheitlichen technologischen Plattform und tauschen sich bei der Entwicklung von Applikationen aus. Damit ebnet jeder Adamos-Partner seinen Kunden den Weg in die Digitalisierung und bietet mit geringem Aufwand die Nutzung erprobter Lösungen für die digital vernetzte Produktion. Das bedeutet für den Endkunden, dass er innovative Produkte schneller und möglicherweise auch günstiger bekommt.

Die Heterogenität in den Fabriken ist aber ein Problem. Bietet Adamos dafür Unterstützung?

Dem müssen sich die Maschinen- und Anlagerbauer grundsätzlich stellen und ihren Kunden passende Lösungen anbieten. Zum einen bieten unsere Shareholder entsprechende Beratung. So hat zum Beispiel DMG Mori eine Consulting-Truppe, die bei der Anbindung von Fremdmaschinen über die Celos-Netbox hilft. Zum anderen sehen wir Adamos auch als Kompetenzzentrum und Shared Center, wo Erfahrungen und Wissen zum Wohle des Kunden geteilt werden. Es geht uns darum, Strukturen zu schaffen, welche die Zusammenarbeit zwischen Partnern und Anwendern erleichtern. Außerdem wollen wir Expertengruppen aufbauen, die partnerübergreifend arbeiten.

Welches Konzept verfolgt Adamos bei der Auswahl der Partner?

Adamos fokussiert sich ausschließlich auf den Maschinen- und Anlagenbau Wir möchten gerne einen breiten Querschnitt der Branchen als Shareholder dabei haben, um das Angebot möglichst interessant ausgestalten zu können. Der Partnerbereich ist offen für alle Unternehmen aus der Branche.

Dr. Marco Link ist Geschäftsführer von Adamos. Bild: Adamos
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